Fredi Binggelis Comeback misslingt deutlich
05.03.2024 Sissach, Wahlen, Abstimmungen, Politik, Bezirk Sissach, SissachStebler, Pichler und Fogetta ergänzen die vier Bisherigen im Gemeinderat
Dank der Last-Minute-Kandidatur von Fredi Binggeli ist es in Sissach überhaupt zu einer Wahl gekommen. Doch seine Rückkehr in den Gemeinderat verpasste er mit 448 Stimmen diskussionslos. ...
Stebler, Pichler und Fogetta ergänzen die vier Bisherigen im Gemeinderat
Dank der Last-Minute-Kandidatur von Fredi Binggeli ist es in Sissach überhaupt zu einer Wahl gekommen. Doch seine Rückkehr in den Gemeinderat verpasste er mit 448 Stimmen diskussionslos. Präsident Peter Buser steigt mit einem Spitzenresultat in seine vierte Amtsperiode.
Jürg Gohl
Als am Sonntag kurz vor 17 Uhr die offiziellen Resultate der Erneuerungswahlen für den Sissacher Gemeinderat im Schaukasten der Verwaltung publiziert werden, reiben sich dort einige Neugierige verwundert die Augen – weniger beim Namen des Überzähligen als vielmehr bei seiner Stimmenzahl. Dass es Fredi Binggeli mit seinem Versuch schwer haben wird, nach seiner Abwahl vor vier Jahren in die Sissacher Exekutive zurückzukehren, lag auf der Hand. Dass er aber mit seinen 448 Stimmen so klar am Ende der Tabelle landet und sogar das absolute Mehr verpasst, erwartete niemand. David Fogetta, der den letzten der sieben Sitze ergatterte, erzielte mit 1227 Stimmen beinahe die dreifache Ausbeute. Da half es Binggeli auch wenig, dass er nicht mehr als SVP-Mitglied, sondern als bürgerlicher Kandidat antrat.
«Im Gegenteil», sagt Binggeli, «in meiner Partei waren deshalb viele verärgert, und ich spürte auch den Rückhalt aus dem bürgerlichen Lager nicht, das mich eher als Bedrohung sah.» Er beschreibt seine Situation bildlich: «Ich war der Fremdling im friedlichen Fischteich.» Neben dem beschädigten Image des Abgewählten beeinträchtigten noch zwei weitere Nachteile seine Aussichten: Er startete mit einem bescheidenen Budget, und weil er sich nachträglich für eine Kandidatur gewinnen liess, fehlte sein Name auch auf der offiziellen Liste beim Versand der Wahlunterlagen. «Aber», fügt er an, «das Resultat enttäuscht mich fraglos sehr».
Immerhin ist es das Verdienst von Binggeli und seinen Promotoren, dass sie mit der Kandidatur eine stille Wahl verhinderten und damit den Wahltag für die anderen zum Zahltag werden liessen. Dabei erreichte Peter Buser vor seiner vierten Amtsperiode als Gemeindepräsident erneut das Spitzenresultat. Seine 1555 Stimmen (bei exakt 2000 gültigen Wahlzetteln und einer Wahlbeteiligung von 44,2 Prozent) liegen sogar deutlich höher als bei den drei vorangegangenen Wahlen im olympischen Rhythmus. «Das freut mich, und ich interpretiere es als Anerkennung für unsere Arbeit», sagt Buser.
Buser und Zumbrunnen
Vor vier Jahren reichten ihm bereits 1417 Stimmen zu «Gold». Mit der Ausbeute von 2020 hätte für ihn dieses Mal nur der dritte Rang herausgeschaut, denn jetzt ist ihm die Freisinnige Carol Zumbrunnen mit 36 Stimmen Rückstand dicht auf den Fersen. Mit dem Frauenbonus alleine ist dieses Resultat nicht zu erklären, zumal sie noch keine zwei Jahre im Gemeinderat sitzt. Da pflichtet auch Peter Buser bei: «Sie leistet für Sissach ausgezeichnete Arbeit.»
Sie selber ist am meisten überrascht: «Ich hoffte für mich, dass ich unter den ersten Vier, also noch vor den Neuen, abschliesse», sagt Carole Zumbrunnen, «und die vielen erfreulichen Reaktionen bestärkten mich in dieser Hoffnung.» So aber lässt sie die anderen beiden Bisherigen, Robert Bösiger (Stechpalme, 1424 Stimmen) und Stephan Marti (Pro-Sissach, 1389) um 100 und mehr Stimmen hinter sich.
Doch nicht nur wegen ihrem Resultat jubelt der Freisinn am Sonntag: Seine Mitglieder Dieter Stebler (1352) und Svenja Pichler (1308) holen sich als «Neue» die ersten beiden der drei Sitze im Gemeinderat, die durch das Nicht-Antreten der Bisherigen Gieri Blumenthal (parteilos), Lars Mazzucchelli (SP) und Roland Schmitter (SP) frei geworden sind. An SP-Mann David Foggetta geht schliesslich der letzte. Daraus ergibt sich, dass Sissach, das auf kantonaler und nationaler Ebene eher links wählt und stimmt, nun über einen Gemeinderat mit einer klar bürgerlichen Mehrheit verfügt.
Doch Zumbrunnen mahnt zur Vorsicht, aus den Resultaten Rückschlüsse auf die Verfassung der Parteien zu ziehen, und stellt fest: «Gemeinderatswahlen sind Persönlichkeitswahlen.» Damit werden in Sissach mit dem Duo Zumbrunnen/Pichler zum dritten Mal zeitgleich zwei Frauen dem siebenköpfigen Gemeinderat angehören.