Krim-Reise wirft Fragen auf
28.05.2024 Bezirk Sissach, Lausen, Politik, BaselbietRussische Medien täuschten Besuch einer Schweizer Delegation vor
2018 besuchte der ehemalige Baselbieter Ständerat Eduard Belser (83) mit 13 Schweizer Pensionären die Krim-Halbinsel. Obwohl privat organisiert, stellten russische Medien die Reise als offiziellen Besuch ...
Russische Medien täuschten Besuch einer Schweizer Delegation vor
2018 besuchte der ehemalige Baselbieter Ständerat Eduard Belser (83) mit 13 Schweizer Pensionären die Krim-Halbinsel. Obwohl privat organisiert, stellten russische Medien die Reise als offiziellen Besuch dar. In den Schweizer Medien wurde dies nie thematisiert.
Melanie Frei
Es war eine Reise, die damals in den Schweizer Medien mit keinem Wort erwähnt worden war: Der ehemalige Baselbieter Stände- sowie SP-Regierungsrat und ehemaliger Präsident des Bankrats der Nationalbank, Eduard Belser (83), besuchte im Jahr 2018 das russische Sewastopol, die grösste Stadt auf der Halbinsel Krim. Mit ihm waren 13 weitere pensionierte Schweizerinnen und Schweizer aus Belsers Freundeskreis auf dieser Reise, die meisten kamen aus dem Grossraum Basel. Eine «Schweizer Delegation» sei eingetroffen, habe es damals im lokalen Fernsehen auf der Krim geheissen, wie es im Artikel steht, der gestern in den Zeitungen von Tamedia (unter anderem «BaZ») zu lesen war. Belser, der in Lausen wohnt, war als «ehemaliger Abgeordneter» in den russischen Medien vorgestellt worden. Er habe sich selbst nie als Vertreter der Schweiz ausgegeben, wird Belser im betreffenden Artikel zitiert.
Der heute 83-Jährige betont, dass die Reise ausschliesslich privaten Charakter gehabt habe – die Reisekosten habe jeder Einzelne selbst übernommen. Die russischen Medien formten damals aus dem Besuch der Schweizerinnen und Schweizer eine ganz eigene Geschichte: Die Krim sei für Ausländerinnen und Ausländer ein attraktives Reiseziel, was der Besuch der Schweizer beweise. Dies passt zu der russischen Strategie, die Annexion der Krim zu legitimieren.
Sofort protestierte damals 2018 die ukrainische Botschaft in Bern und richtete sich an das Eidgenössische Aussendepartement (EDA). Die «Schweizer Delegation» halte sich illegal auf der 2014 von Russland annektierten Krim-Halbinsel auf. In einem auf Twitter (heute X) veröffentlichten Beitrag schrieb die Botschaft, dass sie den Besuch der Delegation mit alt Ständerat Eduard Belser an der Spitze «aufs Schärfste verurteile». Und weiter: «Der Besuch stellt eine klare Verletzung des ukrainischen Rechts dar und steht zur offiziellen Position der Schweiz über die Nichtanerkennung der illegalen Annexion der Krim im Widerspruch.» In den Schweizer Medien wurde das Thema nie aufgegriffen.
Zehn Tage war die Gruppe auf der Krim unterwegs gewesen. Unter anderem besuchten sie den neuen Flughafen und die Verbindungsbrücke zwischen dem russischen Festland und der Krim-Halbinsel, die Putin kurze Zeit zuvor eröffnet hatte.
Gegenüber den Tamedia-Zeitungen sagt Belser, dass er eine «gute Zeit» auf der Krim verbracht habe. Heute würde er «wegen der aufgeheizten Situation» nicht mehr hingehen, 2018 sehe er in seiner Reise aber keinen Fehler. Dass die Ukraine die Krim als Teil ihres Staatsgebiets betrachte, sei ihm sehr wohl bewusst, sagt Belser weiter: «Aber faktisch gehört sie halt zu Russland.»
Belser bestätigt gegenüber der «Volksstimme» den Zeitungsbericht, konnte aber wegen Abwesenheit keine zusätzlichen Angaben machen. Spannend wäre gewesen, weshalb er anlässlich der privaten Reise an einer Medienkonferenz teilgenommen hat. Im lokalen Fernsehsender war er zusammen mit einem russischen Vertreter zu sehen, auf dem Tisch stand eine russische und eine Schweizer Flagge.