So viele Einbrüche wie seit 2016 nicht mehr
27.03.2025 Baselbiet, Baselbiet, PolizeiDer Polizei fehlt es weiterhin an Personal
Gesamthaft bleibt die Anzahl Straftaten im Kanton Baselland stabil. Besorgniserregend sind die steigenden Zahlen bei den Einbrüchen und Cyberdelikten. Zur optimalen Arbeit fehle weiterhin Personal, mahnte Kommandant Mark Burkhard.
...Der Polizei fehlt es weiterhin an Personal
Gesamthaft bleibt die Anzahl Straftaten im Kanton Baselland stabil. Besorgniserregend sind die steigenden Zahlen bei den Einbrüchen und Cyberdelikten. Zur optimalen Arbeit fehle weiterhin Personal, mahnte Kommandant Mark Burkhard.
Tobias Gfeller
In den 2010er-Jahren waren die hohen Einbruchszahlen eines der meistdiskutierten Themen bei der jährlichen Medienkonferenz der Baselbieter Polizei zur Kriminalstatistik. Mit gezielten Massnahmen zur Verstärkung der Präsenz auf der Strasse in den Abend- und Nachtstunden gelang es der Polizei, die Zahlen drastisch zu senken. Damit erlangte die Polizei in der Bevölkerung viel Wohlwollen und von anderen Polizeikorps in der Schweiz Bewunderung.
Diese Zeiten sind spätestens mit den gestern präsentierten Zahlen von 2024 vorbei. Die Zahl der Einbruchsdiebstähle war im vergangenen Jahr so hoch wie seit 2016 nicht mehr, erklärte Fabienne Holland, Leiterin der Baselbieter Kriminalpolizei.
1405 Fälle wurden angezeigt. Das sind 13 Prozent mehr als 2023. Damit liegt der Kanton Baselland pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner an fünfter Stelle aller Kantone und über dem Schweizer Durchschnitt. Bei der Aufklärungsquote von Einbruchsdiebstählen liegt der Kanton Baselland mit 26,6 Prozent deutlich über dem Schweizer Durchschnitt.
Die letztjährigen hohen Zahlen folgen einer Tendenz. Bereits seit
2020 nehmen die Zahlen bei den Einbrüchen jährlich zu. Kommandant Mark Burkhard versucht erst gar nicht, die Situation schönzureden. «Es ärgert uns, dass die Zahlen wieder so steigen. Wir würden gerne wieder so grosse Aktionen wie 2014 und 2015 fahren.» Burkhard machte klar, dass der Polizei dafür das Personal fehle. «Wir haben das intern diskutiert. Wir müssten wieder präsenter sein. Das würde aber auch bedeuten, dass wir weniger Personal zur Aufklärung der Fälle hätten, was kontraproduktiv wäre.»
Dem Kommandanten sind die Hände gebunden. Zwar steht die Politik im Kanton Baselland mehrheitlich hinter der Polizei und der Landrat hat zuletzt auch mehr Mittel für mehr Personal gesprochen, doch um eine Prioritätensetzung infolge des eigentlich zu kleinen Korps kommt die Polizei nicht herum. Gemäss dem schweizweiten Durchschnitt der Kantone habe die Baselbieter Polizei 145 Stellen weniger, rechnete Burkhard vor. Dass es in Basel-Stadt noch viel dramatischer aussieht, hilft dem Kommandanten natürlich wenig.
Anteil Schweizer Täter sinkt
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr im Baselbiet 16 889 Straftaten. Das sind 107 oder 1 Prozent Fälle weniger als im Jahr zuvor. Diese Abnahme steht im Widerspruch zum nationalen Trend der steigenden Fallzahlen, was für das Baselbiet ein gutes Zeichen ist. Die Straftaten gegen das Strafgesetzbuch blieben mit 15 776 relativ konstant. Um mehr als 22 Prozent gesunken sind die Delikte gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Eine Zunahme um gleich 62,4 Prozent gab es bei den Delikten gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz. Gemäss Kommandant Mark Burkhard sei man daran, die Zusammenarbeit unter den Dienststellen zu verbessern, um die Fallzahlen im Bereich Asyl und Migration wieder zu reduzieren.
Ein Problem seien die vielen Delikte von abgewiesenen Asylbewerbern. Der Anteil Straftaten durch Schweizerinnen und Schweizer geht
weiter zurück und betrug im vergangenen Jahr noch 39 Prozent. Bei den delinquenten Ausländerinnen und Ausländern macht ein Viertel die ständige Wohnbevölkerung aus. 12 Prozent sind Asylsuchende, ein Viertel sogenannte «Kriminaltouristen» aus dem Ausland.
Immer noch zunehmend sind die Delikte im digitalen Raum, die als «Cyberkriminalität» zusammengefasst werden. Die Polizei geht davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Die Straftaten im Rahmen der sexuellen Integrität nahmen um 16 Prozent auf insgesamt 193 Fälle zu. Ein Grossteil macht Pornografie aus, also Bilder und Videos auf Handys und Computern. Gerade bei Kindern und Jugendlichen brauche es noch mehr Aufklärung. Die Gewalttaten haben um 14 Prozent zugenommen.
Mehr Unfälle wegen Alkohol
Bei der Verkehrsunfallstatistik fallen drei Punkte auf: Der Trend, dass immer mehr Jugendliche in Unfälle verwickelt sind, nahm 2024 weiter zu. Bei den Unfällen mit dem Velo ist die Zahl bei den E-Bikes (64) zum ersten Mal höher als bei den klassischen Velos (48).
Gemäss Christian Egeler, Leiter Verkehrspolizei, hat Alkohol als Unfallursache im vergangenen Jahr wieder zugenommen. Die Polizei werde dem Thema Alkohol am Steuer wieder mehr Gewicht geben und die Kontrollen verstärken. Positiv ist der Umstand, dass es im Baselbiet 2024 so wenig Unfälle mit Personenschaden gab wie seit 1953 nicht mehr. Das entspricht einem nationalen Trend.