Lichterlöschen im Lichtspieltheater
12.12.2025 Bezirk Liestal, Kultur, Region, Bezirk Liestal, FinanzenÜber die «Kinooris Bar GmbH» wurde der Konkurs eröffnet
Filmfreunde stehen beim Liestaler Kino Oris vor verschlossener Tür: Die Betreiber sind in Konkurs gegangen. Liegenschaftsbesitzer Ulrich Beyeler sucht nach einer neuen Zukunft für den ...
Über die «Kinooris Bar GmbH» wurde der Konkurs eröffnet
Filmfreunde stehen beim Liestaler Kino Oris vor verschlossener Tür: Die Betreiber sind in Konkurs gegangen. Liegenschaftsbesitzer Ulrich Beyeler sucht nach einer neuen Zukunft für den Traditionsbetrieb.
David Thommen
Seit Montag sind die Türen des Liestaler Kinos Oris verschlossen, die Website ist offline und das Telefon klingelt ins Leere. An der Eingangstür an der Kanonengasse hängt ohne weitere Erklärungen ein A4-Blatt mit einer amtlichen Mitteilung, wonach über die «Kinooris Bar GmbH» der vorläufige Konkurs verhängt worden ist. Wer Vermögensgegenstände des Konkursiten verwahre, müsse diese beim Konkursamt abliefern, heisst es in einem rechtlichen Hinweis.
Diese Mitteilung wurde bereits am vergangenen Freitag im digitalen Amtsblatt des Kantons publiziert, am Dienstag folgte gleichenorts die Mitteilung, dass der Konkurs nun eröffnet und die GmbH aufgelöst wurde. Damit ist der reguläre Spielbetrieb des Liestaler Kulturbetriebs jäh zum Erliegen gekommen.
«Am Sonntag war im ‹Oris› noch Normalbetrieb, am Montag standen die Besucherinnen und Besucher dann vor verschlossenen Türen», sagt Liegenschaftsbesitzer Ulrich Beyeler, der über die Geschehnisse summarisch im Bild ist, auf Anfrage. Die seit 2019 tätigen Kinobetreiber, das Ehepaar Ornella und Kim Rihm, waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Frage, ob sie noch Hoffnung für das «Oris» sehen, bleibt hier somit unbeantwortet.
Ulrich Beyeler, der das Gebäude samt Kinosaal besitzt, sieht den Hauptgrund für das Scheitern seiner Pächter im Besucherrückgang: «Der Bruch passierte bei der Corona-Pandemie, danach erholten sich die Eintrittszahlen nicht mehr richtig», sagt der eigentlich längst pensionierte Liestaler Architekt und Immobilientreuhänder. Diese Entwicklung treffe nicht nur das «Oris», sondern fast alle Kinos in der Schweiz – ähnlich wie auch Gastronomiebetriebe oder Clubs.
Seit der Pandemie lebten die Menschen zurückgezogener und gingen seltener aus. Für die Kinos, die in Konkurrenz zu Streamingdiensten wie «Netflix» stehen, sei es zusätzlich eine sehr schwierige Zeit, weil aus Hollywood kaum noch Blockbuster kommen, so Ulrich Beyeler. Mit einem neuen «James Bond»-Film im Programm wäre der Betrieb im laufenden Jahr möglicherweise ohne grosse Probleme über die Runden gekommen.
Künftiges Konzept noch unklar
Was mit dem «Oris» nun geschehen soll, ist ungewiss. Beyeler hat die Infrastruktur im Kino 2017 rundum erneuern lassen. «Ob ich neue Mieter finde, ist ungewiss», so Beyeler zur «Volksstimme». Er bedaure, dass die jetzigen Pächter trotz ambitioniertem Konzept und grossem Engagement das Handtuch werfen müssen. An ihm habe es nicht gelegen: Er habe beim Mietzins Entgegenkommen gezeigt, da dieser traditionsreiche Kulturbetrieb für ihn – und die Menschen in Liestal und in den umliegenden Gemeinden – einen grossen Stellenwert besitze. Ob er weiterhin an einem Kino in diesem Gebäude festhalten oder andere Pläne damit verfolgen soll, wolle er sich nun in Ruhe überlegen, sagt der Architekt.
Eröffnet wurde das Kino Oris an der Kanonengasse im Jahr 1957. Bereits zuvor gab es in Liestal das Kino Uhu, das seit 1929 bestand (und 1973 schloss). Wer heute in Liestal Filme auf grosser Leinwand erleben will, kann dies noch im Kino Sputnik im Kulturhaus Palazzo tun, das allerdings, anders als bisher das «Oris», kaum Mainstreamfilme im Programm hat.
Die jetzige Krise markiert nicht den ersten Tiefpunkt in der 68-jährigen, wechselvollen Geschichte des «Oris». In alten Zeitungsberichten ist von etlichen «Dämpfern» die Rede und bereits 2016 musste die Bilanz deponiert werden, worauf das Kino für einige Monate geschlossen blieb. Besitzer Beyeler modernisierte danach den Saal mit 130 Sitzplätzen, richtete eine Bar ein und schuf ein «Erlebnislokal», im dem auch viele andere Veranstaltungen wie eine «Ciné Disco» oder eine «Kinderuni» stattfanden.
Noch im Jahr 2019 habe der Laden gebrummt, sagt Beyeler. Damals sind rund 25 000 Eintritte verkauft worden, nach der Pandemie seien es stets weniger als 20 000 gewesen, wie die «bz» im Jahr 2023 schrieb. Dem «Oris» war damals ein Artikel gewidmet worden, weil Beyeler die Liegenschaft «aus Altersgründen» zum Verkauf ausgeschrieben hatte – in der Hoffnung, einen leidenschaftlichen Investor für den Kino-Erhalt zu finden. Ein Besitzerwechsel hat seither nicht stattgefunden. Ob der «Oris»-Projektor nach dem vorläufigen Konkurs der Pächter jemals wieder anlaufen wird?

