Der Baum ist gepflanzt
05.03.2019 Bezirk Sissach, Kirche, RothenfluhPersonalkrise in Kirchgemeinde scheint überwunden zu sein
Vier Frauen wollen in der Rothenflüher Kirchenpflege Einsitz nehmen und zusammen mit dem Interimspräsidenten und Sachwalter Erich Straumann das ins Schlingern geratene Schiff der Kirchgemeinde wieder auf Kurs ...
Personalkrise in Kirchgemeinde scheint überwunden zu sein
Vier Frauen wollen in der Rothenflüher Kirchenpflege Einsitz nehmen und zusammen mit dem Interimspräsidenten und Sachwalter Erich Straumann das ins Schlingern geratene Schiff der Kirchgemeinde wieder auf Kurs bringen.
Otto Graf
Nach den gewaltigen Turbulenzen in der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Rothenfluh segelt das Schiff nun in entschieden ruhigerem Fahrwasser. Auf der Brücke steht seit Anfang Jahr Kapitän Erich Straumann, der das Ruder von Rudolf Beljean übernommen hat. Der vom Kirchenrat eingesetzte Sachwalter hat nicht nur das Steuer herumgerissen. Es ist ihm in den vergangenen Wochen auch gelungen, eine neue Crew anzuheuern, die willens ist, das Schiff auf Kurs zu halten. Das ist das Fazit der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung, der 30 Personen beiwohnten, darunter die «Gotte» der Kirchgemeinde Rothenfluh, Kirchenrätin Sandra Bätscher, Gemeindepräsidentin von Tenniken, und Anita Hafner, Präsidentin des Kirchenrats im solothurnischen Kienberg.
Nun gelte es, die auf dünnem Eis stehende Kuh sachte auf festen Boden zu bringen, sagte Straumann. Im Rahmen seiner Kompetenzen und nach dem Anhören einer Probepredigt stellte der Sachwalter Birgit Schmidhalter als vorläufige stellvertretende Pfarrerin der Kirchgemeinde Rothenfluh an. Die gebürtige Deutsche stellte sich kurz vor. Sie hat in Bern Theologie und Psychologie studiert, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt in Bubendorf. Sie war und ist an mehreren Orten seelsorgerisch tätig, unter anderem in einer Strafanstalt und in einem Care-Team. Sie werde in Rothenfluh ein Büro haben und zumindest telefonisch jederzeit erreichbar sein, kündigte sie an.
Fündig geworden ist der interimistische Präsident der Kirchgemeinde auch bei der Suche nach neuen Mitgliedern der Kirchenpflege. «Sechzig Personen habe ich angefragt. Vier, notabene alles Frauen, haben nach reiflichem Überlegen zugesagt. Das ist Frauenpower, sensationell», freute sich Straumann. Bis es so weit war, musste der frühere Regierungsrat alle Register ziehen, einen Informationsabend mit noch Unentschlossenen inbegriffen.
Frauenpower in der Kirchenpflege
Die Neuen, Heidi Bader, Sigristin Judith Bitterlin, deren Stellvertreterin Sibylle Gisin und Monika Werthmüller, stellten sich ebenfalls kurz vor, worauf die Versammlung die Kandidierenden einstimmig nominierte und zur stillen Wahl in die Kirchenpflege vorschlug. Nachmeldungen nimmt Straumann bis zum 24. April entgegen. «Es dürfen sich auch Männer melden», sagte er. Auf Vorschlag der Pfarrwahlkommission nominierten die 27 Stimmberechtigten Birgit Schmidhalter als neue Pfarrerin mit einem 50-Prozent-Pensum ab 1. Juni. Zudem nominierte die Versammlung Monika Werthmüller als neues Mitglied der Synode. Der fiktive Termin für die stille Wahl ist der 19. Mai.
Straumann hat der Stiftung Kirchengut, der das Pfarrhaus gehört, die Verwaltungsvollmacht für das total renovierte Gebäude eingeräumt. Dabei vermietet die Stiftung das Erdgeschoss sowie die Bude und einen Teil des Gartens an die Kirchgemeinde, während die Wohnung in den Obergeschossen als Mietobjekt ausgeschrieben wird.
Der Sachwalter gedenkt, noch eine gewisse Zeit in Rothenfluh zum Rechten zu schauen. Er will zudem einige alte Zöpfe abschneiden oder anziehender gestalten. «Gotthelfs Zeiten, als die Hühner die Brösmeli unter dem Tisch aufpickten, sind vorbei», gab er zu bedenken. So entfällt heuer der Suppentag. Dafür soll es einen runden Tisch geben. «Wieso sollen am Suppentag alle im eigenen Kämmerlein essen?», warf er in die Runde und regte an, diese Suppe gemeinschaftlich auszulöffeln. «Der Baum ist gepflanzt. Aber bis er angewachsen ist, müssen wir besonders Sorge tragen zu ihm», stellte er fest. «Somit kann der Plan B, die Kirche dichtzumachen und die Glocken abzustellen, das schlimmste Szenario, in der Schublade bleiben», sagte Straumann abschliessend.