Loslassen für ein entrümpeltes Leben
07.05.2024 Bezirk Sissach, Wintersingen, Gemeinden, Gesellschaft, BaselbietAufräumcoach Gabriele Frei hilft Menschen, Ordnung zu schaffen
Durchschnittliche Schweizer Haushalte besitzen über 10 000 Gegenstände, der Grossteil davon wird nur selten oder gar nicht benützt. Sich von alten Dingen zu trennen, ist nicht einfach. Gabriele Frei ...
Aufräumcoach Gabriele Frei hilft Menschen, Ordnung zu schaffen
Durchschnittliche Schweizer Haushalte besitzen über 10 000 Gegenstände, der Grossteil davon wird nur selten oder gar nicht benützt. Sich von alten Dingen zu trennen, ist nicht einfach. Gabriele Frei unterstützt ihre Kundinnen und Kunden beim Ausmisten und Aufräumen.
Julia Kaufmann
Viele Menschen wünschen sich ein ordentlicheres Zuhause. Die Zeit und Mühe für gründliches Entrümpeln nehmen sich jedoch wenige. Noch weniger holen sich externe Hilfe. «Oft glauben wir, wir müssten alles allein schaffen», sagt Gabriele Frei. Die Wintersingerin unterstützt Menschen beim Aufräumen – sie ist ein Aufräumcoach. Beim Aufräumen fühlten sich viele Menschen überfordert, weil sie sich zu viel auf einmal vornehmen, was zu Frust und Erschöpfung führe. Mit einer Beratung durch einen erfahrenen Coach, der die Gegenstände objektiver betrachtet als deren Besitzer oder Besitzerin, falle das Aufräumen leichter und gehe schneller.
Gegenstände sind oft nicht einfach nur «Sachen», sie sind mit Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Und genau das macht es so schwierig, sie wegzugeben. Für Frei ist es wichtig, dass ihre Kunden und Kundinnen verstehen, dass sich der Stellenwert von Gegenständen über die Jahre verändern kann und Erinnerungen und Gefühle nicht an Dinge gebunden sind, sondern im Herzen ihren Platz haben. Trotzdem findet sie: «Woran das eigene Herz hängt, das muss auch bleiben dürfen!»
An solchen Lieblingsstücken könne man sich immer wieder erfreuen, sie gäben den Menschen ein gutes Gefühl. Dies im Gegensatz zu Dingen, die ungeliebt irgendwo ganz hinten im Estrich verborgen sind. Man wisse, dass man sich eigentlich davon trennen sollte, tue es aber nicht. Deshalb würden Orte und Ecken, wo sich «Ballast» ansammelt, möglichst gemieden nach dem Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn».
Ordnung tut gut
Für Gabriele Frei ist klar, dass für diese Dinge kein Platz ist in unserem Leben, denn sie werden nur noch selten oder gar nicht mehr genutzt. «Geschirr, das man im Estrich aufbewahrt für den Fall, dass man einmal ein Fest mit vielen Gästen feiert, muss nicht dort liegen und auf seinen Einsatz warten. Lieber leiht man sich das nötige Geschirr, falls ein grösseres Fest ansteht.» Ein reduzierter Bestand an Inventar schafft Platz für die Lieblingsgegenstände und rückt diese ins Rampenlicht, ansonsten gehen sie unter. Frei räumt nach dem Grundsatz «Qualität über Quantität» auf.
Die Wintersingerin hat früher im Qualitätsmanagement in der Pharmabranche gearbeitet. Sie absolvierte nebenberuflich eine dreijährige Ausbildung zur diplomierten Naturheiltherapeutin, die sie 2005 abschloss. Darin waren auch psychologische Astrologie und Blütentherapie enthalten, die sie heute neben dem Aufräumcoaching anbietet. Ausserdem gibt sie Malkurse, die Menschen darin unterstützen, ihre Kreativität zu entdecken und inneren Freiraum zu schaffen.
Diese verschiedenen Bereiche kombiniert Frei mit dem ganzheitlichen Ziel, nachhaltige Freude und innere und äussere Ordnung in das Leben ihrer Kunden und Kundinnen zu bringen.
Ordnung hat grossen Einfluss auf unser allgemeines Wohlbefinden. Unordnung erzeugt Enge, vollgestellte Räume und überfüllte Schränke belasten den Menschen – oft unterbewusst. Gabriele Frei beobachtet bei ihrer Kundschaft nach dem Aufräumen und Loslassen oft ein Gefühl der Befreiung.
Besitz ist auch Statussymbol
Für Frei ist klar, dass bei Menschen das Innen und das Aussen sehr stark vernetzt sind. So sei der Umgang mit Materiellem durch Charaktereigenschaften zu erklären. Menschen, für die Besitz das Wichtigste ist, hätten oft das Gefühl, ihr Inneres nicht zeigen zu können. Deshalb versuchten sie sich über Äusseres, also Besitz als Statussymbol, zu definieren. «Ich erlebe bei meiner Arbeit immer wieder, wie Kundinnen und Kunden endlich wieder ‹Luft holen› können, nachdem sie sich von Altlasten getrennt und gelernt haben loszulassen», berichtet Frei.
Wenn Gabriele Frei von einer Person gerufen wird, damit sie bei Dritten hilft, Ordnung zu schaffen oder zu entrümpeln, könnte es schwierig werden. Der Wunsch zur Veränderung und der Wille, dafür aktiv zu werden, könne niemandem aufgezwungen werden, sagt sie. Veränderung bedeute auch eine Menge Arbeit, und alte Gewohnheiten zu durchbrechen brauche viel Disziplin.
So schafft und hält man Ordnung
– Das 1:1-Prinzip: Altes wird gegen Neues getauscht. Beim Kauf neuer Sachen sollten Sie sich bewusst sein, dass eventuell alte Teile weiterziehen müssen, um Platz zu schaffen.
– Ordnung heisst nicht, sich radikal von allem trennen zu müssen, das nicht täglich in Gebrauch ist. Geliebtes darf mit gutem Gewissen behalten werden und kommt dank mehr Ordnung besser zur Geltung.
– Verfallen Sie nicht in den Putzmodus, wenn Sie doch eigentlich aufräumen wollen. Wenn sie allerdings aufgeräumt haben, geht das Putzen schneller und leichter.
– Aufräumen nach Kategorien: Hier sammle ich beispielsweise alle Scheren, die sich im gesamten Haushalt befinden, zusammen. Dann lege ich fest, wie viele ich tatsächlich brauche. Der Rest wird verschenkt oder in die Brocki gegeben.