Wirtin überrascht Einbrecher
26.06.2025 Bezirk Sissach, Baselbiet, Region, Polizei, SissachMehrere Läden und Restaurants betroffen
In Sissacher Läden und Restaurants ist es diesen Monat zu mehreren Einbrüchen und Einbruchsversuchen gekommen. Die meisten dieser Delikte ereigneten sich kurz nach Pfingsten und vergangene Woche. Mindestens neun Betriebe sind ...
Mehrere Läden und Restaurants betroffen
In Sissacher Läden und Restaurants ist es diesen Monat zu mehreren Einbrüchen und Einbruchsversuchen gekommen. Die meisten dieser Delikte ereigneten sich kurz nach Pfingsten und vergangene Woche. Mindestens neun Betriebe sind betroffen.
Christian Horisberger
Es war ein Moment des Erschreckens: Esther Jeker ist auf dem Sofa im Wohnzimmer im zweiten Stock des Restaurant Schwyzerhüsli («Stöpli») eingeschlafen und wird kurz vor 5 Uhr morgens vom Knarren einer Türe geweckt. Der Bewegungsmelder schaltet das Licht ein. Als sie aufsieht, erblickt sie im Türrahmen einen ganz in Weiss gekleideten, 25- bis 30-jährigen Mann, auf dem Kopf eine Mütze, wie «DJ Ötzi» eine trägt. Sie schreit den Fremden an: «Wer bist du, was machst du hier?» Der Eindringling sagt kein Wort, läuft die Treppe hinunter und flüchtet durch die Hintertür.
Es war die Nacht nach Pfingstmontag. Jeker und ihr Partner Lukas Lehmann, die Pächter des Restaurants, wurden von einem Einbrecher heimgesucht. Als das Wirtepaar die Wohnung im zweiten Stock und die darunter liegenden Räume des Restaurants kontrolliert, stellt es fest, dass einige Päckchen Zigaretten, zwei Flaschen Wodka sowie das persönliche Portemonnaie von Lehmann mit Bargeld und Bankkarte fehlen. Das Trinkgeld-Kuvert der Angestellten in einer Schublade in der Gaststube sei aufgerissen und geleert worden, sagt Jeker, «und vom Servierportemonnaie war der Einbrecher nur zwei Schritte entfernt». Das Wirtepaar verständigt die Polizei. Diese nimmt dessen Aussage auf. 20 Minuten dauert die Tatbestandsaufnahme. Dann sind die Polizisten an einem anderen Tatort gefordert.
Laut Informationen der «Volksstimme» kam es in jener Nacht in Sissach zu mindestens fünf weiteren Einbrüchen oder Einbruchsversuchen. Gescheitert sind die Täter an der Schiebetür der Papeterie Pfaff. Dieser Laden war im Herbst 2023 innert 27 Tagen dreimal von Einbrechern heimgesucht worden. Die besser gesicherte Türe hielt. Beim Versuch blieb es auch bei Müller Optik und dem Geschenkladen Flip-Flap, während die Einbrecher in den Kleiderladen Blackout sowie ins Schuhgeschäft Dosenbach im Gewerbegebiet Netzen eindringen konnten. Im Kleidergeschäft wurde die Schiebetür beim Aufwuchten beschädigt, Räume durchwühlt und ein elektronisches Gerät gestohlen.
Zehn Tage später, in der Nacht auf den vergangenen Donnerstag, traf es die Bäckerei Gunzenhauser, den Bergladen Dietisberg und das Caffè Rubino. In die Bäckerei drang die Täterschaft ebenfalls durch die Schiebetür ein, wobei diese beschädigt wurde. Ansonsten deuteten nur geöffnete Schränke auf ungebetene Gäste. «Gestohlen wurde nichts», sagt Sonja Gass, Leiterin Verkauf, zur «Volksstimme». Im «Rubino» und im Bergladen scheiterten die Einbrecher, richteten aber zum Teil grossen Schaden an: «Die Schiebetür muss ausgetauscht werden, das kostet rund 6000 Franken», sagt Adrian Thomet vom «Dietisberg» auf Anfrage.
Von Kamera gefilmt
Die Baselbieter Polizei bestätigt auf Anfrage mehrere vollendete und versuchte Einbrüche in Läden und Restaurants in den genannten Nächten. Dazwischen sei es ruhig geblieben, so Sprecher Adrian Gaugler. Angaben zur Täterschaft könnten keine gemacht werden: «Im Zusammenhang mit diesen Einbrüchen ist niemand angehalten worden.»
Aus einer Tatnacht liegen Bilder von einer Überwachungskamera vor. Diese zeigen eine Person, die mitten in der Nacht durch die Eingangstüre in ein Ladengeschäft linst, in das aber nicht eingebrochen worden ist. Die Bildqualität ist äusserst schlecht, daher ist es fraglich, ob sie den Ermittlungen dienen.
Bei den Betroffenen ist Ärger und Frustration auszumachen. Auch Wut und Verunsicherung: «Im ersten Moment dachte ich: Wir müssen uns nun bewaffnen», sagt Esther Jeker vom «Stöpli». Sie sei immer ein Mensch gewesen, der anderen vertraut. Der Einbruch habe sie verändert, sie sei seither aufmerksamer, auch misstrauischer: «Wenn bei uns heute jemand, den wir nicht kennen, auf dem Weg zur Toilette am Buffet vorbeigeht, schaue ich dieser Person nach, um sicherzugehen, dass sie ihre Hände bei sich behält …»
Als Mitinhaberin eines Ladens in der Begegnungszone und Präsidentin des Gewerbevereins hat Christine Tschan von den meisten Einbrüchen Kenntnis. Bei allem Übel sei es auch frustrierend, dass für die Aussicht auf eine geringe Beute ein grosser Sachschaden an den teuren Schiebetüren angerichtet werde, sagt sie. Sie gibt – wie auch die Polizei – die Empfehlung heraus, die Kasse am Abend zu leeren und offen stehen zu lassen, um zu zeigen, dass es kein Bargeld zu holen gibt. Damit könne hoffentlich grösserer Sachschaden vermieden werden.