Erneut müssen Fische umgesiedelt werden
19.09.2019 Baselbiet, Sissach, NaturMehrere Bäche trocknen aus – Zivilschutz im Einsatz
In den Oberbaselbieter Bächen herrscht wieder Wassermangel. Die Fische werden durch den Zivilschutz evakuiert. Ein Augenschein an der Ergolz.
David Thommen
Das Baselbiet hat einen ausgeprägt heissen ...
Mehrere Bäche trocknen aus – Zivilschutz im Einsatz
In den Oberbaselbieter Bächen herrscht wieder Wassermangel. Die Fische werden durch den Zivilschutz evakuiert. Ein Augenschein an der Ergolz.
David Thommen
Das Baselbiet hat einen ausgeprägt heissen Hochsommer hinter sich. Ganz so trocken wie im Vorjahr war es allerdings nicht. Einige Gewitter und Regentage haben zwischendurch dafür gesorgt, dass die Bäche stets zumindest ein bisschen Wasser führten.
Jetzt im Spätsommer ist die Trockenheit allerdings wieder da. Wenig Regen gab es zuletzt am 7. und 8. September, der letzte nennenswerte Niederschlag datiert aber bereits vom 20. August. Gestern hat der Baselbieter Zivilschutz nun damit begonnen, die Ergolz auf der Strecke zwischen der Gemeindegrenze von Böckten und dem Sissacher Schwimmbad abzufischen. Das Wasser ist dort auf weiten Strecken komplett versiegt. Das ausgetrocknete Bachbett bietet ein trauriges Bild – lediglich an tieferen Stellen gibt es noch stehendes und warmes Wasser, wo die Fische nun gefangen und zunehmend in Lebensgefahr sind. Auf den trockenen Abschnitten sind zwischen den Steinen immer wieder Fischkadaver zu beobachten.
Bereits in der Vorwoche war der kantonale Zivilschutz, der rund 20 ausgebildete «Elektro-Ausfischer» in seinen Reihen hat, im Homburgerbach unterwegs, um zu retten, was noch zu retten ist. Im Bereich der Mündung des Homburgerbachs in die Ergolz oberhalb der Sissacher Badi erinnern beide Bachbette seit Tagen an eine öde Steinwüste. In diesem Gebiet sind die beiden Gewässer besonders anfällig auf trockene Witterung. Der kantonale Fischereiaufseher Daniel Zopfi stellte unlängst einen direkten Zusammenhang zum dortigen regionalen Pumpwerk Wühre her, wo viel Grundwasser für die Trinkwassergewinnung entnommen wird (die «Volksstimme» berichtete). Mit dem Absinken des Grundwasserspiegels «verschwinde» auch der Bach im Boden. Die Darstellung, dass die Trinkwassergewinnung die hauptsächliche Ursache dafür ist, ist allerdings umstritten. Die kantonale Bau- und Umweltschutzdirektion, die andere Einflüsse nicht ausschliesst, ist zurzeit daran, die dortige Situation eingehend zu untersuchen.
Auch der Eibach trocknet aus
Die derzeitige Trockenheit macht sich auch in den anderen Bächen im Oberbaselbiet immer mehr bemerkbar. Die «Ausfisch-Truppe» des Zivilschutzes war gestern in Sissach zur Eile angehalten, da in Gelterkinden bereits der nächste Einsatz anberaumt war: Der Eibach ist ebenfalls akut am Austrocknen. In weiteren Gewässern im Oberbaselbiet ist oder wird die Lage kritisch – in Bennwil wurden die Fische bereits vor geraumer Zeit aus den letzten verbliebenen Pfützen herausgeholt.
Die Ausbeute der gestrigen Abfischaktion in der Ergolz war beträchtlich. Die Zivilschützer schätzten gestern Morgen zu Beginn der Aktion, dass zwischen Sissach und Böckten bestimmt gegen 300 Fische – vorwiegend Forellen – aus dem Bach geholt werden müssen. Ausgesetzt wurden die Fische anschliessend unterhalb von Sissach wieder in der Ergolz. Ab dort, wo das gereinigte Abwasser aus der regionalen ARA in den Bach eingeleitet wird, ist der Pegel der Ergolz wieder hoch genug.
Weniger ein Thema in den Medien als im Vorjahr war in diesem Sommer das Trinkwasser. Mittlerweile aber haben einzelne Gemeinden – wie Bennwil oder Reigoldswil – die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen. «Die Situation heute ist vergleichbar mit der im Vorjahr», sagt Achim Benthaus, der Leiter der Fachstelle Wasserversorgung beim kantonalen Amt für Umweltschutz und Energie. Die Grundwasserstände seien verhältnismässig tief und die Quellschüttungen seien während des Sommerhalbjahres kontinuierlich zurückgegangen. Möglicherweise folgten bald weitere Gemeinden mit Aufrufen zum Wassersparen, sagt er. In einem Punkt allerdings gibt es einen grösseren Unterschied zum Vorjahr: Die Trockenheit setzte heuer deutlich später ein. Geht es Richtung Herbst, sinkt der Wasserverbrauch markant und die Lage wird weniger rasch prekär. Vor allem die Gärten sind nun nicht mehr ganz so durstig.
Selbst wenn es bald wieder einmal regnen sollte, wird sich der Grundwasserspiegel nicht so schnell erholen: «Während der Vegetationsperiode nehmen die Pflanzen das Wasser auf und verdunsten es wieder», sagt er. Der Grundwasserspiegel steige daher in der Regel fast nur den Winter hindurch. Allerdings wurden die Reserven im vergangenen Winter nur etwa zur Hälfte aufgefüllt. Man müsse darauf hoffen, dass der kommende Winter wieder einmal deutlich feuchter werde, damit sich die Situation längerfristig entspanne, so Benthaus. Indessen: «Die Wasserversorgung funktioniert im Baselbiet alles in allem sehr gut, sonst hätten wir heute grössere Probleme.»
Abfall im Bach
Während die einen Zivilschützer gestern in der Ergolz mit dem Elektrofischfanggerät und Keschern hantierten, betätigten sich andere als Bachputzer. Glas- und Petflaschen wurden aufgelesen, dazu viel Plastik und Aludosen. Auch ein Töffhelm wurde gefunden, dazu ein Reisekoffer, den offensichtlich jemand einfach so in den Bach geworfen hatte.
Vergangene Woche seien auf einer kurzen Strecke im Homburgerbach zwei 110-Liter-Säcke mit Abfall gefüllt worden, sagte einer der Beteiligten: «Es ist beelendend.»