Mehr als 300 Tiere brauchten im vergangenen Jahr Hilfe
Im Untergeschoss des Hofmattschulhauses in Tenniken hat der Verein Igelnest Oberbaselbiet eine zweite Igelstation eingerichtet. Grund dafür sind die vielen Behandlungen, die in Ormalingen durchgeführt werden müssen.
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Mehr als 300 Tiere brauchten im vergangenen Jahr Hilfe
Im Untergeschoss des Hofmattschulhauses in Tenniken hat der Verein Igelnest Oberbaselbiet eine zweite Igelstation eingerichtet. Grund dafür sind die vielen Behandlungen, die in Ormalingen durchgeführt werden müssen.
Brigitt Buser
In der artgerechten, mit Zeitungen ausgeschlagenen Box verschläft der Igel Valentin unter einem kuscheligen Frottiertuch den Tag. Er ist, als es jüngst ungewöhnlich hohe Temperaturen gab, aufgewacht und hat sich auf Futtersuche begeben. Ein fachkundiger Finder, der genau wusste, dass Igel zu dieser Jahreszeit noch nicht auf Futtersuche sein sollten, meldete sich beim Verein Igelnest Oberbaselbiet, der das abgemagerte Stacheltier sofort aufnahm. Aber nicht in Ormalingen, sondern in der neu eingerichteten Station in Tenniken. Sandra Strub, Mitglied des Vereins Igelnest Oberbaselbiet und wohnhaft in Zunzgen, ist die Leiterin der neuen Igelstation in Tenniken.
Doch weshalb braucht es eine zweite Igelstation? Strub: «Wir haben vergangenes Jahr in Ormalingen mehr als 300 Igel versorgt. Aufgrund dieser Menge war bald klar, dass wir unbedingt mehr Boxen und daher mehr Platz benötigen.» Auf der Suche nach einem zusätzlichen Ort meldete sich die Tenniker Gemeinderätin Franziska Buonfrate bei Strub. Sie bot dem Verein einen Raum im Untergeschoss des Hofmattschulhauses an.
Dieser ist genügend gross, hell und warm, und damit geradezu ideal für die Pflege von Igeln. Mittlerweile ist der Raum mit für die Stacheltiere artgerechten Boxen ausgestattet. Jede Box verfügt über zwei miteinander verbundene Räume mit Extrazugang für Kabel von Heizmatten, mit denen unterkühlte Igel gewärmt werden. Auch eine Sauerstoffzufuhr ist möglich. Ausgelegt sind die Boxen mit Zeitungen – die beste und günstigste Unterlage, da man Kot und Urin schnell entfernen kann. Ebenfalls im Raum befinden sich ein Inkubator für schwere Krankheitsfälle, Notboxen, die sich auch für die kurzfristige Haltung von mehreren Igelbabys eignen, ein Mikroskop zum Bestimmen von Parasiten sowie eine Waage und natürlich Nahrung.
Das Futter für ausgewachsene Igel ist eine Mischung aus getreidefreiem Katzentrockenfutter, Mehlwürmern und Soldatenfliegenlarven. Auf Igelbabys warten Katzen- und Hundeaufzuchtmilch, die jedoch vor der Verfütterung noch lactosefrei gemacht werden muss. Zudem bekommen sie Katzennassfutter als Mousse, das zur Umgewöhnung an Fleisch zuerst in erbsengrosser Form, dann in immer grösseren Portionen der Milch beigegeben wird.
Helferinnen gesucht
Während Valentin nach einer kurzen Begutachtung tief weiterschläft, summt das Smartphone der Betreiberin der Tenniker Igelstation. Eine Frau meldet, dass in ihrem Garten seit einigen Tagen ein Igel unterwegs gewesen sei, dieser jetzt aber nur noch im Garten auf dem Rasen liege. Bei Strub läuten die Alarmglocken. «Ist ein Igel jetzt unterwegs, liegt dies am warmen Wetter. Die Tiere wachen dann auf, finden aber das dringend benötigte Futter noch nicht und verhungern qualvoll.»
Sind die stacheligen Gesellen also jetzt anzutreffen, dann müssen sie schnellstmöglich mit Futter versorgt werden oder man bringt sie in die Igelstation. Je nach Befund können sie mit Anweisungen zur Fütterung wieder zurück in den Garten, oder sie kommen – falls keine medizinische Betreuung nötig ist – zu einem «Päppelimami». Dies sind freiwillige Helferinnen, die Igel bei sich zu Hause in einem warmen Raum weiterhin so lange mit Nahrung versorgen, bis sie wieder fit sind. Diese sind noch rar, daher ist der Verein Igelnest Oberbaselbiet auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. «Ebenfalls suchen wir Freiwillige für die Boxenreinigung in den Igelstationen», so Sandra Strub.