Zurück bis in die Steinzeit
22.05.2024 Bezirk Liestal, Kultur, Gemeinden, Lausen, Gesellschaft, BaselbietRundgang durch den ältesten Teil des Dorfes
Anlässlich der gegenwärtig laufenden Ausstellung «Lausen – Ein Dorf im Wandel der Zeit», nimmt Gottfried Stierli Interessierte mit auf einen historischen Dorfrundgang bis zurück in die Steinzeit.
...Rundgang durch den ältesten Teil des Dorfes
Anlässlich der gegenwärtig laufenden Ausstellung «Lausen – Ein Dorf im Wandel der Zeit», nimmt Gottfried Stierli Interessierte mit auf einen historischen Dorfrundgang bis zurück in die Steinzeit.
Melanie Frei
Nach nur einer Woche waren bereits 100 Anmeldungen für den historischen Dorfrundgang im ältesten Teil von Lausen eingegangen. Wie schon im vergangenen Jahr muss eine zweite Führung organisiert werden. Gottfried Stierli, pensionierter Raumplaner und Mitglied der Lausner Museumskommission, leitet diese Rundgänge und ist natürlich sehr erfreut über das rege Interesse der Bevölkerung. «Einige Anmeldungen mussten wir sogar zurückweisen, da der Andrang einfach zu gross war», sagt Stierli.
Anlass für diesen historischen Dorfrundgang ist die gegenwärtig laufende Ausstellung im Ortsmuseum «Lausen – Ein Dorf im Wandel der Zeit». Diese zeigt die geschichtliche Aufarbeitung des Siedlungsgebiets, das wir heute als Lausen kennen. Zeitlich geht die Ausstellung zurück bis in die Steinzeit. Die Geschichte, die im Museum aufgezeigt wird, wollte die Lausner Museumskommission mit der Gegenwart verbinden und Schwerpunkte der Siedlungsentwicklung während des Rundgangs besuchen und erläutern.
Im Zentrum dieser Entwicklung steht der 800 Jahre alte Dorfkern Unterdorf Ost. Dort finden sich der frühere Mühleplatz sowie eine alte Papier- und Getreidemühle. «Unterdorf Ost war damals ein Industriezentrum mit den zwei Mühlen und dem mindestens 700 Jahre alten Gewerbekanal von Itingen nach Lausen», erzählt Stierli, der die geschichtliche Entwicklung des Dorfs aufgearbeitet hat. Er war auch an der Entstehung von einem der beiden Heimatbücher beteiligt.
Laut Stierli ist es den Römern zu verdanken, dass es das Dorf Lausen heute überhaupt gibt. Ins Gebiet kamen sie damals wegen der Ergolz, die sie erfolgreich stauten und das Wasser über eine rund 7 Kilometer lange unterirdische Leitung bis nach Augusta Raurica führten. Bei dieser Wasserfassung entstand die erste Lausner Siedlung, welche die Römer Bettenach nannten. «Lange konnte man sich nicht erklären, wieso die Kirche St. Niklaus in Lausen so weit abseits des heutigen Ortskerns liegt. Mit der Aufarbeitung der komplexen Siedlungsentwicklung ist dieses Rätsel jedoch gelöst», kann Stierli stolz ergänzen.
«Viel Wissen auf Abruf»
Eineinhalb Stunden wird die Führung von Stierli, der bis zu seiner Pensionierung als Raumplaner tätig war, dauern. Er wird die Führung leiten und mithilfe von Informationstafeln, die an den verschiedenen Standorten des Rundgangs platziert werden, vieles erzählen. «Auswendig kann ich natürlich nicht alles (lacht). Viel Geschichte war aber schon bekannt. Aus den beiden Heimatbüchern und den Archiven des Kantons habe ich viel Wissen auf Abruf», erklärt er.
Stierli gehört seit sechs Jahren der Museumskommission von Lausen an. Diese organisiert regelmässig Ausstellungen oder Führungen und nimmt weitere Aufgaben rund um Museen wahr. Während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit bei Stierli und Ruggli Ingenieure Raumplaner AG hat sich Stierli unzählige Male mit Siedlungsund Landschaftsentwicklungen, Strassennetzplänen und Verkehrskonzepten auseinandergesetzt. «Ich glaube, dass etwa die Hälfe aller Baselbieter Gemeinden und über die Kantonsgrenze hinaus meine Handschrift als Raumplaner innehaben», sagt Stierli und lacht. Wer also könnte besser geeignet sein für die Begehung als ein erfahrener Raumplaner?
Trotz Pensionierung möchte sich Gottfried Stierli weiterhin aktiv am Kulturleben von Lausen beteiligen. «Es macht mir Freude, etwas zur Gemeinschaft und zum Dorfleben beizutragen», sagt Stierli. Eine weitere Motivation stelle für ihn das offensichtliche Interesse der Bevölkerung dar. «Zu sehen, wie viele etwas über die historische Entwicklung ihres Dorfs erfahren und lernen möchten, bereichert mich enorm.»