Afghanistan im Bild
29.06.2018 Baselbiet, Bubendorf, Bezirk LiestalDas weltweit bedeutende Afghanistan-Institut hat seit 1998 seinen Sitz in Bubendorf. Nachdem das Institut bis 2007 afghanische Kulturgüter im «Afghanistan-Museum im Exil» geschützt hat, bearbeitet es nun Tausende historischer Fotos und macht sie im Internet frei ...
Das weltweit bedeutende Afghanistan-Institut hat seit 1998 seinen Sitz in Bubendorf. Nachdem das Institut bis 2007 afghanische Kulturgüter im «Afghanistan-Museum im Exil» geschützt hat, bearbeitet es nun Tausende historischer Fotos und macht sie im Internet frei zugänglich.
Tobias Gfeller
Eine Diawand nach der anderen zieht Paul Bucherer hervor und studiert darauf unzählige Fotos. Zu fast jedem kennt er die Hintergründe. 60 000 solcher Fotos und Zeichnungen in den verschiedensten Formaten hütet das Afghanistan-Institut in Bubendorf. Seit einigen Jahren ist es daran, die historisch wertvolle Sammlung zu digitalisieren und ins Internet zu stellen, damit weltweit Interessierte Zugriff auf die historischen Dokumente haben. Bis jetzt sind rund 3000 Fotos digitalisiert und online gestellt.
1000 bis 2000 weitere Dokumente sollen nun folgen. Dafür erhält das Institut vom Swisslos-Fonds Baselland einen Beitrag von 100 000 Franken. Bereits zu Beginn der Dokumentationsarbeiten unterstützte der Kanton das Institut. Was nach viel Geld aussieht, deckt jedoch nur einen Teil der Kosten. Denn die Bearbeitung aller Bilder dauert Jahre. Rund 50 Personen weltweit helfen mit. Bei Paul Bucherer, dem Gründer und Leiter des Afghanistan-Instituts, laufen alle Fäden zusammen. «Für die Dokumentation eines Bildes brauchen wir einen ganzen Tag.»
Hoffnung und Anreiz
Wer oder was ist auf dem Foto zu sehen, wo und in welchem Zusammenhang ist es entstanden? Umfangreiche Recherchen sind notwendig, um den Hintergründen der Fotos auf die Spur zu kommen. Bei der Aufnahme eines Schlosses konnte erst der ehemalige afghanische König den genauen Ort definieren. Paul Bucherer pflegt seit Jahrzehnten einen engen Kontakt zu den Mächtigen des Landes. Seine Reisen sind aber weniger geworden. «Die Lage im Land ist aktuell gefährlich. Dazu kommt, dass es enorm aufwendig ist, etwas vor Ort zu erreichen. Ich habe das Gefühl, ich kann den Menschen von hier aus mehr Gutes tun.»
Mit den Fotodokumentationen möchte Paul Bucherer alle Generationen ansprechen und vor allem bei Jüngeren für ein stärkeres Geschichtsbewusstsein sorgen. «Traditionen sind die Basis der Stabilität. Bilder, die zeigen, wie es früher war, geben der heutigen Generation Hoffnung und Anreiz, dass sie es schaffen kann, dass es wieder so wird.» Das Interesse an Fotos spürte Bucherer bereits, als er für das afghanische Erziehungsministerium eine Ausstellung mit historischen Fotos zur Geschichte des Landes erstellte.
Mit «früher» meint er die Zeit vor 45 Jahren, als die Zeit der Unruhen und Kriege begann. Viele Einheimische und Menschen in der ganzen Welt verbinden heute mit Afghanistan nur diese Unruhen und Kriege. Paul Bucherer betont aber, dass dies dem Land so nicht gerecht wird. «Man unterschätzt weitläufig die kulturhistorische Bedeutung von Afghanistan, wo zum Beispiel die ganze buddhistische Kunst, die auf Asien übergriff, entstanden ist.»
Kulturgüter und Buddha-Statuen
Die Dokumentation der Fotos und Zeichnungen im Internet ist das dritte Grossprojekt des Afghanistan-Instituts. Zuvor nahm die Stiftung über 1400 Kunstobjekte aus Afghanistan während der intensivsten Kriegsjahre ins Exil und stellte diese in Bubendorf aus. Besucher aus der ganzen Welt kamen damals ins Fünflibertal. 2007 wurden die Kulturgüter zurückgeführt. Nach der Zerstörung der weltberühmten Buddha-Statuen von Bamiyan 2001 durch Al-Kaida war Bucherer der erste Ausländer, der die Trümmer vor Ort schützte und die Restauration zusammen mit der ETH vorantrieb.
Paul Bucherer ist das Herz und Gehirn des Afghanistan-Instituts. Seit der Gründung vor 43 Jahren geniesst es weltweit ein hohes Ansehen. Im Baselbiet wissen aber die wenigsten davon.