«Unsere Wunschkandidatin war Ira May»
14.11.2025 Region, Gesellschaft, Baselbiet, KulturDie Band Brandhärd hat kürzlich ihre neue Platte «Kerosin» getauft. Mit darauf ist der Song «1000», eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Ira May. Wie der Song entstanden ist und was sie bewegt, beschreiben Fetch von «Brandhärd» und die ...
Die Band Brandhärd hat kürzlich ihre neue Platte «Kerosin» getauft. Mit darauf ist der Song «1000», eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Ira May. Wie der Song entstanden ist und was sie bewegt, beschreiben Fetch von «Brandhärd» und die Sissacherin im Gespräch mit der «Volksstimme».
Wendy Maltet
Ira May, Fetch – wo steht Ihr gerade, musikalisch und persönlich?
Ira May: Ich habe dieses Jahr wieder mehr Konzerte gespielt und bin froh, wieder häufiger auf der Bühne zu stehen. Ich habe eine neue Band, fühle mich frei und habe Bock auf neue Projekte. Nach eher ruhigen Jahren rückt die Musik wieder stärker in den Fokus. Daneben arbeite ich an der Musikschule in Gelterkinden, bin Präsidentin eines Theatervereins, Mutter eines 4-jährigen Sohnes und schreibe ab und zu für die «Volksstimme».
Fetch: Wir hatten gerade unsere Plattentaufe in der Kaserne Basel – mit ausverkaufter Reithalle, 1200 Leuten, das war unglaublich! Jetzt schauen wir nach vorne, hoffen auf Bookings, kümmern uns um Social Media und Medienarbeit. Im Spagat zwischen Job, Familie und Musik bleibt das eine Herausforderung. Ich habe zwei Teenager-Kinder, arbeite in der Kommunikationsbranche, schreibe journalistisch – etwa das FCB-Briefing für «Bajour» – und organisiere die Schweizer Weintage in der Markthalle mit.
Ihr seid beide vielseitig aktiv. Braucht ihr dieses Gleichgewicht, damit gute Musik entsteht?
Fetch: Ich sehne mich zwar manchmal ein bisschen nach einem Bohemien-Leben, wo man einfach so in den Tag hinein lebt und sich inspirieren lässt, aber ich glaube nicht, dass das bei mir gut kommt. Ohne den «Struggle» und Druck könnte ich keine Songs wie «180» schreiben. Es ist wichtig, das normale Leben zu kennen, um Musik für normale Leute zu machen.
Ira May: Das sehe ich genauso. Nur Musik machen funktioniert für mich nicht. Der Alltag, die Arbeit, das Heimkommen ins Gärtchen – das ist der Stoff, aus dem meine Songs entstehen.
Wie ist aus diesem Alltag heraus euer gemeinsamer Song «1000» entstanden?
Ira May: Schnell! (lacht)
Fetch: Es war der zweitletzte Song, der aufgenommen wurde für das Album. Er war bereits fertig geschrieben bis auf den Refrain, und wir (Brandhärd und der mitwirkende Musiker Silenus) wollten das Bestmögliche herausholen – und unsere absolute Wunschkandidatin war einfach Ira May.
Ira May: Irgendwann im August oder September ist die Anfrage gekommen und ich habe da eigentlich immer eine relativ einfache Vorgehensweise: Ich höre mir den Beat an und wenn ich mir etwas darunter vorstellen kann und mir Ideen für Melodien kommen, dann bin ich sehr offen für die Zusammenarbeit.
Der Song klingt ernst. Worum geht es inhaltlich?
Fetch: Schwer zu sagen. Es ist weniger eine konkrete Geschichte, mehr ein Gefühl. Der Beat hat die Stimmung vorgegeben, und die Texte sind daraus entstanden.
Ira May: Ich sehe das ähnlich. «1000» ist zudem kein Song, den man am Anfang seiner Karriere schreibt. Er hat etwas Reflektiertes, etwas, das man nur mit einer gewissen Lebenserfahrung authentisch ausdrücken kann.
Ira, welche Themen beschäftigen dich aktuell in deiner Musik?
Ira May: Ich komme aus dem Soul, da geht es meistens um Liebe und Herzschmerz – das bleibt. Aber ich bin entspannter geworden, weniger verkopft. Früher hatte ich hohe Ansprüche an jedes Wort. Jetzt lasse ich es fliessen. Neben ernsten Themen schreibe ich nun auch gerne ironische, freche Texte. Das macht Spass und fühlt sich frei an. Ich glaube, wenn man ehrlich ist und das Gefühl stimmt, ist der Song automatisch authentisch.
«Brandhärd» war immer stark mit Basel verbunden. Wie ist das heute – und wie sieht es bei dir aus, Fetch?
Fetch: Der Bezug zu Basel ist natürlich da, wir sind Fasnächtler, FCB-Fans, Basler durch und durch. Aber wir bewirtschaften das Thema nicht mehr so stark wie früher. Rap war immer schon sehr lokalpatriotisch – heute wollen wir aber Musik machen, die überall verstanden und gefühlt wird. Wir achten darauf, dass sie universeller klingt, ohne unsere Wurzeln zu verleugnen.
Ira May: Ich bin im Baselbiet verwurzelt, aber musikalisch eher durch die Black Music geprägt, mit der ich aufgewachsen bin. Mein Vater war Radiomacher und hat mir diese Musik nähergebracht. Das hat für mich weniger mit der Region zu tun, sondern mit einem Lebensgefühl.
Gibt es Pläne für eine weitere Zusammenarbeit?
Fetch: Das hängt von Ira ab (lacht). Wir sind offen, aber wir wollen den Song zuerst wirken lassen. «1000» ist etwas Besonderes – so etwas lässt sich nicht einfach wiederholen. Wenn der Moment passt, spüren wir das.
Ira May: Ich sehe das genauso. Wir geniessen es jetzt einfach, diesen Song auf die Bühne zu bringen, und wer weiss, was sich daraus noch ergibt.
Und wenn ihr euch eine Wunschkollaboration aussuchen könntet?
Ira May: Ich arbeite gerade an einem Feature mit Triple Nine-Rapper Zitral. Und ich fände es spannend, einmal mit einer Reggae- oder Funk-Band ein kleines Projekt zu machen – einfach ein paar Songs in einer anderen Richtung. Mit Kalles Kaviar beispielsweise.
Fetch: Für mich wäre ein Drumand-Bass- oder Punkrock-Track mal etwas ganz Neues.
Und wenn alles möglich wäre?
Fetch: Dann natürlich ein Song mit Eminem – mein Idol seit Jahrzehnten. Und ich könnte meine Kids beeindrucken (lacht).

