«Nimmsch e Goldigi wie letscht Joor?»
08.03.2019 Bezirk Sissach, Fasnacht, GelterkindenGisela Meyer verkauft seit 25 Jahren Fasnachtsplaketten
Roter Mantel, Einkaufswagen und das Herz auf der Zunge – das ist Gisela Meyer. Zumindest dann, wenn sie «Blagette» für die Gelterkinder Fasnacht verkauft. Zum Jubiläum hat sie eine ganz persönliche Preziose in ...
Gisela Meyer verkauft seit 25 Jahren Fasnachtsplaketten
Roter Mantel, Einkaufswagen und das Herz auf der Zunge – das ist Gisela Meyer. Zumindest dann, wenn sie «Blagette» für die Gelterkinder Fasnacht verkauft. Zum Jubiläum hat sie eine ganz persönliche Preziose in petto.
Nelly Anderegg
«Chaufsch au e Blagette bi mir?», tönt es vor dem Eingang beim Coop. Die Stimme, die da zum Kauf auffordert, ist vielen Gelterkindern vertraut. Es ist die von Gisela Meyer. Gisela ist wieder «uf der Gass». In gewohnter Manier, wie jedes Jahr. Und das nun bereits zum 25. Mal – ein Jubiläum also.
Der Eingang vor dem Coop ist seit jeher ihr Stammplatz. Ab Januar steht sie dort beinahe täglich am Nachmittag, um die silber- und goldfarbenen Anstecker an den Mann oder an die Frau zu bringen. Gut eingepackt in ihren roten Mantel trotzt sie Wind und Wetter. Am Ende der Fasnacht wandert das Kleidungsstück bis zum nächsten Jahr wieder in den Schrank zurück.
Wie der rote Mantel gehört auch ein Einkaufswagen zu Giselas Ausrüstung. Einen solchen funktioniert die 73-Jährige jeweils in eine Art Verkaufsstand um. Dort deponiert sie die Kartonschachtel mit den Fasnachtsplaketten und die Kasse. «So erkennen mich die Leute gleich auf Anhieb», erklärt sie. Ein kleines Podest schützt sie zudem vor kalten Füssen. Ehemann Sepp sei Dank. Er hat das gute Stück eigens für sie gezimmert. Auch ein dickes Fell hat sich die Rentnerin in all den Jahren zugelegt. Das schützt zwar nicht gegen die Kälte, wohl aber gegen gehässige Kommentare. Die seien glücklicherweise aber die Ausnahme, verrät Meyer.
Durch die Familie hineingerutscht
Ihr Mann Sepp und die gemeinsamen drei Kinder waren es, welche die gebürtige Schaffhauserin vor Jahren mit dem Fasnachtsvirus ansteckten. Als damaliges Vorstandsmitglied und aktiver Fasnächtler bei den Eibach-Rugger, spannte Sepp seine Frau kurzerhand mit ein. So ist Gisela irgendwie hineingerutscht. Nach Feierabend verkaufte sie schon damals Plaketten.
Ohne «Blagette» kommt zurzeit wohl kaum jemand an Gisela Meyer vorbei. «Nimmsch wider e goldigi wie letscht Joor?», fordert sie kess zum Kauf auf. Ist jemand nicht kaufwillig, quittiert sie das ab und an mit einem Spruch – den gibts natürlich umsonst. Mit «Batzechlemmer» hat sie ihre liebe Mühe. «Nur wer eine Plakette kauft, unterstützt auch die Fasnacht und somit unser Brauchtum», erklärt sie ihre Beharrlichkeit. Und die zahlt sich aus. Wie in den Jahren zuvor will sie auch in diesem Jahr restlos alle Plaketten verkaufen. Das sind zwischen 900 und 1200 Stück. Viel Geduld und Zeit stecken in dieser freiwilligen Arbeit.
«Gisettli», ihre eigene Plakette
Dennoch überwiegen die schönen Momente für Gisela Meyer. Durch den Plakettenverkauf hat sie viele Leute kennengelernt. «Ich mag die Menschen und ihre Geschichten», erklärt sie ihren Enthusiasmus, «denn das Zwischenmenschliche liegt mir sehr am Herzen.» In all den Jahren hat sie Erfreuliches und Tieftrauriges gehört, hat gelacht oder Mitgefühl gezeigt. Am Ende des Tages ist es das, was Gisela am Plakettenverkauf Freude bereitet. Den Batzen, den sie durch den Verkauf erhält, sei ein schöner Nebeneffekt. Mehr aber auch nicht. Der Haupterlös fliesst in die Kasse der Gelterkinder Fasnacht (Gefa).
Dass Gisela Meyer seit zweieinhalb Fasnachtsjahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Fasnacht leistet, steht für die Gefa ausser Frage. Die Wertschätzung wird ihr in Form einer persönlichen Plakette und eines Gedichtes dieses Jahr entgegengebracht. Über beides freut sich die Jubilarin gleichermassen. «Gisettli» heisst die goldfarbene Preziose – eine Verschmelzung ihres Namens Gisela mit dem Wort «Plakettli». Auch das Sujet wird ihr gerecht. Es zeigt die «alti Dante» mit Einkaufswagen und passendem Schriftzug, der da lautet: «Plaketten-Gisela 2019». Von den nummerierten 100 Stück sind fast schon alle verkauft. Der Erlös geht an die Kinderfasnacht.
Denkt sie dann und wann auch ans Aufhören? «Solange meine Gesundheit mitmacht, werde ich auch im nächsten Jahr wieder Plaketten verkaufen.»
Trotz all der Jahre im Dienste der Fasnacht war Gisela Meyer selber nie eine aktive Fasnächtlerin. «Ich habe es gerne lustig und gemütlich», erzählt sie, «in einer Clique war ich aber nie.» Nun steht ihr in diesem Jahr fasnachtstechnisch doch noch eine Premiere ins Haus. Um was es sich dabei genau handelt – Gisela wird das Geheimnis selber lüften. Pünktlich zum Fasnachtsbeginn.