Gesundheit wichtiger als die Zeit
09.07.2024 Baselbiet, Gesellschaft, BaselbietBaumeisterverband fordert Massnahmen bei Hitze
Der Baumeisterverband Region Basel macht beim Schutz der Mitarbeitenden an heissen Sommertagen – wie heute – vorwärts. Gemeinden sollen bei der Nachtruhe flexibler agieren, damit früher mit den Arbeiten begonnen werden ...
Baumeisterverband fordert Massnahmen bei Hitze
Der Baumeisterverband Region Basel macht beim Schutz der Mitarbeitenden an heissen Sommertagen – wie heute – vorwärts. Gemeinden sollen bei der Nachtruhe flexibler agieren, damit früher mit den Arbeiten begonnen werden kann. Die Gewerkschaft Unia bleibt skeptisch.
Tobias Gfeller
Zugegeben, so richtig Sommer wurde es bisher nicht. Diese Woche aber steigen die Temperaturen in der Region auf 25 bis 30 Grad. Die Bauunternehmer der Region Basel sind mit geeigneten Schutzmassnahmen auf derartige Hitzetage vorbereitet, wie der Baumeisterverband Region Basel (BRB) kürzlich mitteilte. Der Verband bedient seine Verbandsmitglieder mit Informationen, wie sie ihre Mitarbeitenden über die Gefahren der Hitze und die schädlichen UV-Strahlen aufklären können und verweist auf die Informationsblätter, Checklisten und Schulungsvideos der Suva.
«Der BRB erinnert seine Verbandsmitglieder regelmässig an ihre Pflicht, alle angemessenen Massnahmen vorzunehmen, um ihre Mitarbeitenden zu schützen, wie zum Beispiel das Bereitstellen von Sonnencremes», teilen Präsident Rolf Graf und Geschäftsführer Theodor Häner mit. Jedes Bauunternehmen habe grosses Interesse daran, dass seine Mitarbeitenden am Abend so gesund nach Hause gehen, wie sie am Morgen auf der Baustelle erschienen sind.
Es sei aber nicht möglich, während der heissen Stunden die Arbeit stets in den Schatten zu verlegen oder eine Beschattung zu errichten, gibt der Baumeisterverband zu bedenken. Umso wichtiger seien Schutzmassnahmen wie Stirnblenden und Nackenschütze am Helm. Eine gute Lösung wäre das Verschieben der Arbeitszeiten je nach Witterung. Der Schweizerische Baumeisterverband und die Gewerkschaften Unia und Syna evaluieren derzeit mögliche Massnahmen für Tage, an denen die Temperatur über 33 Grad steigt.
Früh am Morgen beginnen
Es ist unklar, ob und wann diese Regelung kommen wird. «Bis dahin benötigt die Baubranche in der Region Basel eine schnell umsetzbare und flexible Lösung», bekräftigen Rolf Graf und Theodor Häner. «Um ihre Mitarbeitenden optimal zu schützen, sind die Bauunternehmen der Region Basel bestrebt, an Hitzetagen früher mit den Arbeiten zu beginnen und über die Mittagszeit zu arbeiten, um folglich die Arbeiten früher zu beenden.» Die Verbandsverantwortlichen hätten dieses Anliegen bei den zuständigen Regierungs- und Amtsvertretern in der Stadt Basel und den Gemeinden deponiert.
«Sobald es heiss wird, muss jedoch pragmatisch gehandelt werden», schreibt die BRB-Führung. Aus diesem Grund fordern der BRB und der regionale Zimmermeisterverband in einem gemeinsamen Schreiben die Gemeinden in Basel-Stadt und Baselland auf, an Hitzetagen die Arbeitszeiten zu lockern respektive die Ruhezeiten morgens und über den Mittag anzupassen. Die Unternehmen sollen flexibler auf die Temperaturen reagieren können.
Die für die Baubranche zuständige Gewerkschaft Unia wertet die Bestrebungen des Baumeisterverbands als erfreulich. «Auch begrüssen wir, dass der regionale Baumeisterverband die Baufirmen daran erinnert, dass es ihre gesetzliche Pflicht als Arbeitgeber ist, für die Gewährleistung der geltenden Schutzbestimmungen zu sorgen», schreibt Unia-Gewerkschaftssekretär Simon Gerber auf Anfrage. Die Unia Region Aargau-Nordwestschweiz unterstütze es «grundsätzlich», an heissen Tagen den Arbeitsbeginn um eine oder zwei Stunden ausnahmsweise vorzuziehen, um dann früher aufhören zu können.
«Für uns als Unia ist aber auch klar, dass schwere körperliche Arbeiten unter der prallen Sonne ab einer gewissen Temperatur irgendwann nicht mehr möglich sind, ohne die Gesundheit zu gefährden.» Ab 33 Grad, die höchste Hitzegefahrenstufe der Suva, müsse die Arbeit eingestellt werden. Dies ist mittlerweile eine Position, die auf nationaler Ebene auch vom Schweizerischen Baumeisterverband geteilt wird.
Simon Gerber erinnert daran, dass die Bauunternehmen in der Vergangenheit nicht immer Rücksicht auf die Gesundheit der Mitarbeitenden genommen haben. Dies vor allem aus Zeitdruck, kritisiert der Gewerkschaftssekretär. Deshalb brauche es «mehr und konsequentere» Kontrollen durch die Suva. Müssen Arbeiten aufgrund von Hitze pausiert werden, müssten die Auftraggeber die Termine der Fertigstellung nach hinten verschieben. «Die Gesundheit kommt vor dem Termin», stellt Gerber klar. Dass an Hitzetagen Gemeinden die Ruhezeiten kürzen sollen, damit auf Baustellen früher begonnen werden kann, teilt die Unia grundsätzlich, sofern dies nicht zur Regel wird.