«Unauffällig auffällig» ist ihr Motto

  25.09.2025 Bezirk Liestal, Gesellschaft, Baselbiet, Politik

Diana Boner Sagaria ist seit fast 30 Jahren die erste Staatsweibelin im Baselbiet

Als Diana Boner Sagaria ihr Amt bei der Landeskanzlei als Staatsweibelin antrat, waren Frauen in dieser Funktion in der gesamten Schweiz noch eine grosse Ausnahme. Der Solothurnerin gefällt an ihrem Beruf insbesondere der Kontakt zu Politikern sowie die Gratulationsbesuche.

Willi Wenger

Seit 1997 ist Diana Boner Sagaria als Staatweibelin für den Kanton Baselland tätig. Bei ihrer Wahl war sie die erste Frau, die in der Deutschschweiz dieses Amt ausübte. Sie habe sich damals auf ein Stelleninserat gemeldet, in dem ein «Standesweibel» gesucht wurde, erzählt sie fast drei Jahrzehnte später: «Die weibliche Formulierung war noch nicht existent.» Aber es sei wohl die Absicht des Regierungsrats gewesen, eine Frau für diese Funktion zu gewinnen. «Ich habe mich – wie ich später erfahren habe – gegen 80 Mitbewerberinnen und -bewerber durchgesetzt.» Boner Sagaria lebt im solothurnischen Laupersdorf. Sie ist gelernte Servicefachangestellte, absolvierte die Wirteprüfung und war im Gastgewerbe in leitenden Stellungen tätig. Als sie das Stelleninserat für den Job in Liestal las, habe sie keine Ahnung gehabt, was ein Staatsweibel ist. «Mit Ende Zwanzig interessierte ich mich noch nicht für Politik. Aber die Stelle hat mich angesprochen.»

Das Weibel-Amt sei damals in der Landeskanzlei eine zentrale Tätigkeit gewesen, sagt Boner Sagaria. Die Passage zu den Kopierarbeiten im Stellenbeschrieb kam nicht von ungefähr: «Früher mussten wöchentlich alle Regierungs- und Landratsakten mehrfach über 300-mal kopiert werden.» Zudem gehörte das A-jour-Halten der Gesetzessammlung zu ihren Tätigkeiten.

117 Besuche bei 100-Jährigen
Boner Sagaria hat als Weibelin – bis zur Geburt ihrer Kinder in einem 100-Prozent-Pensum, heute in Teilzeit angestellt – bewiesen, dass sie die richtige Wahl war. So hat sie bis heute 117 Besuche bei 100-Jährigen absolviert, den ersten im August 1998 mit Regierungsrätin Elsbeth Schneider-Kenel und Landschreiber Walter Mundschin.

Diese Besuche sind für die Standesweibelin etwas ganz Besonderes. Es sei jedes Mal spannend, mit den Jubilarinnen und Jubilaren zu sprechen. «In meiner Anfangszeit hatten die Jubilare zum Beispiel den Ersten Weltkrieg bewusst miterlebt und konnten spannende Geschichten erzählen.» Ein Jubilar habe ihr einmal einen Heiratsantrag gemacht, als er die Weibelin im Ornat, der offiziellen Amtskleidung, erblickte.

Ansonsten sei es tatsächlich oft so, dass sie bei den Besuchen von den Jubilarinnen und Jubilaren als wichtigste Person wahrgenommen werde – «wichtiger als die Regierungsmitglieder», sagt Boner Sagaria und schmunzelt. Dies bestätigte erst kürzlich alt Regierungsrat Peter Schmid im Rahmen seiner Ansprache zum 100. Geburtstag von Fritz Epple in Liestal.

«Staatsweibelin» sei im Grossen und Ganzen ein Bürojob, sagt die Amtsträgerin. Ihr Arbeitsplatz befindet sich am Empfang des frisch renovierten Regierungsgebäudes. Sie nimmt zum Beispiel Beglaubigungen vor oder unterstützt Regierung und Landrat in administrativen Belangen: «Das Motto ‹unauffällig auffällig› gehört dabei zu meiner DNA.»

Boner Sagaria ist mittlerweile politisch interessiert, aber nicht Mitglied einer Partei, sondern «neutral und unabhängig». Sie habe durch die Arbeit ein Gespür für das politische Geschehen entwickelt, kantonal und national. Das kommt ihr in ihrer Funktion als Präsidentin der Vereinigung der Standesund Bundesweibel zugute.

Nicht nur Freude
Seit ihrem Amtsantritt hat Boner Sagaria viel erlebt. Die meisten Dinge waren freudiger Natur. Ein Ereignis bleibt ihr aber in trauriger Erinnerung: «Den Trauergottesdienst in der Kirche St. Michael in Zug vor 24 Jahren nach dem damaligen Attentat im Regierungs- und Parlamentsgebäude werde ich nie vergessen. Das war ein prägender Moment.»

Glanzlichter stellten etwa das «Gryffe-Mähli» im Jahr 2001 in Basel, erstmals mit Frauen, die Landsgemeinde in Appenzell mit der Regierung in Corpore und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey im Jahr 2003, mehrere Kantonsjubiläen sowie die beiden Nationalratspräsidentenfeste 2005 (Claude Janiak) und 2012 (Maya Graf) dar.

Boner Sagaria nennt zudem die Wahlfeier für Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, die Feier «175 Jahre Bundesverfassung» sowie die Bischofsweihe von Frank Bangerter in der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul in Bern als Höhepunkte ihrer Laufbahn.

Trotz ihrer Arbeit für den Kanton Baselland hält Boner Sagaria ihrem Wohn- und Heimatort Laupersdorf (SO) die Treue. Sie sei mit dem Dorf in vielerlei Hinsicht verbunden, auch als langjährige Trommlerin beim Tambourenverein Laupersdorf-Thal und in ihrer Funktion als Co-Präsidentin der Frauengemeinschaft, die vergleichbar sei mit Frauenvereinen im Baselbiet.


Oberste Weibelin

en.
Die Vereinigung der Standes- und Bundesweibel ist ein Bindeglied zwischen den Kantonen und dem Bund. Sie zählt 95 Mitglieder, 18 davon sind Frauen. Diana Boner Sagaria präsidiert den Verein. Zweck der Vereinigung ist die Förderung der Berufskenntnisse. In einem Leitfaden sind die Verhaltens-, Repräsentations- und Begleitaufgaben zugunsten der Regierungspersonen geregelt. Im Regelfall trägt eine Weibelin eine Kleidung mit Brustschild, Kantonswappen, Zweispitz (Hut), weissen Handschuhen und Weibelstab. Bei Beerdigungen sind schwarze Handschuhe und eine schwarze Schleife am Weibelstab unverzichtbar.


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