Plastik-Flieder verblüht nicht
27.05.2025 Bezirk Sissach, Gemeinden, Gesellschaft, Kultur, SissachBanntag wird zur Filmkulisse für die «Rundschau»
Am diesjährigen Sissacher Banntag glänzte der Nusshöfer Gemeindepräsident Rolf Wirz mit einer kurzen, aber humorvollen Rede. Die SRF-Sendung «Rundschau» begleitete das Geschehen. Der ...
Banntag wird zur Filmkulisse für die «Rundschau»
Am diesjährigen Sissacher Banntag glänzte der Nusshöfer Gemeindepräsident Rolf Wirz mit einer kurzen, aber humorvollen Rede. Die SRF-Sendung «Rundschau» begleitete das Geschehen. Der Plastik-Flieder an den Hüten dürfte den Fernsehleuten jedoch entgangen sein.
Nikolaos Schär
Die «Mäien» am Sissacher Banntag fielen aufgrund des späten Termins der diesjährigen Ausgabe durch ihre ausserordentliche Vielfalt auf: Von Frühlingsblumen und Gräsern bis hin zu Rebblättern sah man alles an den Hüten. Für Gesprächsstoff sorgte die Entscheidung einiger Banntägler, sich Plastik-Flieder an den Hut zu stecken. Die Ausreden waren dann genauso kreativ wie die Blumengestecke. Sich selbst eine Geschichte «zurechtzubüscheln», braucht scheinbar weniger Zeit, als kurz in den Garten zu gehen und sich eine Alternative zum längst verblühten Flieder zu suchen.
Für diejenigen, die allen stolz erzählten, dass sie doch Flieder gefunden hätten, lieferte der Sissacher Gemeindepräsident Peter Buser gleich die Erklärung: Der chinesische Flieder blühe später als der einheimische «Bauernflieder» und unterscheide sich im Blattwerk. Das war Balsam für die geschundenen Seelen der Plastik-Flieder-Träger, die somit nicht die Einzigen mit Material aus Fernost waren und sich einige Sprüche anhören mussten.
Trinken für den guten Zweck
Für Kontroversen sorgte auch ein Kamerateam der SRF-Sendung «Rundschau», das beim ersten Erfrischungshalt auf der Wintersinger Höhe auszumachen war. Einige mutige Banntägler stellten sich den kritischen Fragen der Fernsehleute zum Thema Männlichkeit. Rottenchef Niggi Bärtschi kann sich glücklich schätzen, dass diese ihn nicht als Ehemann von Ständerätin Maya Graf erkannten, die für die Teilnahme der Frauen am Sissacher Banntag plädiert. Von den drei anwesenden Landräten Markus Graf (SVP, Maisprach), Heinz Lerf (FDP, Liestal) und Reto Tschudin (SVP, Lausen) stellte sich letzterer der Kamera – gehören doch derlei Aufgaben zu seinem zukünftigen «Jobprofil» als angehender Landratspräsident.
Rund 220 Banntägler absolvierten die diesjährige Route über den Limperg – der Redaktor der «Volksstimme» hat sie einzeln gezählt –, was eher einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl entspricht, wenn man die 350 Besucher aus dem vergangenen Jahr berücksichtigt. Wobei diese an den abgegebenen «Waldfesten» ermittelt wurden. Der Bürgerrat macht es sich da noch einfacher: Die Anzahl der getrunkenen Biere wird durch fünf geteilt. Na dann, Prost!
Banntagsredner Rolf Wirz kündigte eine kurze Rede an, da nach eigener Aussage noch nie jemand wegen dieser an einen Banntag gegangen sei. Mit dem Thema Bier traf er jedoch den Nagel auf den Kopf. Bei seinem humoristischen Streifzug durch die Geschichte des Hopfengetränks sorgte er für einige Lacher. «Die Dinosaurier tranken kein Bier und sind ausgestorben, das sollte zu denken geben», sagte Wirz und doppelte nach: «Kürzlich habe ich gelesen, dass Forscher herausfanden, dass ein Bier gesund ist – aber auch sehr wenig.» Selbst aus einer Familie stammend, die in Sissach Bier braute, nutzte er die Gelegenheit, um das Jubiläumsbier «Öises Zwickel» (800 Jahre Sissach) zu bewerben. Dieses gab er bei «Unser Bier» in Zusammenarbeit mit der Bürgergemeinde in Auftrag, lagert es bei sich zu Hause und es kann an diversen Orten in Sissach getrunken werden. Der Gewinn aus dem Verkauf soll an eine soziale Institution gehen.
Der am weitesten angereiste Banntägler war erneut Ruedi Degen aus Toronto. Ebenfalls aus Kanada eingeflogen wurde der im Vorjahr verletzte Fahnenträger Thomas Häfelfinger, der den Weg zur Schiessanlage Limperg wies. Dort wurde der obligate «Spatz» genossen, der dieses Jahr vorzüglich schmeckte. Vor lauter bierseliger Stimmung herrschte bei den Nachzüglern Richtung Limperg kurz Verwirrung, als sich der Weg gabelte. Einige zogen sich bei der «Abkürzung» durch die Hecke Kratzspuren zu, schafften es aber doch noch rechtzeitig zum Essen. Dank den mahnenden Worten von «Bürgerratsbreesi» Tschan konnte auch das Debakel vom vergangenen Jahr verhindert werden, als nur eine zusammengeschrumpfte Rotte ins Dorf einmarschierte.