Das Schönste am Bänkeln ist das Dichten
08.03.2019 Bezirk Sissach, Kilchberg, Fasnacht, GelterkindenSissacher Verse sind für die Brootwurschtzipfel ein Muss und unverzichtbar
Am Sonntag um 17 Uhr starten die Gelterkinder Brootwurschtzipfel im Rümlinger «Homburger Stübli» in die Fasnacht. Für Fasnachtsprofi Georges Krieg ist das Einsingen der Schnitzelbänkler seit vielen ...
Sissacher Verse sind für die Brootwurschtzipfel ein Muss und unverzichtbar
Am Sonntag um 17 Uhr starten die Gelterkinder Brootwurschtzipfel im Rümlinger «Homburger Stübli» in die Fasnacht. Für Fasnachtsprofi Georges Krieg ist das Einsingen der Schnitzelbänkler seit vielen Jahren der Beginn der fast schönsten Jahreszeit.
Willi Wenger
Am Sonntag nach dem Fasnachtsumzug, quasi mit dem Einnachten, starten die Gelterkinder Schnitzelbänkler in die hiesige Fasnacht. Nach dem Auftritt im Altersheim schwärmen die Gruppen in die Beizen aus, darunter auch die Brootwurschtzipfel. Eines der Mitglieder, der Kilchberger Georges «Schorsch» Krieg, hat uns erklärt, warum für ihn die «drey scheenschte Dääg» jährlich immer wieder eines der Glanzlichter darstellen.
Schorsch, der bis zu seinem vierten Lebensjahr im Kleinbasel am Lindenberg 1 aufwuchs, bekam den Fasnachtsvirus quasi mit der Muttermilch eingeimpft. «Ich konnte aus dem ersten Stock der Wohnung der Grossmutter sozusagen auf der Höhe der Waggiswagen die Fasnacht geniessen. Mein Vater war als Tambourmajor tätig und meine Mutter und die Schwestern hatten das Piccolo fest im Griff.»
Schorsch hatte als Dreikäsehoch zeitgleich etwas «viel Wichtigeres» vor, wenn er, nachdem der letzte Waggiswagen durchgefahren war, nicht gerade «Dääfeli» in den Räpplibergen suchte. Er war fasziniert von den Schnitzelbänken. «Ich hörte stundenlang alte Fasnachts-Langspielplatten, lernte Schnitzelbänke auswendig und trug diese meiner Familie vor.» Das habe ihn geprägt und begleite ihn ein Stück weit bis heute, wo die Brootwurschtzipfel sein Fasnachtsleben bestimmen.
Zusammen mit «Doblersteffi», «Bürgipasci» und «Schaubruedi» ist das Quartett in Gelterkinden und in den umliegenden Dörfern bis Dienstagabend der kommenden Woche ein «Volltreffer», der mehr als nur unverzichtbar ist. Er ist ein fester Bestandteil des närrischen Treibens. Die Schnitzelbänkler treten dabei als Mannschaft auf. «Für mich ist die Fasnacht immer eine Teamangelegenheit», sagt Schorsch. Letztlich sei es wichtig, «dass alle von uns den Plausch haben und dass wir beim Publikum, wie auch immer, ankommen.» «Aber», so Schorsch gut gelaunt, «beim Schnitzelbänkeln geht es nicht in erster Linie darum, zu gefallen und lustig zu sein. Wir wollen zeitkritisch und unverblümt unsere Meinung kundtun. Idealerweise nach dem Motto ‹aus der Region – für die Region› und immer knapp an der Wahrheit vorbei.»
Dass bei den Gelterkinder Brootwurschtzipfel Sissach aufs Korn genommen wird, ist gesetzt. «Sissacher-Verse sind ein Muss. Und wenn nichts Grossartiges im ‹Gegenüber› passiert ist, erfinden wir zur Not halt etwas», witzelt der Schnitzelbank-Sachverständige. Er versichert aber, dass niemand Angst haben müsse. «Unsere Vorträge sind zwar politisch unkorrekt, aber wir gehen nie unter die Gürtellinie.»
Mit der Fasnacht beginnen zwar die drei schönsten Tage, wie Insider zu sagen pflegen. Das Allerschönste ist für Schorsch jedoch bereits vorbei. «Das Schönste für mich am Schnitzelbänkeln sind die ersten Wochen im neuen Jahr. Ich treffe mich mit meinen lieben Freunden, gemeinsam dichten wir unzensierte Pointen, kritisieren und bereichern uns gegenseitig. Und ‹schnuure dryy›, nur so wird ein Bank reflektiert und schliesslich gut.» In dieser Zeit könne man als Gelterkinder zudem hemmungslos und ungeniert über die Sissacher herziehen …