So bleibt das Regenwasser länger im Boden
16.02.2024 Baselbiet, Landwirtschaft, BaselbietRessourcenprojekt «Slow Water» geht in die Umsetzungsphase
Nachdem es vom Bund genehmigt ist und die nötigen finanziellen Mittel gesprochen sind, startet das Ressourcenprojekt «Slow Water» am 26. Februar in Rünenberg mit einem Anlass für Landwirte ...
Ressourcenprojekt «Slow Water» geht in die Umsetzungsphase
Nachdem es vom Bund genehmigt ist und die nötigen finanziellen Mittel gesprochen sind, startet das Ressourcenprojekt «Slow Water» am 26. Februar in Rünenberg mit einem Anlass für Landwirte und Gemeinden.
Elmar Gächter
Es ist ein Vorhaben mit ambitionierten Zielen, das am 26. Februar in seine Umsetzungsphase startet. Im Zeitraum von sechs Jahren soll in festgelegten Einzugsgebieten zusammen mit Gemeinden und Landwirtschaftsbetrieben mit 15 Massnahmen Regenwasser vermehrt in den Böden gespeichert und das Abfliessen verlangsamt werden. Das Pilotprojekt tut not: Die Wetterextreme mit Trockenheit und Starkniederschlägen nehmen zu. Dies spüren besonders auch die Landwirtinnen und Landwirte, wenn es um die Wasserversorgung für ihre Pflanzen und ihre Tiere geht. Auch wird in den Sommermonaten das Wasser in den Gemeinden zunehmend knapp. Dies trifft ausgeprägt auf das Oberbaselbiet zu.
Das gemeinsame Ressourcenprojekt der Kantone Baselland und Luzern umfasst neben sechs Gemeinden in Luzern die elf Oberbaselbieter Gemeinden Anwil, Buckten, Känerkinden, Kilchberg, Läufelfingen, Oltingen, Rümlingen, Rünenberg, Wenslingen, Wittinsburg und Zeglingen. Dazu kommt das Moostal in Riehen als zusätzliches Lernfeld. «Wir haben 140 Betriebe angeschrieben, die ihr Land in diesen Gemeinden bewirtschaften, in der Hoffnung, dass wir die Hälfte dazu motivieren können, am Projekt mitzumachen», sagt Andreas Bubendorf, Leiter ad interim des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung.
Bewährte und neue Mittel
Bei den möglichen Massnahmen, die am Informationsanlass vom 26. Februar vorgestellt werden, handelt es sich einerseits um bekannte Methoden der Wasserspeicherung wie Humuswirtschaft, Untersaaten, schonende Bodenbearbeitung oder Hecken und andererseits um neue wie Retentionsteiche, kleinere Versickerungsmulden und -kanäle oder Agroforst in Kombination mit Keylines, sogenannten Schlüssellinien, um die Niederschläge besser nutzen zu können. «Wichtig ist, dass wir in einem Einzugsgebiet ein Set an Massnahmen umsetzen können. Erst die Kombination ermöglicht eine hohe Zielerreichung, vor allem im gewählten Perimeter mit seiner starken Parzellierung», so Bubendorf.
Bis zum Ende der Pilotphase soll der Wasserbezug der teilnehmenden Bauernhöfe aus Trinkwasserversorgungen bei vergleichbarer Witterung um bis zu 30 Prozent beim Pflanzenbau und bis 20 Prozent bei der Nutztierhaltung gesenkt werden. Zudem sollen die Abflussraten und Abflussspitzen aus den Einzugsgebieten, in denen sich die teilnehmenden Betriebe befinden – ebenfalls bei vergleichbarer Witterung – um bis zu 20 Prozent reduziert werden.
Es sei schwierig, die Vorgabe des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) nach Zielen mit konkreten Zahlen zu erfüllen, sagt Sereina Grieder, Projektleiterin «Slow Water» beim Ebenrain. Ein laufendes Monitoring der Universität Basel begleitet das Projekt. Um die Wirkung der Massnahmen zu ermitteln, stützt es sich auf Messungen, vor allem aber auch auf Modellierungen. Denn konkret messen lasse sich längst nicht alles, so Grieder. Was die im Rahmen des Projekts getroffenen Massnahmen konkret bewirken, wird ein Bericht zeigen, der zwei Jahre nach Projektabschluss vorliegen wird.
Das BLW unterstützt das Projekt «Slow Water» finanziell. Das Kostendach für die sechs Jahre beträgt 4,5 Millionen Franken. Davon entfallen auf den Kanton Luzern 582 000 Franken und auf den Kanton Baselland 574 000 Franken. Bei solchen Ressourcenprojekten teilen sich Bund und Kantone für Projektadministration und Beratung je die Hälfte, für die übrigen Massnahmen übernimmt der Bund 80 Prozent. «Falls wir mit Vorschlägen und Ideen überrannt werden, müssten wir eines Tages Stopp sagen, denn wir dürfen nicht mehr als diese bewilligte Summe ausgeben», hält Andreas Bubendorf fest.
Keine Überzeugungsarbeit nötig
Mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln werden die Landwirte für Massnahmen auf ihrem Betrieb unterstützt. Der Bau eines Retentionsteiches kann je nach Grösse bis zu 50 000 Franken kosten, von denen 50 Prozent zulasten des Projektkredits gehen würden.
Die beiden Mitarbeitenden des Ebenrain sind optimistisch, dass die Projektziele erreicht werden. «Es ist ein Thema, das sehr viele interessiert», sagt Sereina Grieder. Für Andreas Bubendorf ist es wichtig, dass möglichst schnell ein gutes Beispiel als eigentlicher Hotspot realisiert werden kann, das dazu motiviert, mitzumachen. «Gross von der Notwendigkeit von Massnahmen zu überzeugen braucht man die Landwirte nicht, denn alle haben in den letzten Jahren unter der Trockenheit gelitten.»