«Was wir haben, haben wir zusammen erreicht»
27.11.2018 Bezirk Sissach, Porträt, SissachKitty und Alfred Meier feiern ihre eiserne Hochzeit
Aus Basel und Münchenstein stammend, ziehen Alfred und Kitty Meier nach ihrer Hochzeit nach Sissach. Dort verbringen sie über 60 Jahre. Obwohl sie ihren 65. Hochzeitstag in Rheinfelden begehen, fühlen sich die beiden noch immer als ...
Kitty und Alfred Meier feiern ihre eiserne Hochzeit
Aus Basel und Münchenstein stammend, ziehen Alfred und Kitty Meier nach ihrer Hochzeit nach Sissach. Dort verbringen sie über 60 Jahre. Obwohl sie ihren 65. Hochzeitstag in Rheinfelden begehen, fühlen sich die beiden noch immer als Sissacher.
Michèle Degen
Fein säuberlich aufgereiht stehen sie auf den Regalbrettern. Geordnet und mit den entsprechenden Jahreszahlen gekennzeichnet, reihen sich die dunklen Buchrücken aneinander. 65 Fotoalben sind es, welche die Geschehnisse jedes einzelnen Ehejahres von Alfred und Kitty Meier dokumentieren. Das Ehepaar aus Sissach begeht heute seinen 65. Hochzeitstag. Eiserne Hochzeit. Kitty und Alfred Meier sitzen am Küchentisch ihrer Wohnung in Rheinfelden. Vor der gläsernen Balkontür zieht der Rhein vorbei. Auf dem Teppich vor dem Sofa liegt Dandy, der Hund des Ehepaars. Seit eineinhalb Jahren wohnen der 90-Jährige und die bald 90-Jährige in Rheinfelden. Fühlen würden sie sich aber nach wie vor als Sissacher.
Dort verbrachten die beiden den Grossteil ihres gemeinsamen Lebens. Der ehemalige Zahnarzt aus Münchenstein und die Bürokauffrau aus Basel heirateten 1953 und zogen kurz darauf praktisch ohne Kapital nach Sissach. Grund war die Arbeit von Alfred. «Ich sah, dass es im Oberbaselbiet noch Bedarf an Zahnärzten gab», sagt er. Zudem hätte auf dem Land im Gegensatz zur städtischen Region die Spezialisierung des Berufs noch nicht stattgefunden, was ihn ebenfalls gereizt habe. Er lebte sich gut ein im neuen Zuhause. Sie habe etwas mehr zu kämpfen gehabt. «Die ersten zwei Jahre hatte ich Mühe», sagt Kitty. Die aufgestellte 89-Jährige spricht schnell, ihr Mann lässt sich mehr Zeit, um sich seine Sätze zurechtzulegen, lässt auch einmal kurze Pausen entstehen, während er über die Vergangenheit sinniert.
Während sie zu Hause ist, sich um die drei Töchter und das Haus kümmert, später Hunde züchtet und die grosse Öffentlichkeit nie sucht, kommt Alfred mit vielen Leuten aus der Region in Kontakt. Einerseits durch seine Arbeit als Zahnarzt, andererseits, weil er sich gerne und viel politisch, kulturell und sozial engagiert. So ist er mitverantwortlich für den ersten Bau der Kunsteisbahn in Sissach, engagiert sich in der Schulpflege oder bei der Organisation Kiwanis. Als gemeinsames Hobby teilen sie die Leidenschaft fürs Tennisspielen. Und so waren Alfred und Kitty massgeblich an der Gründung des Sissacher Tennisclubs beteiligt, der vergangenes Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte.
Zurück zum Ausgangspunkt
Die Kinder hätten sie gemeinsam grossgezogen, sagt Alfred und handelt sich damit einen bösen Blick seiner Frau ein. Einen kurzen Augenblick scheint es, als habe sie ihm seine vielen selbstauferlegten Verpflichtungen in manchen Momenten übelgenommen. Aber der Augenblick ist schnell vorbei. Unendlich viele gemeinsame Erinnerungen, aber immer zwei verschiedene Sichtweisen verbinden die beiden. Zu viel Harmonie hätte sie aber sowieso nie gemocht, sagt Kitty lachend.
Sie habe ihren Töchtern nie etwas vorgeschrieben, sagt sie. Nie hätten sich die Eltern in das Leben der Töchter eingemischt. Nicht, als die eine sehr jung geheiratet hat, nicht, als die zweite sich doch dagegen entschied, in die beruflichen Fussstapfen des Vaters zu treten. Nur etwas habe sie von ihren drei Töchtern verlangt: die Matur. Kitty und Alfred haben beide die Matur abgeschlossen. Sowieso spielt Bildung beim Ehepaar Meier eine grosse Rolle. Beide sprechen Latein, lesen viel, halten sich informiert. Das Gehirn dürfe sich im Alter nicht zurückbilden, sagt Alfred und zitiert ohne lange zu überlegen ein Gedicht von Eugen Roth. Auch gereist sind sie viel. Zwar seien sie nie in Afrika oder Asien gewesen, dafür kennen sie Europa umso besser. Häufig hätten sie die Tiere aus ihrer Hundezucht besucht, die in ganz Deutschland verteilt waren, oder unternahmen mehrtägige Wanderungen in der Schweiz.
In der Küche hängen die Fotos aller Kinder, Enkel und Urenkel. Die Familie trifft sich häufig, zu runden Geburtstagen oder Ehejubiläen laden Kitty und Alfred zu mehrtägigen Ausflügen. Für die diamantene Hochzeit gab es eine kleine Zeitreise: Das Ehejubiläum hat das Paar mit Kindern, Enkeln und Urenkeln auf dem Stoos gefeiert, wo sich Kitty und Alfred 1951 kennengelernt haben. Lange Zeit besass das Paar ein Chalet im Berner Oberland, in dem sie gemeinsam mit ihrer Familie viele Weihnachtsfeste feierten. «Alles, was wir haben, haben wir gemeinsam aufgebaut. Und nun geniessen wir es zusammen», sagt Alfred. So auch die heutige Feier im Familienkreis.