Im Vordergrund stand der Nahostkonflikt
27.02.2024 Bezirk Sissach, Tenniken, Kultur, GesellschaftKrimi-Autor Alfred Bodenheimer las im Hofmattschulhaus
Auch wenn eine Krimi-Lesung anstand, war das Publikum nicht minder an Alfred Bodenheimers Ansichten zum Nahostkonflikt interessiert. Der Autor und Professor für jüdische Religionsgeschichte gab ausführlich ...
Krimi-Autor Alfred Bodenheimer las im Hofmattschulhaus
Auch wenn eine Krimi-Lesung anstand, war das Publikum nicht minder an Alfred Bodenheimers Ansichten zum Nahostkonflikt interessiert. Der Autor und Professor für jüdische Religionsgeschichte gab ausführlich Auskunft.
Brigitt Buser
Auch wenn das schöne Wetter hinaus in die Natur lockte, liessen es sich doch viele Tenniker nicht nehmen, an der Lesung des Krimi-Autors Alfred Bodenheimer teilzunehmen. Und so wartete ein offenes Publikum darauf, nach der Begrüssung durch Corinne Dürr, Mitglied der Kulturkommission Tenniken, etwas über die politische Situation im Nahen Osten zu erfahren. Denn Bodenheimer ist zugleich Professor für jüdische Literatur- und Religionsgeschichte an der Uni Basel.
Demzufolge begann der Anlass auch nicht direkt mit der Lesung der ersten Passage des Krimis «Mord in der Strasse vom 29. November», sondern mit der Beantwortung einiger an Bodenheimer gerichteten Fragen.
Dass diesen die momentane Situation im Nahen Osten sehr beschäftigt, zeigte sich schon bei der ersten Frage. Besonders sorge er sich um seinen Schwiegersohn, der zum israelischen Militär eingezogen worden war. Ebenfalls zu schaffen mache ihm die zunehmende antijüdische Stimmung. Zudem die mit dem Konflikt verbundene Perspektivenlosigkeit und die grosse Problematik zwischen Israel und Palästina: Er merke, wie das Land in einer grossen Depression und in Verzweiflung versinke, unter anderem auch aufgrund der Geiselnahmen und des Drucks aus dem Ausland.
Interesse an Polizei-Psychologie
Corinne Dürr und Bodenheimer hatten einst gemeinsam die Schulbank gedrückt. Sie fragte ihn, ob er bis heute seine humorvolle Art beibehalten habe. Bodenheimer erklärte ehrlich, dass ihm diese mittlerweile etwas fehle. Grund dafür sei sicherlich die momentane Situation im Nahen Osten. Zudem handle der nächste Krimi (erscheint im April) ebenfalls in Israel. Auch wenn die Handlungen fiktiv sind, setze er sich beim Krimischreiben dauernd mit der politischen Problematik des Landes auseinander.
Sein Interesse an schwierigen Themen kam auf, als er sich über Polizei-Psychologie informierte. Mord, Korruption, «Vitamin B», Geheimdienst, Polizeiarbeit, sexuelle Belästigung, Politik, Liebesbeziehungen und Weiteres werden in seinem Roman thematisiert. Klar seien jeweils die Ausgangslage und das Ende. Die Handlung entstehe wie von selbst, auch wenn Bodenheimer betont, dass es manchmal schwierig sei, sich nicht während des Schreibens zu verlieren.
Im Anschluss an die Fragen von Corinne Dürr folgte die Lesung von drei Passagen aus Bodenheimers Krimi. Mitten im Lockdown werden die Knesset-Abgeordnete Ruchama Wacholder und ihr Ehemann Gil beim Spaziergang mit ihrem Hund Itztrubal auf offener Strasse erschossen. «Als lasteten die Pandemie und der völlige Stillstand des gesellschaftlichen Lebens nicht schon schwer genug auf den Gemütern», denkt sich Polizeipsychologin Kinny Glass. Der Fall geht ihr auch persönlich nahe: Kinnys Ex-Mann Ariel hat mit Gil Wacholder zusammengearbeitet. Auf dem Laufenden hält sie der leitende Ermittler Nissim.
Mehrere Zeugenaussagen deuten auf einen islamistischen Terroranschlag hin, doch der Wirbel um regierungskritische Äusserungen von Ruchama Wacholder lässt eher ein innenpolitisches Motiv vermuten. Als der israelische Geheimdienst den Fall an sich reissen will, soll Kinny im Namen der Polizei verhandeln. Wenn man sie schon einspannt, wird sie wohl auch ein wenig ermitteln dürfen, entscheidet die Psychologin. Gemeinsam mit dem Hund Itztrubal, einem Yorkshireterrier, erlaubt sie sich trotz Ausgangssperre den einen oder anderen Spaziergang durch die leeren Strassen Jerusalems.
Nach der Lesung folgten Fragen aus dem Publikum. Wie viel Zeit Bodenheimer zum Beispiel mit dem Schreiben verbringe. Da er die Krimis in seiner Freizeit schreibe, blieben ihm nur wenige Wochen im Jahr. In seinem nächsten Jerusalem-Krimi mit dem Titel «In einem fremden Land» ereignen sich bei der Jerusalemer Polizei kurz hintereinander zwei Tragödien. Polizeipsychologin Kinny Glass kämpft um Aufklärung gegen alle Widerstände.
Ebenfalls Anfang April erscheint das Kinderbuch «Krapfen und Kringel» mit Illustrationen seiner Tochter Noa Chawa Bodenheimer, eine Geschichte für Kinder bis 11 Jahre, in der es um die Bedeutung von Toleranz und Vergebung geht.