Novindustra steht vor dem Aus
13.12.2024 Bezirk Sissach, SissachÜber den Sissacher Anlagenhersteller Novindustra AG ist der Konkurs eröffnet worden. Rund 30 Mitarbeitende sind arbeitslos. Doch die Führung prüft die Rettung des Traditionsbetriebs durch eine Nachfolgegesellschaft.
Christian Horisberger
...Über den Sissacher Anlagenhersteller Novindustra AG ist der Konkurs eröffnet worden. Rund 30 Mitarbeitende sind arbeitslos. Doch die Führung prüft die Rettung des Traditionsbetriebs durch eine Nachfolgegesellschaft.
Christian Horisberger
Die Montagewerkstatt und die Büros der Novindustra an der Gewerbestrasse in Sissach, vis-à-vis von McDonald’s, sind seit einem Monat verwaist. Am Telefon meldet sich der Anrufbeantworter. Das Unternehmen, das Pharmariesen wie BASF, Bayer oder Sandoz mit massgeschneiderten Abfüllanlagen beliefert, erlebt die grösste Krise seit seiner Gründung im Jahr 1961, vielleicht ist es auch das Aus: Verwaltungsratspräsident Fredy Mohler (65) musste den Betrieb am 12. November für zahlungsunfähig erklären lassen, worauf der Konkurs eröffnet wurde. Alle Angestellten waren damit von einem Tag auf den anderen arbeitslos, ihr Geld bekommen sie jetzt von der Arbeitslosenkasse.
Wir erreichen den Verwaltungsratspräsidenten und Miteigentümer der Novindustra am Handy, bitten um ein Gespräch. Er zögert. Das Schicksal der Traditionsfirma, für die er seit 26 Jahren tätig ist, und ihrer rund 30 Mitarbeitenden beschäftigten ihn, sagt er. Schliesslich sagt er zu und empfängt die «Volksstimme» im Besprechungszimmer des Geschäftssitzes im Sissacher Gewerbegebiet.
Mohler blickt ernst, wirkt aber nicht wie einer, der aufgegeben hat. «Die Führung der Novindustra überlegt sich, eine Nachfolgegesellschaft zu gründen, um Arbeitsplätze zu erhalten», sagt er denn auch; er wolle nicht, dass die Geschichte des Unternehmens so zu Ende geht. Voraussetzung dafür sei, dass das dafür notwendige Eigenkapital aufgebracht werden kann.
Dass die Novindustra beziehungsweise eine Nachfolgegesellschaft gute Chancen hat, wieder auf Kurs zu kommen, davon ist Mohler überzeugt. Die Auftragsbücher seien voll und das Unternehmen stehe bei seiner zu rund 70 Prozent internationalen Kundschaft nach wie vor hoch im Kurs.
Liquide Mittel fehlen
Was die Novindustra zu Fall gebracht habe, sei ein Liquiditätsengpass, sagt der Verwaltungsratspräsident. Bis zum Geschäftsjahr 2023, als das Unternehmen einen «eklatanten» Verlust von mehr als 1 Million Franken verzeichnen musste, habe es immer schwarze Zahlen geschrieben – «immer». Man habe sich im vergangenen Jahr an einem Grossprojekt in Deutschland übernommen und dabei vorhandene Reserven verloren. Als sich Aufträge terminlich verschoben und auch noch Währungsschwankungen die Erträge schmälerten, hätten mehr und mehr die flüssigen Mittel gefehlt, um offene Rechnungen zu bezahlen. Die kreditgebende Grossbank sei trotz Debitorenguthaben von rund 2 Millionen Franken nicht mehr bereit gewesen, den Liquiditätsengpass zu überbrücken.
Sollte es nun gelingen, eine eigenfinanzierte Nachfolgegesellschaft zu bilden und das Betriebsinventar zu übernehmen, könnten «hoffentlich die laufenden Aufträge abgeschlossen und Neugeschäfte wieder aufgenommen werden», führt Mohler weiter aus. Voraussetzung dafür wäre, dass die Kunden nicht schon andere Lieferanten und die entlassenen Novindustra-Mitarbeitenden noch keine anderen Jobs gefunden haben – und auch mitziehen wollen. Deshalb sei Eile geboten. Bis Ende Jahr wollen der VR-Präsident und die weiteren Führungskräfte Klarheit geschaffen haben, ob es eine Nachfolgegesellschaft geben wird. Misslingt dies, kommt es zur unwiderruflichen Auflösung der Novindustra.
Herzenssache
Fredy Mohler trat im Jahr 1998 als Projektleiter in die Novindustra ein, 2004 stieg er ins Management auf. Wie es in der Jubiläumsbroschüre zum 60-jährigen Bestehen der Firma heisst, wurde Mohler nach dem Rückzug des damaligen Eigentümers Fritz Schaub durch ein Management-Buyout Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär. Im Hinblick auf seine baldige Pensionierung gab es im Jahr 2022 erneut ein Management-Buyout. Dieses Mal übernahm ein Externer das Ruder: Ramzi Mrad – er kam von der Novartis. Mrad ist aktueller CEO, Verwaltungsrat und Mehrheitsaktionär. Für eine Stellungnahme war der CEO nicht erreichbar.
Verwaltungsratspräsident Mohler sagt im Gespräch mit der «Volksstimme» mehrfach, wie sehr ihm der Weiterbestand des Unternehmens am Herzen liege. Um dies zu schaffen, müssten alle Beteiligten mitziehen und es müsste notwendiges Eigenkapital aufgebracht werden. «Noch bin ich zuversichtlich.»