Modernste Maschinenparks
04.06.2024 Bezirk Waldenburg, Finanzen, Niederdorf, Gemeinden, Bezirk Waldenburg
Feinmechanik-Serie, Teil 5: Niederdorf
Mit dem Medizinaltechnikunternehmen DePuy Synthes in Oberdorf verlagert die bis anhin grösste Feinmechanik-Firma im Waldenburgertal rund die Hälfte ihrer Stellen ins Ausland. Was bedeutet das für das Tal und wie ist die historisch ...
Feinmechanik-Serie, Teil 5: Niederdorf
Mit dem Medizinaltechnikunternehmen DePuy Synthes in Oberdorf verlagert die bis anhin grösste Feinmechanik-Firma im Waldenburgertal rund die Hälfte ihrer Stellen ins Ausland. Was bedeutet das für das Tal und wie ist die historisch wichtige Feinmechanik-Branche heute aufgestellt? In dieser Ausgabe: Niederdorf.
Willi Wenger
In Niederdorf ist aktuell nur noch gut ein halbes Dutzend Betriebe in der Feinmechanik-Branche tätig. Aber: Diese arbeiten alle erfolgreich, wenn auch die Auftragslage vereinzelt «nicht ganz so rosig» aussieht, wie dies vor wenigen Monaten noch der Fall war. Letztlich äussern sich Firmenchefs dennoch zuversichtlich, was die Zukunft anbelangt. Sie glauben an den Standort Niederdorf und im Speziellen daran, dass präzise Schweizer Feinmechanik weiterhin gefragt sein wird.
Eines der Flaggschiffe im Dorf ist die Rumpel SA, die als eigenständiges Unternehmen erfolgreich unterwegs ist. 1932 gegründet, beschäftigt das von Verwaltungsratspräsident und Direktor Peter Rumpel geführte Familienunternehmen 45, zum Teil langjährige Mitarbeiter. «Vergangenes Jahr hatten wir nicht weniger als elf Dienst-Jubiläen zu feiern. Der am längsten im Hause tätige Mitarbeiter ist schon seit 46 Jahren bei uns», sagt Rumpel mit Dankbarkeit und Stolz.
Dass die Rumpel SA erfolgreich tätig ist, verdankt sie nicht zuletzt ihrem Maschinenpark. «Wir verfügen über modernste Anlagen, auf denen wir unter anderem Drehteile, Wellen und Spezialschrauben herstellen», so CEO Peter Rumpel. Als Zulieferer fertigt seine Firma nach Vorgaben beziehungsweise Zeichnungen der Kunden Produkte aus allen gängigen Werkstoffen in Durchmessern von 4 bis 65 Millimetern und mit einer maximalen Länge von 600 Millimetern. «Je nach Seriengrösse produzieren wir auf CNC-Mehrspindel-, CNC-Drehzentren und Langdrehmaschinen», ergänzt Rumpel. Dabei werden vorwiegend Automatenstähle sowie rostfreie Stahlsorten, Titan und Aluminium zerspant.
Als Unternehmen mit permanenter Leistungsoptimierung, Investitionen in die Erneuerung der Infrastruktur beziehungsweise den Maschinenpark, garantiert die Rumpel SA hochwertige Schweizer Qualität. Ihre Präzisionsdrehteile werden weltweit in die Endprodukte der Kundschaft eingebaut und in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt. Firmenchef Peter Rumpel bezeichnet die aktuelle Auslastung als gut. Es sei schön, so arbeiten zu können, dank sehr gutem, qualifiziertem Personal und hochmodernen Maschinen: «Wir werden in diesem Sinne am Ball bleiben. Wir gehen mit der Zeit.» Dokumentiert wird dies am Dach des Firmengebäudes. Dort sind 1400 Solarpanels montiert, die gut 80 Prozent des Strombedarfs im Haus sicherstellen.
«Verhalten optimistisch»
Ein ebenso interessantes wie erfolgreiches Unternehmen in Niederdorf ist die noch relativ «junge» Hans Kurt AG. 1986 als mechanische Werkstatt gegründet, ist sie – vereinfacht gesagt – als maschineller Fertiger von Präzisionsdreh- und Frästeilen sowie als klassischer Lohnfertiger industrieller Zulieferer tätig. Die AG mit 25 Mitarbeitern bietet die Fertigung von einfachen und komplexen Einzelteilen, kubisch und rund, sowie Serienteilen an. Das Angebot erstreckt sich vom Rohteil bis zu montierten, geprüften und getesteten Baugruppen. Quasi jeder Kundenwunsch wird erfüllt.
Andreas Kurt, der Firmeninhaber und Geschäftsführer, hat aktuell genügend Angestellte, um den Betrieb am Laufen zu halten: «Wir können zurzeit normal arbeiten. Niemand muss Überstunden leisten.» Kurt ergänzt, dass die Auftragslage eher dünn sei: «Dies seit ungefähr einem Dreivierteljahr. Ich rechne damit, dass dies in den kommenden gut sechs Monaten weiter so sein wird. Auch aus diesem Grund ist zurzeit ein Personalausbau kein Thema.» Andreas Kurt blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. «Verhalten optimistisch», wie er präzisiert.
Die Hans Kurt AG, die keine Eigenentwicklungen und keine eigenen Produkte anbietet, lebt von der Produktion nach Kundenaufträgen. Diese kommen zur Hauptsache von Betrieben im Kanton. Die Kunden schätzen die dem Unternehmen zugrunde liegende Philosophie mit Werten wie Flexibilität und Qualität. Vor Ort arbeiten, wie im Gros der Feinmechanik-Betriebe im Waldenburgertal, Polymechaniker, aber auch weitere Berufsleute, die als Spezialistinnen und Spezialisten tätig sind.
Im Familienbetrieb, an dem gemäss Andreas Kurt als solchem nicht gerüttelt wird, sind viele Mitarbeiter tätig, die eng mit dem Betrieb verbunden sind. Die meisten – rund zwei Drittel – wohnen innerhalb eines Radius von 30 Kilometern. Einer davon ist Betriebsleiter Ideal Millaku, der seit elf Jahren bei der Firma tätig ist. Andreas Kurt bezeichnet sein Personal liebevoll als «gute Seelen».
Den Angestellten steht ein moderner Maschinenpark mit Fräs- und Drehmaschinen, die mehrheitlich mit Automationen ausgerüstet sind, zur Verfügung. Unter anderem arbeitet das Personal mit 5-Achsen-Fräs- und mehrachsigen Drehzentern. In der Automation ist beispielsweise ein Knickarmroboter im Einsatz.
Dass die Unternehmen in Niederdorf gute Arbeit leisten, weiss auch Gemeindepräsident Martin Zürcher: «Ja, die Feinmechanik-Branche hier im Dorf leistet überzeugende wie auch tolle Arbeit. Ich anerkenne ihre Leistungen, auch bezüglich der Bereitstellung von Arbeitsplätzen sowie des Einsatzes in der Berufsbildung.» Vizepräsident Robert Chaudet ergänzt, es sei wichtig, dass die Branche dem Dorf erhalten bleibt. «Wir müssen alles daransetzen, dass wir die Unternehmen in Niederdorf halten können», so Chaudet.
Die «Volksstimme» hat verschiedene Gemeinden im und ums Waldenburgertal besucht und legt in einer sechsteiligen Serie dar, wie es den dortigen Feinmechanik-Firmen geht.
Bereits erschienen: Hölstein (24. Mai), Oberdorf (28. Mai), Liedertswil (30. Mai) und Bennwil (31. Mai)