Im «Movie Camp» produzierten Kinder und Jugendliche eigene Kurzfilme
In der Woche vor Ostern übten 58 Kinder und Jugendliche aus der Region im «Movie Camp» das Filmhandwerk. Es entstanden unter realitätsnahen Bedingungen sechs Kurzfilme, die am ...
Im «Movie Camp» produzierten Kinder und Jugendliche eigene Kurzfilme
In der Woche vor Ostern übten 58 Kinder und Jugendliche aus der Region im «Movie Camp» das Filmhandwerk. Es entstanden unter realitätsnahen Bedingungen sechs Kurzfilme, die am Ostersamstag in Basel Kinopremiere feierten.
Marianne Ingold
So viele Kameras sind wohl sonst auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Muttenz nie gleichzeitig im Einsatz: Beim Besuch am vergangenen Mittwoch verfilmten sechs Gruppen von Kindern und Jugendlichen ihre Geschichten. Parallel dazu entstanden Aufnahmen für eine mehrteilige Making-of-Serie, und auch ein Fotograf dokumentierte das «Movie Camp», ein einwöchiges Ferienangebot für filmbegeisterte Kinder und Jugendliche. Diese lernten zuerst in Workshops Theorie und Praxis des Filmschaffens kennen und wurden dann selber aktiv.
Im «Junior Camp» für 8- bis 12-Jährige drehte eine Gruppe das Drama «Amalia», in dem es um häusliche Gewalt und deren Auswirkungen geht. «Wir bauen alles von Anfang an auf», sagte Schauspielerin Soraja Trigo, die dieses Team coachte. In Gruppen schrieben die Kinder eine Story, übernahmen Regie, Kamera und Ton und spielten selber mit. Danach wurde das gedrehte Material geschnitten und vertont. Ebenfalls im «Junior Camp» entstanden «Back to the Kids», eine Schulkomödie mit unerwarteten Folgen, und «Game Over», ein Science-Fiction-Film mit tollen «Special Effects» und humorvollen Elementen.
Mit 13 bis 20 Jahren etwas älter waren die Teilnehmenden in der Kategorie «Movie Camp». Sie brachten eigene Geschichten mit, die sie zu Drehbüchern ausarbeiteten und diese in «Pitch-Sessions» vorstellten. Aus acht präsentierten Geschichten wurden drei ausgewählt und anschliessend umgesetzt. Die Hauptrollen wurden mit Teilnehmenden des «Acting Camps» besetzt, die dafür ein Casting absolvierten. Dieses war zwar nicht ganz so hart wie oft in der Realität, führte aber doch zur einen oder anderen Enttäuschung. Damit umgehen zu lernen sei auch ein wichtiger Teil des Filmgeschäfts, sagte Kevin Walt, der das «Movie Camp» dieses Jahr zum dritten Mal leitete.
Realistische Bedingungen
Das «Movie Camp» sei eine «mega toughe» Filmschule, betonte Walt: «Wir arbeiten mit den Jugendlichen so nahe an den Branchenbedingungen, wie wir es verantworten können.» Die Camptage dauerten von 8 bis 18 Uhr oder auch länger, wenn noch Abendaufnahmen anstanden wie für den Kurzfilm «Gedankenlabyrinth». Eine der beiden Hauptrollen darin spielte Lorena aus Liestal. Sie war dieses Jahr zum ersten Mal dabei, brachte aber schon etwas Filmerfahrung aus dem Fernseh-Zweiteiler «Gotthard» mit. Ob sie beim nächsten «Movie Camp» wieder dabei sein könne, wisse sie noch nicht. «Doch ich würde es allen empfehlen», schwärmte sie. «Es macht grossen Spass und es hat so tolle Leute – da mitzumachen ist fast ein Muss!»
Ein anderes Team, gecoacht von Schauspielerin und Regisseurin Viola von Scarpatetti, drehte den Film «Fassade». Darin geht es um ein Mädchen, das unbedingt zu einer Gruppe gehören will, von der es ausgeschlossen wird. Die Jugendliche versucht deshalb mit allen Mitteln, sich an die anderen anzupassen, merkt aber schliesslich, dass es viel besser ist, sich selber zu bleiben. In diesem Kurzfilm spielte Élodie aus Bubendorf mit. Auch sie hat bereits etwas Filmerfahrung aus einem Werbespot und einem Teaser für einen Film. Im «Movie Camp» wollte sie üben und sich so auf weitere Rollen vorbereiten.
Die Teilnehmenden am «Movie Camp» brachten ganz unterschiedliches Vorwissen mit. Manche waren schon zum zweiten oder dritten Mal dabei, so zum Beispiel Gwendolin, bei «Fassade» für den Ton verantwortlich, und ihr Teamkollege Danilo an der Kamera. «Die meisten, die schon 2023 mitmachten, sind immer noch dabei», sagte Campleiter Kevin Walt. Aber auch Filmneulinge sind willkommen und können viel lernen.
Am Gründonnerstag und am Karfreitag fanden Wahlkurse statt, unter anderem mit Drohnenpilot Martin Drescher, Stuntman Oliver Keller und Maskenbildnerin Alexandra Lampart. Zwei Wahlkurse waren öffentlich: Filmproduzent Jean De Meuron gab Einblick in seinen Kurzfilm «Edge of Space» und Patrick «Karpi» Karpiczenko sprach über KI im Film.
Am Ostersamstag wurden alle sechs Kurzfilme auf der grossen Leinwand im Küchlin Saal1 in Basel gezeigt. Im Publikum sassen zahlreiche stolze Angehörige. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten einen grossen Becher Popcorn, ein Zertifikat, eine Überraschungstasche und viel Applaus. Vielleicht gibt es für das eine oder andere Werk später sogar noch eine Auszeichnung, wie für zwei Filme aus dem letztjährigen «Movie Camp»: «Sophie», eine Mischung aus Science Fiction und Horrorfilm, gewann an den Jugendfilmtagen 2025 gleich zwei Preise, und «Die Dose», eine experimentelle Geschichte über Littering, wurde zu einem Festival in Deutschland eingeladen.
Gegründet wurde das «Movie Camp», das dieses Jahr zum neunten Mal stattfand, von Filmproduzent Giacun Caduff, Organisator des «Gässli Film Festivals» in Basel und des Autokinos in Pratteln. Für die operative Durchführung ist der Non-Profit-Verein «filmkids.ch» verantwortlich. Auf der Streaming-Plattform «Filmkids+» sind die «Movie Camp»-Filme in der Rubrik «Filmschool» aufgeschaltet. Das nächste «Camp» ist für die Woche vor Ostern 2026 geplant.
www.movie-camps.chwww.filmkids.chwww.filmkidsplus.ch