Kapitän geht guten Gewissens von Bord
25.03.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Bauprojekte, MaisprachMit Rolf Graf hat sich ein Baumeister alter Schule ein Stück weit aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen. Er verbleibt jedoch Verwaltungsratspräsident der Hans Graf AG. In wenigen Wochen gibt er zudem das Präsidium des Baumeisterverbands Region Basel ab, das er seit 2016 ...
Mit Rolf Graf hat sich ein Baumeister alter Schule ein Stück weit aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen. Er verbleibt jedoch Verwaltungsratspräsident der Hans Graf AG. In wenigen Wochen gibt er zudem das Präsidium des Baumeisterverbands Region Basel ab, das er seit 2016 ausübt.
Otto Graf
Baumeister Rolf Graf (65) möchte kürzertreten und zieht sich aus dem Berufsleben zurück. Wohl hat Graf das Pensionsalter erreicht – aber das ist das Wesentliche: In der Person von Thilo Gemperle hat ein langjähriges Kadermitglied die Geschäftsleitung der Firma Hans Graf AG mit Sitz in Maisprach übernommen. Dank dieser Nachfolgelösung habe er den optimalen Zeitpunkt für den Rückzug aus dem Familienunternehmen getroffen, gibt der eidgenössisch diplomierte Baumeister zu verstehen. Rolf Graf bleibt Verwaltungsratspräsident der Hans Graf AG.
1956 hob Hans Graf, geboren 1931 und Vater des jetzigen Mitinhabers, das Baugeschäft mit vier Mitarbeitenden aus der Taufe. 1997 erfolgte die Umwandlung in die heutige Familienaktiengesellschaft. Aktuell ist bereits die dritte Generation aktiv. 1993 verlegte die Firma das ursprüngliche Domizil im Dorf an den heutigen Standort am Lindenweg. 2000 erstellte sie in Buus eine neue Lagerhalle und erweiterte im vergangenen Jahr den dortigen Lagerplatz.
Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 20 Mitarbeiter auf der Baustelle, darunter ein bis zwei Lernende. Im rückwärtigen Dienst und in der Geschäftsleitung stehen weitere Angestellte auf der Lohnliste, darunter Sohn Michael Graf sowie der Bruder von Rolf, Christian Graf.
Rund 60 Prozent des Arbeitsvolumens entfallen auf den Hochbau, den Umbau und den Rückbau. Der Tiefbau und die Umgebungsarbeiten machen je 20 Prozent aus. Geografisch ist die Hans Graf AG vorwiegend in der Region aktiv, das heisst auch im angrenzenden aargauischen Fricktal, im Stadtkanton und im solothurnischen Schwarzbubenland. Die Anfahrt zu den Baustellen sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern, sagt Graf. «Die Corona-Zeit haben wir sehr erfolgreich bewältigt. Wir konnten immer arbeiten und mussten wegen der Pandemie niemanden entlassen», erinnert er sich.
Bauhandwerk mit Qualität
«Wir wollen das sein, was wir schon immer waren: Eine kleinere, flexible Bauunternehmung, offen für die Bedürfnisse der Leute mit einem Bauvorhaben», hebt Rolf Graf hervor. Die Philosophie «Bauhandwerk mit Qualität», bekräftigt er, zahle sich immer wieder aus. «Für viele Bauherrschaften durften wir wiederkehrend Bauaufträge ausführen. Das zeigt, dass der eingeschlagene Weg in die richtige Richtung führt. Unser Mitarbeiterstamm ist sehr beständig, was eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Bauherren und Planern vereinfacht und Vertrauen schafft.»
Ein öffentliches Amt hat Rolf Graf in seiner Wohngemeinde nie ausgeübt. Er ist Mitglied der FDP und gehörte bis 2022 dem Vorstand der FDP-Sektion Gelterkinden und Umgebung an. Darüber hinaus ist der Baufachmann einer breiten Öffentlichkeit als Präsident des Verbands Bauunternehmer Region Basel (BRB) bekannt. Dieses Amt bekleidet er seit 2016. Bereits 2002 wurde er in den Vorstand der Branchenorganisation berufen.
Nach neun Jahren übergibt er im Mai die Verbandsführung an einen Nachfolger. Er begründet seinen Entscheid mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben. Zudem, meint er, wolle er jüngeren Kräften Platz machen, die mit neuem Elan und neuen Ideen den Verband weiterentwickeln können. Dass sich der BRB in der Ära Graf trotz schwieriger Bedingungen im arbeitspolitischen Umfeld behaupten konnte, ist unter anderem dem Präsidenten zu verdanken.
Graf und der Vorstand verstanden es immer wieder, tragfähige Lösungen zu finden. Sie setzten dabei auf Kompromiss statt Konfrontation. Das gilt auch für das Verhältnis zu den Gewerkschaften, das naturgemäss stets unter einer gewissen Spannung steht. Derzeit, sagt er, stünden wieder Verhandlungen über den Landesmantelvertrag im Baugewerbe an.
Der BRB setzt sich seit geraumer Zeit mit Nachdruck für einen umfassenden und umweltgerechten Materialkreislauf ein und verbuchte dabei einige Fortschritte. So verweist der Präsident auf die «Roadmap» für eine zukunftsfähige Baubranche des Bau- und Planungstisches Basel. Herausgegeben wurde diese «Roadmap» von zehn Branchenorganisationen, unter ihnen der BRB und die Fachhochschule Nordwestschweiz.
Die Schrift, die laufend aktualisiert wird, thematisiert in ihrer jüngsten Ausgabe 14 verschiedene Massnahmen mit dem Ziel, die Materialressourcen zu schonen und das umweltgerechte Bauen zu fördern. Sie appelliert an die Politik, die Leitplanken so zu setzen, dass sie auch für kleinere Betriebe akzeptabel sind. Weiter verweist sie auf neue Technologien und Materialien sowie auf Pilotprojekte.
Papierkrieg eindämmen
Dennoch machen dem Verband einige Herausforderungen zu schaffen. So nimmt das Auftragsvolumen des Baugewerbes in der Region eher ab, was direkt mit den sinkenden Ausschreibungen der öffentlichen Hand im Kanton Baselland zu tun hat. Auf politischer Ebene ist es die Wohnschutzinitiative im Stadtkanton, die das Investitionsvolumen in Umbauten förmlich einbrechen liess. Der BRB fordert zudem mehr Deponieraum in der Region, um kostspielige und ökologisch fragwürdige Transporte ins In- und Ausland oder zu Deponien im Mittelland einzuschränken.
Ein Dauerbrenner sind für den BRB die hohen administrativen Hürden. Dazu Graf: «Der Papierkrieg kostet Zeit, Geld und Nerven.» Nach dem Nein zum Rheintunnel erwartet der Verband von der Politik rasche Lösungen, um eine effektive Gesamtmobilität zu erreichen. «Wir Baumeister sind bereit, unsere Beiträge bezüglich Klimaschutz und Verbesserung der Infrastrukturen zu leisten. Doch dafür brauchen wir politische Unterstützung», fasst der Verbandspräsident zusammen. Er betont, dass es klare und umsetzbare Rahmenbedingungen braucht, um die hoch gesteckten Ziele effektiv zu erreichen.
Rolf Graf darf mit gutem Gefühl auf ein erfolgreiches Berufsleben zurückblicken und freut sich, mehr Zeit für Velotouren oder Privates zu haben, etwa Ausflüge mit seiner Frau Claudia. Vor allem möchte er nachholen, was bei seinen eigenen Kindern etwas zu kurz kam: viel Zeit mit den beiden Grosskindern verbringen.
Das ist der BRB
og. Der Verband Bauunternehmer Region Basel (BRB) ging im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss von drei Verbänden aus den Kantonen Baselland und Basel-Stadt hervor. Er zählt 90 Mitgliedsfirmen mit rund 3500 Vollzeitbeschäftigten und hat seinen Sitz in Pratteln. Er bezweckt unter anderem, die Interessen seiner Mitglieder gegenüber den politischen Behörden wahrzunehmen. Er setzt sich für eine praxisgerechte Aus- und Weiterbildung im Bauhauptgewerbe ein und informiert seine Mitglieder über neue baurelevante gesetzliche Vorschriften