«Neuauflage» der 1:12-Initiative
04.02.2025 Baselbiet, Baselbiet, Region, Ziefen, PolitikIn Unternehmen mit Kantonsbeteiligung soll der höchste Lohn maximal das Zwölffache des tiefsten Lohns betragen: Das fordert der Ziefner Landrat Fredy Dinkel (Grüne). Eine moderate Lohnschere sei gut für den sozialen Zusammenhalt, ist er überzeugt.
Thomas ...
In Unternehmen mit Kantonsbeteiligung soll der höchste Lohn maximal das Zwölffache des tiefsten Lohns betragen: Das fordert der Ziefner Landrat Fredy Dinkel (Grüne). Eine moderate Lohnschere sei gut für den sozialen Zusammenhalt, ist er überzeugt.
Thomas Gubler
Grünen-Landrat Fredy Dinkel (Ziefen) will der Zunahme des Lohngefälles zu Leibe rücken. Zumindest auf kantonaler Ebene und auch dort nur bei Firmen, an denen der Kanton beteiligt ist. Mit einer von 20 Landratskolleginnen und -kollegen der Grünen und der SP mitunterzeichneten Motion will Dinkel ein weiteres Auseinanderklaffen der Lohnschere stoppen.
Konkret verlangt Dinkel, dass der Regierungsrat die gesetzlichen Grundlagen dafür erarbeitet, «dass in Firmen, an denen der Kanton eine Beteiligung ab 50 Prozent hält, die Lohnschere, inklusive Boni und weiterer Vergütungen, maximal 1:12 beträgt». Davon betroffen wären die Basellandschaftliche Kantonalbank, das Kantonsspital Baselland, die Psychiatrie Baselland, das Schweizer Tropeninstitut, das Universitäts-Kinderspital beider Basel und das Universitätsspital Basel. Bei letzteren drei Organisationen müsste sich die Baselbieter Regierung mit Basel-Stadt abstimmen, da der Stadtkanton ebenso Teileigner ist.
Bei Firmen mit einer Minderheitsbeteiligung soll sich der Kanton Baselland laut Dinkels Vorstoss zumindest dafür einsetzen, dass das Verhältnis höchstens 1:12 beträgt. Davon betroffen wären zum Beispiel Unternehmen wie die Baselland Transport AG, die Schweizerischen Rheinhäfen oder die Nationalstrassen Nordwestschweiz AG.
Erinnerung an Juso-Initiative
Das hohe Lohngefälle zwischen dem Management und den Mitarbeitenden habe in den vergangenen Jahren zugenommen und werde je länger, je mehr als ungerecht empfunden, schreibt Dinkel in seiner Begründung. Zudem hätten Fälle wie der Untergang der Credit Suisse deutlich gemacht, dass hohe Boni und sehr hohe Löhne noch keinen erfolgreichen Geschäftsgang garantierten und sogar zu Fehlanreizen führen könnten.
Dinkels Idee ist nicht neu. Im November 2013 haben Volk und Stände über die Volksinitiative «1:12 – für gerechte Löhne» der Jungsozialisten (Juso) abgestimmt und diese deutlich mit einem Zweidrittelsmehr abgelehnt. Kein einziger Kanton hiess das Volksbegehren gut. Von der Lohnbegrenzung wären allerdings alle Unternehmen – also auch die Privatwirtschaft – betroffen gewesen.
Daraus hat Fredy Dinkel Lehren gezogen: «In der freien Privatwirtschaft ist der Widerstand gegen eine solche Beschränkung zu gross. Aber bei den Firmen mit Staatsbeteiligung sollte man den Versuch wagen», sagt der Motionär. Dies wohl auch deshalb, weil bei den Staatsangestellten das Verhältnis zwischen dem tiefsten und höchsten Lohn kleiner als 1:7 ist. Der mittlerweile pensionierte Dinkel verweist zudem auf sein eigenes früheres Unternehmen, wo das Verhältnis 1:2,5 betragen habe. «Ich bin überzeugt, dass wir bei solchen Lohnverhältnissen eine gesündere Gesellschaft hätten», meint der Landrat der Grünen.
Gewerkschaft unterstützt Idee
Beim Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD Region Basel) steht man Dinkels Anliegen sehr positiv gegenüber, obschon sich der Motionär mit der Gewerkschaft nicht abgesprochen hat. «Wir erachten die Forderung als sehr sinnvoll. Und wie man sieht, funktioniert sie beim Kanton auch», sagt VPOD-Sekretär Nicola Goepfert zur «Volksstimme». Bei einer Begrenzung der Lohnschere auf 1:12 handle es sich um einen vernünftigen Rahmen. Skeptisch ist Goepfert allenfalls bezüglich der Chancen der Motion im bürgerlich geprägten Landrat.
Fredy Dinkel zeigt sich optimistischer: Er erhofft sich eine gewisse Unterstützung des Vorstosses auch bei der «Mitte» und den Grünliberalen.