200 Imker und 2000 Bienenvölker im Auge
15.11.2019 Bezirk Sissach, Ormalingen, Porträt, NaturJacques Breiter, Bieneninspektor des Bezirks Sissach, tritt zurück
An der heutigen Generalversammlung des Bienenzüchtervereins Sissach in Ormalingen wird Jacques Breiter aus Sissach als Bieneninspektor verabschiedet. Grund dafür ist, dass der 72-Jährige denkt, genügend Imker ...
Jacques Breiter, Bieneninspektor des Bezirks Sissach, tritt zurück
An der heutigen Generalversammlung des Bienenzüchtervereins Sissach in Ormalingen wird Jacques Breiter aus Sissach als Bieneninspektor verabschiedet. Grund dafür ist, dass der 72-Jährige denkt, genügend Imker ausgebildet zu haben, unter denen sich ein würdiger Nachfolger findet.
Brigitt Buser
Wenn Jacques Breiter kürzertritt, sind die Bienen im Kanton weiterhin in guten Händen: Gleich zwei Personen werden in seine Fussstapfen treten. Gründe für die Doppelbesetzung gibt es genug: Einer davon ist die vermehrte Bürokratie, die auch vor einem Bieneninspektor nicht haltmacht. «Insbesondere wenn ein Befall durch eine Seuche vorliegt», erklärt Breiter, der in jüngeren Jahren Bienenberater war. Wichtig dabei zu wissen ist, dass die Haltung von Bienen beim kantonalen Veterinärdienst meldepflichtig ist.
Ebenfalls eine Meldung verlangt der kantonale Bieneninspektor Marcel Strub (Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung) und Thomas Nyffeler, Präsident des Bienenzüchtervereins Sissach. Ein Wechsel von Bienenvölkern in einen anderen Inspektionskreis ist hingegen in beiden Bezirken meldepflichtig, und falls nötig, führt der Inspektor des alten Standorts eine Gesundheitskontrolle durch.
Dies insbesondere, wenn im Umkreis von zwei Kilometern Seuchen aufgetreten sind oder seuchenverdächtige Erscheinungen beobachtet wurden. Dann gilt es, auch wenn kein Umzug vorgesehen ist, diese unverzüglich dem Bieneninspektor zu melden, der unter der Leitung des Kantonstierarztes die Vorschriften zur Bekämpfung der Bienenseuchen umsetzt. Und dazu gehört eben auch, dass nur gesunde Völker umplatziert werden dürfen.
Nicht nur Imker profitieren
«Bienen hält man ja nicht nur für die Honigproduktion, sie sind in unserer Region für den Anbau von Kirschen und anderen Obstsorten die wichtigsten Bestäubungsinsekten», sagt Breiter. Der Wert der Bestäubung von Obst durch die Honigbienen sei viel höher zu gewichten als der Wert des Honigertrags des Imkers. Hier sei eine gute Zusammenarbeit zwischen Imker und landwirtschaftlichen Betrieben oder Obstproduzenten enorm wichtig, was auch gut funktioniere.
Zudem bestäuben Honigbienen rund 4000 Wild- und Kulturpflanzenarten, was ein immenser Beitrag für eine hohe Biodiversität ist. «Und dies ergibt wiederum den besten Honig», fügt Breiter an. Es liege daher in der Pflicht des Bienenhalters, gesunde Völker zu kultivieren. Unterstützung bietet die Ausbildung als Imker, was zwar nicht Pflicht, jedoch unbedingt zu empfehlen sei.
Kampf gegen Seuchen
Als Kursleiter, Bieneninspektor und dank der eigenen Haltung von Bienenvölkern konnte Jacques Breiter in seinen 38 Jahren als Bieneninspektor unglaublich viele Erfahrungen sammeln. Speziell auch bei Seuchen wie beispielsweise Varroose, verursacht durch eine Milbe, die als Parasit an Honigbienen lebt. Sie entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut des Bienenvolks. Geht das Volk ein, stirbt die Milbenkolonie ebenfalls ab. Eine Übertragung der Varroose auf gesunde Bienenvölker erfolgte jedoch vorab durch Honig sammelnde Arbeiterinnen, die in ihrem etwa 24-tägigen Leben als Fluginsekt als Erstes die Brut pflegten.
Zwei weitere gefürchtete Seuchen sind die Faul- und Sauerbrut. Bei beiden handelt es sich um eine ansteckende bakterielle Erkrankung der Bienenbrut. Übertragen werden sie durch Räuberbienen, zugekaufte, bereits verseuchte Völker oder verseuchte Waben. Ebenfalls Gefahr besteht durch importierten Honig auf dem Zmorgetisch, den die bei uns gehaltenen Bienen natürlich auch nicht verschmähen, wenn sie ihn beispielsweise in Glassammelcontainern wittern. In beiden Fällen sind die ein bis zwei Tage alten Maden der Honigbiene gefährdet.
Bei einem Befall durch die Faulbrut riecht die frische Infektion nach frischem Quark und bei der Sauerbrut kann diese nach Käse, Fussschweiss oder einfach nur säuerlich riechen.
Der Bieneninspektor hat eine bedeutende Aufgabe, wenn man bedenkt, dass das Halten von Bienenvölkern in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Dies sicherlich aufgrund unseres verstärkten Umweltbewusstseins. Momentan halten im Bezirk Sissach rund 200 Imker an die 2000 Bienenvölker. Ein Volk beherbergt im März 4000 bis 6000 Arbeiterinnen und eine Königin. Bis zur Sommersonnenwende, der besten Zeit im Sommer, sind es 40 000 bis sogar 60 000 Individuen. Bis zum Herbst nimmt die Anzahl auf 15 000 bis 10 000 Tiere ab, die dann mit der Königin überwintern, um die Temperatur von circa 37 Grad im Volk zu halten.
Die Aufgabe des jetzigen Bieneninspektors im Bezirk Sissach übernehmen nun Thomas Mumenthaler aus Gelterkinden und Dieter Hufschmid aus Rothenfluh. Jacques Breiter ist überzeugt, dass beide bestens dazu befähigt sind. Ihm selbst bleibt jetzt vermehrt Zeit, sich den eigenen Bienenvölkern zu widmen.