«Die Apotheke ist genau mein Ding»
06.06.2019 Bezirk Sissach, Gelterkinden, PorträtDer Basellandschaftliche Apotheker-Verband hat mit Katherine Gessler eine neue Präsidentin
Sie ist jung, doch längst kein Greenhorn mehr. Katherine Gessler ist die neue Präsidentin des Basellandschaftlichen Apotheker-Verbands, in dessen Vorstand sie zuvor tätig war. Energie, ...
Der Basellandschaftliche Apotheker-Verband hat mit Katherine Gessler eine neue Präsidentin
Sie ist jung, doch längst kein Greenhorn mehr. Katherine Gessler ist die neue Präsidentin des Basellandschaftlichen Apotheker-Verbands, in dessen Vorstand sie zuvor tätig war. Energie, Leidenschaft und Zukunftsvisionen bringt sie mit in ihr Amt.
Nelly Anderegg
«Überrascht war ich über meine Wahl nicht, war ich doch die einzige Kandidatin für das Amt. Nichtsdestotrotz freue ich mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen», sagt Katherine Gessler über ihren Wahlsieg. Seit dem 14. Mai steht sie an der Spitze des Basellandschaftlichen Apotheker-Verbands (BLAV) und löst damit Erika Rüegg-Handschin nach 13 Jahren im Amt ab. Zuvor hatte sich die 41-Jährige während mehrerer Jahre in dessen Vorstand die Sporen abverdient.
Dem hiesigen Verband gehören 47 Apotheken an. Untereinander herrsche eine gute und kollegiale Stimmung, betont Gessler. Dass das auch in Zukunft so bleibt, dafür will sie sich einsetzen. Von einem Futterneid unter den Apothekern könne nicht die Rede sein. Doch der Druck auf die Apothekerschaft nehme weiterhin zu, merkt sie an.
Apotheken unter Spardruck
So stösst die kürzlich neu geforderte Kosteneinsparung des Bundesrats mit der Einführung des Referenzpreises für Generika auf vehemente Gegenwehr seitens der Apotheker. Katherine Gessler schüttelt den Kopf über diese geplante Sparmassnahme. Sie ist der Meinung, dass das Kostenproblem im Gesundheitswesen dadurch einmal mehr nur verlagert, aber nicht gelöst werde. «Nur gerade 4,2 Prozent der Krankenkassenprämien entfallen auf Apotheken», erklärt sie. Mit ihrer Petition wollen die Apotheker Gegensteuer geben. Die Präsidentin ist also gefordert. Denn die Apotheker fürchten um die eigenen Arbeitsplätze und die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Peripherie.
2006 schliesst die in Lampenberg aufgewachsene Katherine Gessler ihr Pharmaziestudium an der Universität Basel ab. Dass sie sich für dieses Studienfach entschieden hat, daran war ihr enthusiastischer Chemielehrer schuld. «Er hat in mir das Interesse für Naturwissenschaften entflammt.» Ausserdem verbinde die Pharmazie viele Disziplinen miteinander, die in ein grosses Berufsfeld münden.
Ihren ursprünglichen Plan eines Germanistikstudiums verwirft sie deshalb und fädelt sich in eine neue berufliche Laufbahn ein. Bereut hat sie diese Entscheidung keine Sekunde, denn die Arbeit in der Apotheke ist genau ihr Ding. 2011 nutzt Gessler die Chance zur Selbstständigkeit und übernimmt in Gelterkinden die Apotheke von Erika Rüegg-Handschin, in der sie zuvor bereits ihre Assistenzzeit absolvierte.
Im Berufsalltag steht sie im stetigen Wechselspiel zwischen wissenschaftlicher und menschlicher Kompetenz. Beweglichkeit im Kopf ist wichtig, denn die Beratung ist oft eine Gratwanderung. Angelesenes Halbwissen bei «Dr. Google», so beschreibt sie es, tue sein übriges, dass Kunden auch eine Beratungsresistenz entwickeln.
Apotheke als Schnittstelle
Ebenso sieht sie die Apotheke als einen wichtigen Akteur an der Schnittstelle zwischen Arzt und Patient, die als niederschwellige Anlaufstelle diene. Anhand eines Beispiels erklärt Gessler, was sie genau damit meint. Sie berichtet von einem Mann mit aschgrauer Gesichtsfarbe und starken linksseitigen Armschmerzen. Er wolle nur ein Schmerzmittel abholen, das gibt er unmissverständlich zu verstehen. Gessler hakt nach, macht eine erste Anamnese. Die Apothekerin vermutet anhand der Symptome einen Herzinfarkt. Auf den Ernst der Lage aufmerksam machend, verweist sie den Kunden an den Arzt weiter. Dieser alarmiert wenig später die Ambulanz.
Die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Hausärzten bezeichnet sie als gut. Der Digitalisierung und somit dem Zugang zu EDV-Patientenakten steht sie als Apothekerin äusserst positiv gegenüber. «Damit würden wir bei der Validierung der ärztlichen Verschreibungen in der Apotheke über bessere Werkzeuge verfügen», erklärt die Präsidentin des BLAV. Vorerst bleibt das aber noch eine Zukunftsvision.
Nicht nur in beruflicher Hinsicht bleibt Katherine Gessler stets in Bewegung und stellt sich gerne neuen Herausforderungen. Auch privat ist sie aktiv. Ihre grösste Leidenschaft ist das Tanzen. Dazu gehören auch öffentliche Show-Auftritte. Weit weniger spektakulär dagegen ist ihr Arbeitsweg. Von ihrem Wohnort in Wittinsburg radelt sie auch gerne mit dem Velo zur Arbeit nach Gelterkinden. Denn neben der Apotheke ist auch Sport ihr Ding.