Mehr Geld für den Wald
23.07.2024 Baselbiet, Politik, Landwirtschaft, NaturKlimawandel fordert Förster – diese brauchen zusätzliche 2,5 Millionen
Wetter- und Krankheitsschäden im Wald nehmen durch den Klimawandel zu. Gleichzeitig muss das Forstpersonal die Baumbestände regulieren, um sie fit für die Zukunft zu machen. Beides ...
Klimawandel fordert Förster – diese brauchen zusätzliche 2,5 Millionen
Wetter- und Krankheitsschäden im Wald nehmen durch den Klimawandel zu. Gleichzeitig muss das Forstpersonal die Baumbestände regulieren, um sie fit für die Zukunft zu machen. Beides kostet Geld – 2,5 Millionen Franken mehr als geplant.
Janis Erne
Das «Schlossbänkli» vor dem Aufstieg zur Ruine Homburg in Läufelfingen ist ein beliebter Rastplatz. Die überdachte Grillstelle lädt zum Verweilen ein. Lange Zeit lag sie im Schatten der umliegenden Bäume, die auch im Hochsommer für angenehme Temperaturen sorgten. Seit rund fünf Jahren ist das jedoch nicht mehr so. Zahlreiche Bäume rund um das «Schlossbänkli» mussten gefällt werden; der Blick in Richtung Buckten und Känerkinden ist nun freigelegt, der Schatten passé.
Grund für die Rodung war der Klimawandel: Die Bäume beim «Schlossbänkli» waren aufgrund von anhaltender Trockenheit dürr und gefährdeten durch mögliche Einstürze und Astabbrüche Personen, die sich in der Nähe aufhielten.
Das Forstpersonal kämpft nicht nur in Läufelfingen mit den Folgen des Klimawandels, sondern im ganzen Kanton. Trocken- und Hitzeperioden, weniger Regen und mehr Extremereignisse wie Stürme, Fröste oder Überschwemmungen setzen dem Wald zu. Dadurch müssen Försterinnen und Förster immer mehr Wetterschäden beheben. Des Weiteren müssen sie zunehmend Schädlinge und Baumkrankheiten bekämpfen und den Wald durch Rodungen fit machen für die nächsten Jahrzehnte, die von einem fortgeschrittenen Klimawandel geprägt sein werden.
Das alles kostet: Die Baselbieter Regierung will für die «Waldpflege im Klimawandel», so heisst ein entsprechendes Programm des Amts für Wald beider Basel, mehrere Millionen Franken bereitstellen. Für die Jahre 2025 bis 2028 hat sie auf Anraten der zuständigen Landratskommission den ursprünglich vorgesehenen Betrag von 4,08 Millionen Franken um mehr als die Hälfte erhöht. Neu sollen 6,52 Millionen Franken in die Waldpflege gesteckt werden. Der Betrag muss noch vom Landrat genehmigt werden.
Wie dem vergangene Woche veröffentlichten Bericht der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) zu entnehmen ist, sind nicht alle Mitglieder überzeugt von der Aufstockung der Gelder. Fünf Mitglieder erachteten die ursprünglich vorgesehenen 4,08 Millionen Franken als «ausreichend» und stimmten gegen eine Erhöhung. Sie argumentierten, dass eine «Nachjustierung» möglich sei.
Aufwand hat sich verfünffacht
Eine Mehrheit der VGK – acht Mitglieder – sprach sich jedoch für mehr Geld für die Waldpflege aus. Dies als Reaktion auf «Appelle» des Waldeigentümerverbands «Wald beider Basel» und des Verbands Forstpersonal beider Basel. Die beiden Verbände wiesen darauf hin, dass zusätzliche Mittel nötig seien, um den Wald nachhaltig bewirtschaften zu können.
Eine Herausforderung für das Forstpersonal ist die sogenannte Naturverjüngung. Dabei werden keine neuen Bäume gepflanzt, sondern kranke oder nicht zukunftsfähige Bäume gefällt. Bestehende, klimataugliche Bäume sollen als natürliche Samenspender dienen, damit neue Bäume wachsen können.
Der Aufwand des Baselbieter Forstpersonals hat sich durch den Klimawandel und die Anpassung daran in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. 2023 mussten 236 Hektaren Schutzwald gepflegt werden, was fünfmal mehr ist als in der Mittelfristplanung vorgesehen und mit dem Bund vereinbart.
Bei den Baumarten im Baselbiet ist ein Wandel im Gang. Während die Fichte laut VGK-Bericht kaum eine Chance hat und die Buche und die Esche auf dem Rückzug sind, hält sich der Ahorn und nehmen die Bestände des Spitzahorns und der Eiche zu.
Die Aufstockung der Gelder für die Waldpflege um knapp 2,5 Millionen Franken will der Regierungsrat an Bedingungen knüpfen. So sollen die Waldeigentümer eine Waldstrategie und einen Finanzierungsplan erstellen und mit dem Kanton eine Leistungsvereinbarung zur Bewirtschaftung des Waldes abschliessen müssen.