«Wir wollen etwas machen, das lebt»
10.10.2025 Gesellschaft, Region, GelterkindenAm Sonntag, am Tag der offenen Tür, kann die Bevölkerung Tausende Objekte im «Schauschopf» der «Ortssammlung Gelterkinden» bestaunen. Urs Kühnis, Stiftungsrat der «Ortssammlung Gelterkinden» und Vorstandsmitglied des gleichnamigen Vereins, erklärt ...
Am Sonntag, am Tag der offenen Tür, kann die Bevölkerung Tausende Objekte im «Schauschopf» der «Ortssammlung Gelterkinden» bestaunen. Urs Kühnis, Stiftungsrat der «Ortssammlung Gelterkinden» und Vorstandsmitglied des gleichnamigen Vereins, erklärt Sinn und Zweck des Anlasses.
Otto Graf
Herr Kühnis, was ist unter der nicht gerade alltäglichen Bezeichnung «Schauschopf» zu verstehen?
Urs Kühnis: Der «Schauschopf» – der Name deutet es an – ist eine eher rustikale Lokalität, in der etwas gezeigt wird. Nachdem Hermann Jundt sein Bauernhaus am Hofmattweg als Legat der Stiftung Ortssammlung Gelterkinden (OSG) vermacht hatte, entschied die neue Eigentümerin, im «Jundt-Huus» explizit kein Heimatmuseum einzurichten. Wir wollen etwas machen, das lebt und das Publikum anspricht. Deshalb ist der Ökonomieteil des «Jundt-Huus» bis heute ein Ort der Begegnung geblieben. Die meisten der Gegenstände, die uns in den vergangenen fünf Jahrzehnten zugetragen wurden, sind in den Obergeschossen des Gemeindewerkhofs «Fääli» deponiert. Hier hat es ausreichend Platz für die mittlerweile 4908 erfassten und dokumentierten Exponate.
Was gibt es im «Schauschopf» zu sehen?
Alle Objekte kommen aus Gelterkinden und aus der Region. Es sind alltägliche Dinge, die man guten Gewissens auch anfassen darf. Sie stammen alle von Privaten, vom Gewerbe und von Firmen. Sie decken die Bereiche Landwirtschaft, Schule, Haushaltungen, Technik und Gesundheitswesen ab, um die wichtigsten Gebiete zu nennen. Die Exponate sind auf zwei Etagen verteilt und nach Themen geordnet.
Welches sind die Höhepunkte der Schau?
Das hängt ganz vom Geschmack der Besuchenden ab. Persönlich steht für mich das Originalregal der einstigen Drogerie Berger aus den 1930er-Jahren ganz oben auf der Liste. Zahlreiche Glasflaschen, alle lateinisch beschriftet, vermitteln einen Eindruck, wie es einst in der Drogerie ausgesehen hat. Zu den Höhepunkten zählt auch der mechanische und über Lochkarten gesteuerte Bandwebstuhl. Dass diese in der Webstuhlschreinerei Schneider und Gerster in Gelterkinden gefertigte Maschine mit Patent von 1903 noch funktioniert, ist in erster Linie dem Engagement von Lars Conzett zu verdanken. Kurzum: Es sind die Dinge des täglichen Lebens, die den Reiz der Schau ausmachen.
Wem gehören die Exponate und wer unterhält diese?
Alle Exponate gehören der Stiftung OSG. Für den Unterhalt ist der vor einem Jahr eigens gegründete Verein Ortssammlung Gelterkinden verantwortlich. Der Verein zählt bereits etwa 60 Mitglieder, obwohl wir kaum Werbung gemacht haben. Um die knapp 5000 Objekte à jour zu halten, sind wir um die vielen helfenden Hände froh. Allein das Abstauben der zahlreichen Objekte braucht halt Zeit. Auch der technische Unterhalt und die Reparaturen sind recht herausfordernd. Leihgaben anderer Eigentümer haben wir nicht. Dafür haben wir Gegenstände zum Thema Bier und Eisweiher leihweise dem «Bierchäller»-Museum im ehemaligen «Pulverhüsli» an der Rünenbergerstrasse überlassen. Zudem haben wir dem Hörnli-Museum in Riehen einen pferdebespannten Leichenwagen temporär zur Verfügung gestellt.
Wie ist das Gewerbe vertreten?
Grossen Stellenwert kommt der Sissach-Gelterkinden-Bahn zu. Sie war seinerzeit die zweite elektrische Strassenbahn der Schweiz und verkehrte ab 1891 bis zur Eröffnung des Hauenstein-Basistunnels im Jahr 1916. Ein Nachbau der Lok dieser Bahn im Massstab eins zu eins steht samt Güterwagen im Nachtigallenwäldeli auf dem Gleis. Ein wesentlich kleineres Modell, das jedoch fährt, ist im Schauschopf zu sehen. Vertreten ist auch die einstige Pneufabrik Maloya mit Gummireifen aller Art. Die Schuhfabrik Bally, die während Jahrzehnten zu den grössten Arbeitgeberinnen in Gelterkinden zählte, fehlt hingegen, weil Bally in Schönenwerd über ein eigenes Museum verfügt.
Warum führen Sie einen Tag der offenen Tür durch?
Wir wollen der breiten Öffentlichkeit zeigen, wie die Leute früher gelebt und gearbeitet haben und welche Mittel ihnen zur Verfügung standen. Zugänglich ist der «Schauschopf» keineswegs nur am Tag der offenen Tür, den wir heuer zum ersten Mal durchführen. Auf Anfrage bieten wir für Schulen, Vereine, Firmen und Privatpersonen Führungen zu bestimmten Themen an. Wie erwähnt, dürfen und sollen die Besuchenden die Gegenstände anfassen, um den damaligen Zeitgeist zu spüren. Einige wenige heikle und empfindliche Objekte sind jedoch in Vitrinen abgeschirmt. Wir beobachten, wie der Anlass bei den Besuchenden ankommt, und werden daraus Schlüsse über die künftigen Aktivitäten der Stiftung und des Vereins ziehen.
Was ist am Tag der offenen Tür öffentlich zugänglich?
Übermorgen Sonntag sind im «Schauschopf» in der «Fääli» von 11 bis 15 Uhr praktisch alle Objekte sichtbar. Ausserdem sind im Kulturgüterportal des Kantons sämtliche Exponate der OSG bildlich dargestellt. Ein Besuch im Werkhof lohnt sich zweifellos!