Hanf im Wert von Hunderttausenden Franken in Gewerbegebäude

In Zunzgen wurde vor wenigen Tagen eine professionelle Hanfanlage mit 4000 Pflanzen ausgehoben. Das Gebäude gehört der Rytz Immobilien AG. Sie hatte die betreffende Mieterin nach dem Kauf vor vier Jahren vom Kanton übernommen.

Janis Erne

Der Fund gehört zu den grösseren im Baselbiet. Am Freitag gab die Polizei bekannt, in Zunzgen eine professionell betriebene Anlage mit rund 4000 illegalen Hanfpflanzen ausgehoben zu haben. Mit diesen THC-haltigen Pflanzen hätte Marihuana im Wert von mehreren Hunderttausend Franken hergestellt werden können. Zudem stellten die Ermittler rund 17 Kilogramm Marihuana mit einem Verkaufswert von mehr als 50 000 Franken sicher. Das deutet darauf hin, dass die Täter nicht mit der Durchsuchung gerechnet hatten – andernfalls hätten sie das konsumbereite Marihuana wohl mitgenommen und später verkauft.

Wie die «Volksstimme» erfahren hat, wurde die Hanfanlage in den Räumlichkeiten eines Gewerbegebäudes an der Hauptstrasse 19 in Zunzgen betrieben, direkt neben dem grossen Fortura-Gebäude. Eigentümerin der Liegenschaft ist die Rytz Immobilien AG. Sie gehört der Familie Rytz, die im selben Gewerbequartier neben der Kunsteisbahn eine renommierte Metallund Glasbaufirma führt.

Von den kriminellen Machenschaften eines Mieters am Nebenstandort habe man nichts gewusst, betont die Eigentümerschaft. Hinter dem Betreiber der Hanfanlage steckt eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit unklaren Besitzverhältnissen und Sitz im Unterbaselbiet, deren Website derzeit nicht erreichbar ist. Ihr Zweck: «Entwicklung, Produktion und Montage von Trennwand- und Kabinen-Systemen für Büro, Labor, Reinraum und Produktionshallen». Davon war zumindest in Zunzgen nichts zu sehen.

Kanton gab Mieter weiter
Die Rytz Immobilien AG kaufte das Gewerbegebäude an der Hauptstrasse 19 vor rund vier Jahren dem Kanton Baselland ab. Dieser bestand damals darauf, dass die bestehenden Mieter für eine gewisse Zeit übernommen werden. «Wir haben die Mietverträge zu den gleichen Konditionen weitergeführt», sagt Kurt Rytz, Verwaltungsrat der Rytz Immobilien AG und Gründer der Metallbaufirma Rytz. Der Kanton bestätigt diesen Vorgang auf Anfrage der «Volksstimme».

Zugleich heisst es vom Kanton, dass die Räumlichkeiten unter seiner Eigentümerschaft zu Lagerzwecken an Privatpersonen und Firmen vermietet wurden. «Der Kanton hat zu keinem Zeitpunkt einer Nutzung als Indoor-Plantage, egal welcher Art, zugestimmt», schreibt Simon Rüttimann, Sprecher der Bau- und Umweltschutzdirektion, auf Anfrage. Dass im Gebäude Hanf produziert wird, war jedoch bereits bekannt, als noch der Kanton Eigentümer war. Das berichten mehrere Personen, die seit Jahren in der Umgebung des Gewerbegebäudes arbeiten, gegenüber der «Volksstimme». Die Liegenschaftsverwaltung des Kantons hätte vom Hanfanbau wissen müssen, heisst es.

Gegenüber Kurt Rytz beteuerten die Betreiber der Anlage wiederholt, legales Cannabis für medizinische Zwecke anzubauen. Sie hätten sich menschlich anständig verhalten und die Miete stets pünktlich bezahlt. Zwar habe es vereinzelt Probleme gegeben, etwa durch Stromausfälle oder geborstene Wasserleitungen, doch insgesamt sei das Mietverhältnis professionell verlaufen, so Rytz.

Ende März 2026 läuft der Mietvertrag mit den Hanfanbauenden nach Ablauf der mit dem Kanton vereinbarten Schutzfrist aus. Vor Ort hängen bereits Pläne mit dem Vermerk «Räumung Mieter ‹Hanf›». Die Metallbaufirma Rytz möchte die Räumlichkeiten selbst nutzen. «Wir freuen uns, dort endlich eine weitere Werkstätte einrichten zu können», so Kurt Rytz.

Die Polizei ist den Drogenproduzenten also kurz vor ihrem Auszug auf die Schliche gekommen. Die Baselbieter Staatsanwaltschaft hat gegen die mutmasslichen Betreiber der Hanfanlage ein Verfahren eröffnet. Sie ermittelt wegen eines Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz.