«Petri Heil» auf der Eisfläche
21.02.2025 Bezirk Sissach, Natur, Kultur, GelterkindenGefrorene Bergseen üben auf Eisfischer eine besondere Faszination aus. Michael Grauwiler geht regelmässig im Winter auf dem Eis fischen und bietet in seinem Geschäft neben Fahrrädern und Mofas neu ebenso Fischereiartikel an.
Sander van Riemsdijk
...Gefrorene Bergseen üben auf Eisfischer eine besondere Faszination aus. Michael Grauwiler geht regelmässig im Winter auf dem Eis fischen und bietet in seinem Geschäft neben Fahrrädern und Mofas neu ebenso Fischereiartikel an.
Sander van Riemsdijk
Was ist schöner und entspannter als im Winter, wenn die Seen – von einer traumhaften Bergkulisse umringt – zugefroren sind, vor einem aufgebohrten Eisloch zu sitzen und mit entsprechender Fischerausrüstung auf die Jagd nach Saiblingen, Namaycushen, Bach- und Regenbogenforellen zu gehen? Wer immer wieder bei Temperaturen unter null Grad an solchen Seen sein Fischerglück herausfordert und dem dabei warm ums Herz wird, ist Michael Grauwiler, leidenschaftlicher Fischer und Inhaber des Fahrrad- und Töffliladens Bikeway in Gelterkinden.
«Durch meinen Vater bin ich seit meiner Kindheit ein leidenschaftlicher Fischer und wollte am liebsten das ganze Jahr fischen gehen», blickt der verheiratete, 45-jährige Vater von zwei Kindern mit einem Hauch von Nostalgie durch den Zeitspiegel zurück. In der Schweiz war das Eisfischen in früheren Jahren nicht so bekannt beziehungsweise nur auf wenigen Seen überhaupt erlaubt. Es wurde eher in den nördlichen Ländern wie Schweden mit seinen fischreichen Gewässern und Flussläufen oder in Kanada ausgeübt.
Die eisige Stille
Als dann auch in der Schweiz das Eisfischen allmählich populär und es in bestimmten Kantonen ermöglicht wurde – mit strengen Auflagen zwar und oft in Begleitung eines Guides – konnte der Wunsch von Michael Grauwiler, das ganze Jahr zu fischen, in Erfüllung gehen. Sobald sich im Spätherbst der erste Frost in den Bergen bildet, heisst es bei Michael Grauwiler bald: Raus aus der warmen Stube und ab an den kalten See. Nach dem Zwiebelprinzip warm eingepackt mit Thermobekleidung, wasserdichten «Kanada Boots» und ausgestattet mit Eisbohrer, Angelzubehör, Dreibein-Höckerchen, Speisen und warmen Getränken macht er sich am frühen Morgen, wenn die Finsternis noch über den Feldern liegt, auf den Weg. Meistens geht die Reise zum Öschinen-, Engstlen- oder Melchsee.
«Es ist die ruhige Atmosphäre und eisige Stille, die das Eisfischen zum besonderen Erlebnis machen», beschreibt Michael Grauwiler seine Liebe zum Angelsport im Winter. «Es ist schlicht faszinierend, unter dem Eis, wo es stockdunkel ist, auf die Suche nach Fischen zu gehen.» Nicht umsonst heisst es, dass Eisfischen eine der süchtig machendsten Arten des Fischens ist.
Fische sind neugierig
Zuerst wird mit dem Eisbohrer ein Loch ins Eis gemacht, dort, wo Fischschwärme vermutet werden. Dann wird die Tiefe an dieser Stelle ausgelotet, während der Atem in der kalten Winterluft gefriert. Durch dieses Loch strahlt bald Tageslicht in den See. Da Fische von Natur aus neugierig sind, zieht es sie zum Lichtstrahl. Wenn sich unter dem Eis nichts rührt, verlegt man unter dem Motto «Köder zum Fisch» seinen Fischplatz und wiederholt das Prozedere mit dem Eisbohrer, erläutert der passionierte Fischer. «Das kann bis zu 25 Mal am Tag so ablaufen. Wegen der Löcher und des Schnees auf dem Eis ist man am besten mit den Schneeschuhen unterwegs.»
Gefischt wird mit einer nur 60 bis 100 Zentimeter kurzen Rute, wobei Michael Grauwiler fast den ganzen Tag steht, nahe am Eisloch und – wenn es die Kälte zulässt – meist ohne Handschuhe. «Die Bisserkennung und das Bissgespür beim Stehen mit einem Kunst- oder Naturköder, der aktiv aus der Hand geführt wird, sind so viel besser. Und nah am Eisloch kann der Drill des Fisches besser kontrolliert werden.»
Grauwilers Hobby droht jedoch meteorologisches Ungemach. Bedingt durch die Klimaveränderung mit ihrer stetigen Erwärmung verkürzt sich die Zeit im Winter zum Eisfischen immer mehr.
Nicht ohne Gefahren
Eisfischen ist zweifelsohne ein aussergewöhnliches Angelabenteuer und eine willkommene Abwechslung zu den anderen Wintersportarten wie Langlauf, Schlitteln oder Skifahren. Aber es ist nicht ohne Gefahren. Ist das Eis zu dünn, droht Einbruchgefahr und das Risiko eines spontanen Lawinenniedergangs soll nie unterschätzt werden, wie Michael Grauwiler am eigenen Leib erlebt hat. Früher war Fischen ein Altherrensport. «Das hat sich geändert», sagt er. «Fischen wird bei den Jugendlichen, auch bei den Mädchen, immer beliebter.» Der Trend wird immer spürbarer, denn die Fischerpatente haben sich verdreifacht. Ist es die Sehnsucht nach mehr Natur in einer digitalisierten Welt? «Schwierig zu sagen», so der Ladeninhaber, «aber freuen tut es mich sowieso.»
Aufgrund der steigenden Popularität hat Grauwiler im vergangenen Jahr entschieden, zum zweiten Mal sein Hobby zum Beruf zu machen. Als gelernter Zweiradmechaniker und leidenschaftlicher Fahrradfahrer und später Liebhaber von alten Töfflis, hat er 2016 den diesbezüglich ersten Schritt gemacht und in Gelterkinden ein Fahrradgeschäft eröffnet.
Mit der gleichen Überlegung hat er vor einem Jahr eine Ecke in seinem Laden freigemacht und bietet dort neuerdings ein grosses Sortiment an Fischereiartikeln an. Er stellt erfreut fest, dass mit den Anglerprodukten etwas mehr Umsatz generiert wird.
Kurse im Trend
Kurse im Fischen sind zudem momentan im Trend. Auf dieser Welle möchte Michael Grauwiler mit einem Hauch von innovativem Handelsgeist mitreiten. Er plant mit einer eigenen Website als Guide Neueinsteiger in die Künste des Eisfischens einzuführen und dabei sein eigenes Material zur Verfügung zu stellen. Im Frühling möchte er zudem sein neuestes Fischerei-Angebot in Form eines Tags der offenen Tür öffentlich wirksam promoten. Dank seiner Servicequalität bei den Zweirädern und seinem grossen Erfahrungsschatz als Ganzjahres-Fischer wird er seine Kundschaft über seine professionalisierten Hobbys mit Sicherheit adäquat beraten können.
Informationen unter www.bikeway.ch