«Wir spielen auch für eine gute Flasche Bier»
30.08.2024 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturPunk-Rock aus der Region – morgen Samstag am «Zytlos-Openair»
Marco Camelin aus Gelterkinden schreibt seit bald zehn Jahren seine eigene Musik – ist aber auch in einer Band aktiv. Gemeinsam mit den «Lucky Bastards» tritt er am ...
Punk-Rock aus der Region – morgen Samstag am «Zytlos-Openair»
Marco Camelin aus Gelterkinden schreibt seit bald zehn Jahren seine eigene Musik – ist aber auch in einer Band aktiv. Gemeinsam mit den «Lucky Bastards» tritt er am «Zytlos-Openair» auf.
Iris Bösiger
Wenn man das Wort «Punk-Rock» hört, wird das oft mit zerrissenen Kleidern, Anarchie und stinkenden Proberäumen verbunden. Doch das Soundspot-Studio in Sissach, das Marco Camelin und Sandro Furter wie auch das Singer-Songwriter-Duo «Byjance» als kreativen Rückzugsort nutzen, ist nicht nur gemütlich und liebevoll eingerichtet: Es beherbergt diverse Instrumente aller Art – ein Paradies für musikalische Köpfe.
Wo ist also der Punk? Möglicherweise im Luftschutzkeller und Proberaum von Marco Camelins Band Lucky Bastards in Tecknau – aber in erster Linie strahlt Marco Camelin ihn aus. Auf bescheidene und authentische Weise. Seine Stimme ist direkt und klingt immer mal wieder, als wäre etwas Schleifpapier mit dabei. Sein Lachen ist ansteckend und seine Texte ehrlich und auf den Punk(t) gebracht. Wie kam’s?
Musikalische Geburtsstunde
Im Hause Camelin ist Musik ein fester Bestandteil. Er wächst unter anderem mit «Creedence Clearwater Revival» und «Gotthard» auf. Der 1991 in Gelterkinden geborene Musiker greift mit 19 Jahren das erste Mal zur Gitarre. Er bittet seinen Schulkollegen Sandro Furter und seinen Vater, ihm ein paar Griffe beizubringen.
Das erste Erfolgserlebnis lässt nicht lange auf sich warten. Das motiviert Camelin so, dass er bereits nach drei gelernten Akkorden mit seinem Schulkollegen Sandro eine Band gründen will. Während die Altersgenossen die Wochenenden im Ausgang verbringen, treffen sich die beiden im Keller von Furters Familie, trinken Whisky, hören Musik, spielen ihre Lieblingssongs und planen ihre Bandkarriere. Ein weiterer Kollege, Daniel Behe, übernimmt die Drums und Marco «Rouge» Roth greift in der ersten Bandprobe das erste Mal überhaupt zum Bass. Die Crew lernt zusammen Musik zu machen. Die Hälfte der Band nähert sich ihrem Instrument autodidaktisch.
Inspiriert durch Bands wie «Die Toten Hosen» schreibt Marco Camelin früh seine eigenen, deutschen Texte. Die «Lucky Bastards» sind geboren.
Soloprojekt
Der gelernte Autolackierer und heute umgeschulte Sozialpädagoge Marco Camelin startet nebenbei auch noch seine Solokarriere unter dem Namen «Camelin» und vertont einige Singles, unter anderem den Song «Glaub an dich», den er für sein «Göttimeitli» geschrieben hat. Aber auch sozialkritische Songs wie «Illegal», in dem er die verzweifelte Lage von Flüchtlingen aufzeigt und zur Unterstützung aufruft. «Ich schreibe, um meinen Kopf frei zu bekommen», sagt er dazu. Seit einiger Zeit sind auch englische Texte dazugekommen und seine Musik formt sich durch Einflüsse wie Blues und Country in ihrem eigenen Tempo zu seinem eigenen individuellen Mix, den er auch mit in seine Band trägt. Als Begleitung hat Camelin auch da Sandro Furter an der Leadgitarre mit dabei. Das Duo beehrte vergangenes Jahr 30 lokale Pubs, Eventlocations oder Privatanlässe.
Die «Lucky Bastards» spielen etwas weniger Konzerte, sind aber bis fünf Mal jährlich zu hören. Sie haben auch einige Supportshows vorzuweisen, etwa für Bands wie «Hämatom», «Kärbholz» oder «The Fags». Nach bald zehn Jahren sind sie das erste Mal in einem Aufnahmestudio, um ihre Songs festzuhalten. Laut Camelin standen nie grosse Ambitionen im Vordergrund. «Wir spielen auch für eine gute Flasche Bier», sagt er. Die Band lässt sich treiben und wächst organisch durch die tief verbundenen Freundschaften und an der Freude an der Sache selbst. Vielleicht wird irgendwann genau dies das Erfolgsgeheimnis dieser Truppe sein.
Zeitlos
Auf die Nachfrage, was sich Camelin trotz Bescheidenheit auf seinem musikalischen Weg wünscht, antwortet er: «Da gibt es zwei Dinge: Ein grosses Ziel wäre es, ein eigenes Album zu produzieren und auch physisch in den Händen zu halten. Und im Bezug auf die Live-Auftritte wäre es ein Highlight, die Bühne mit Menschen zu teilen, die uns inspirieren, wie etwa Chuck Reagan oder ‹Die Toten Hosen›.»
So oder so haben die jungen Musiker ihren Rucksack gefüllt mit guten Erinnerungen aus den vergangenen zehn Jahren. «Konzerte sind für mich von A bis Z spannend. Man lernt neue Menschen kennen, kann sich mit Veranstaltern austauschen, kommt mit anderen Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch und kann dem Publikum eine Freude bereiten – das ist grossartig», schwärmt Camelin. Dabei kommt ihm auch ein Wohnzimmerkonzert in den Sinn, an dem 20 Menschen den Text zu seinem Song «Zeitlos» mitgesungen haben: «Damit hätte ich nie gerechnet, das war ein absolutes Highlight.»
Camelins Song «Zeitlos» passt wie die Faust aufs Auge zum nächsten grossen Gig, der den «Lucky Bastards» bevorsteht: Morgen Samstag findet in Gelterkinden das «Zytlos-Openair» auf dem Begegnungsplatz der katholischen Kirche statt. Neben Künstlern wie «Phoam» und «What Rules» sind auch die Newcomerbands Byjence und Burning Rose dabei. Inmitten dieser Acts wird Camelin mit seinen langjährigen Freuden stehen und die Punk-Rock-Herzen höherschlagen lassen.
«Zytlos-Openair», Samstag, 31. August, ab 17 Uhr, Begegnungsplatz bei der katholischen Kirche, Gelterkinden.