Letzter «Goodwill» für den Leuenberg
29.11.2019 Baselbiet, Kirche, Finanzen, Bezirk LiestalReformierte Kirche verzichtet auf finanzielle Forderungen
Rein rechtlich hätte die reformierte Landeskirche nach dem Verkauf des Tagungszentrums 2,2 Millionen Franken vom Leuenbergverein zurückfordern können. Sie verzichtet jedoch auf die Schuldentilgung.
Elmar ...
Reformierte Kirche verzichtet auf finanzielle Forderungen
Rein rechtlich hätte die reformierte Landeskirche nach dem Verkauf des Tagungszentrums 2,2 Millionen Franken vom Leuenbergverein zurückfordern können. Sie verzichtet jedoch auf die Schuldentilgung.
Elmar Gächter
Eigentlich ist der Leuenberg für die Reformierte Kirche Baselland (ERK BL) weitgehend Vergangenheit. 2015 haben ihre Synodalen entschieden, sich nach über 40 Jahren vom Tagungsort der reformierten Kirche zurückzuziehen – mit einem Abschiedsgeschenk notabene. Nicht gerade begeistert zwar, aber dennoch mit einem klaren Entscheid wurde dem «Verein der evangelischen Heimstätten der Nordwestschweiz Leuenberg», kurz Leuenbergverein, eine letzte Summe von 1,5 Millionen Franken für Renovationsarbeiten an den Gebäuden sowie die Tilgung von Pensionskassenschulden zugesprochen.
Zurück blieben allerdings Forderungen der Landeskirche aus früheren Leistungen – ein verzinsliches Darlehen aus dem Jahr 2000 von 1 Million Franken und ein 2006 gesprochener Investitionsbeitrag von 1,2 Millionen. Beide Summen sind mit Schuldbriefen und der Vereinbarung abgesichert. Bei einem Verkauf des Tagungszentrums sind diese Beträge zur Rückzahlung fällig.
«Der Leuenbergverein als Eigentümer des Tagungszentrums hat seine Liegenschaft im Juni dieses Jahres an die Hotel Leuenberg AG verkauft», wie Vereinspräsident Robert Ziegler auf Anfrage mitteilt. Die neue Besitzerin war seit 1. Mai 2016 Pächterin des Seminarhotels. Mit diesem Verkauf könnte die ERK BL somit ihre vermögensrechtlich abgesicherten Ansprüche geltend machen. Tut sie aber nicht. Die Synode hat an ihrer Sitzung von vergangener Woche beschlossen, auf die Geltendmachung der Forderungen zu verzichten.
«Es hätte sich nicht gelohnt»
Sandra Bätscher, die für dieses Geschäft zuständige Kirchenrätin, führt verschiedene Gründe für diesen von den Synodalen unbestrittenen Entscheid an. Als ganz wesentlich bezeichnet sie die Tatsache, dass sowohl das Darlehen als auch der Investitionsbeitrag in den Büchern der ERK BL bereits früher ausgebucht beziehungsweise abgeschrieben worden seien.
Mit dem Verkaufspreis, über den die Parteien gemäss Ziegler Stillschweigen vereinbart haben, könne der Leuenbergverein zwar aktuelle Forderungen tilgen, es blieben jedoch Schulden gegenüber der reformierten Kirche sowie die Restschuld aus einem sogenannten Poolingsdarlehen. Daran beteiligt seien neben der ERK BL auch zwei Kirchgemeinden – laut Robert Ziegler jene von Binningen-Bottmingen und Basel-West –, die Pensionskasse Baselland und drei private Schuldner. Diese sollen, so die Meinung der ERK BL, nicht zu Schaden kommen. «Hätten wir die Schulden auf dem Rechtsweg eintreiben wollen, hätten wir höchstens einen kleinen Betrag zurückerhalten», hält Sandra Bätscher zudem fest.
Nach wie vor im Eigentum des Leuenbergvereins ist das Jugendhaus, das 1949 noch vor der Heimstätte Leuenberg erstellt worden ist. Es soll verkauft werden, um die Restschulden ganz tilgen zu können. Robert Ziegler ist überzeugt, dass mit dem Verkaufspreis, der seiner Ansicht nach deutlich über dem Buchwert von rund 430 000 Franken liegen müsse, sämtliche Schulden getilgt werden können. «Wir können es uns nicht leisten, das Haus zu verschenken», so der langjährige Vereinspräsident.
Der Verkauf des Jugendhauses schliesst eine langjährige Geschichte des Leuenbergs ab. Dazu zählt auch das gleichnamige Hofgut, das bereits 2002 an die Pächterfamilie verkauft worden ist. Nach wie vor wird es den Leuenbergverein geben. «Mindestens, solange Vereinsmitglieder ihm die Treue halten und Freiwillige da sind, um Tagungen zu kreieren und diese auch besucht werden», hält Robert Ziegler fest.