Für die Heimat gestorben
27.11.2025 Baselbiet, NaturAndres Klein
Im Zweiten Weltkrieg waren die Grenzen für Nahrungsmittelimporte geschlossen. Um Hunger zu vermeiden, wurden mit dem sogenannten «Plan Wahlen» viele neue Ackerflächen geschaffen. Leider befiel ein parasitischer Pilz das Getreide. Dies ...
Andres Klein
Im Zweiten Weltkrieg waren die Grenzen für Nahrungsmittelimporte geschlossen. Um Hunger zu vermeiden, wurden mit dem sogenannten «Plan Wahlen» viele neue Ackerflächen geschaffen. Leider befiel ein parasitischer Pilz das Getreide. Dies führte zu enormen Ertragsausfällen. Möglichkeiten, um den Pilz namens «Getreideschwarzrost» zu verhindern, gab es kaum.
Aus Erfahrungen in Nordamerika wusste man aber, dass die Gewöhnliche Berberitze als Zwischenwirt funktionieren kann. Das bedeutet, dass der Pilz im Frühling die Berberitzen befällt und unter der Blattunterseite in einem komplizierten Prozess Organe produziert. Diese gelangen anschliessend auf Süssgräser, insbesondere den Weizen, und bilden dort schwarze Sporen. Diese machen die Weizenkörner ungeniessbar. Der Bund ordnete darum an, die Berberitzen auszugraben und zu verbrennen. Dadurch wurden die Bestände der Berberitze stark dezimiert. Der Bestand dieser Pflanzenart hat sich bis heute nicht erholt. Der Sauerdorn, wie die Gewöhnliche Berberitze auch heisst, ist 80 Jahre nach der Ausrottungskampagne wieder verbreitet, aber nicht häufig anzutreffen.
Die Gewöhnliche Berberitze stammt aus der Familie der Berberitzengewächse, welche weltweit mehr als 700 verschiedene Arten aufweist. Sie wachsen meist in gemässigten Zonen in Eurasien, Nord- und Südamerika. Die meisten Berberitzen sind Sträucher, die bis zu 3 Meter hoch werden.
Unser einheimischer Strauch wächst in Hecken oder in offenen Wäldern auf trockenem Boden. Der Strauch kann ebenfalls bis 3 Meter hoch werden. Das wichtigste Erkennungsmerkmal sind seine dreizackigen spitzen Dornen. Die Blätter sind bis 6 Zentimeter lang, eiförmig, dunkelgrün und ledrig. Die gelben Blüten wachsen in traubigen Blütenständen in den Blattachseln, die, wie später die Früchte, nach unten hängen.
Viele Mundartnamen wie «Sauerdorn», «Essigkrüglein», «Suurbaum» und «Suurbeeri» weisen darauf hin, dass die Früchte sauer sind. Alle Pflanzenteile ausser dem roten Fruchtfleisch sind leicht giftig. Somit kann Sirup, frischer Saft oder Gelée ohne Bedenken konsumiert werden. Der Saft ist nicht nur säuerlich, sondern eine Vitamin-C-Bombe. Die Rinde und die Wurzel wurden früher zum Gelbfärben von Ostereiern («Ooschterholz»), Holz, Leder und Wolle verwendet. Vor allem in Persien, wo es Sauerbeeren ohne Kerne gibt, gehören die getrockneten Beeren zu vielen typischen Rezepten. Sie sind nicht nur dekorativ, sondern auch ein Zitronen-Ersatz.
In der Medizin wird der Giftstoff Berberin dosiert eingesetzt; er hilft bei Gallenbeschwerden und wirkt antibakteriell. Vom Mittelalter bis heute wurden die Beeren gegen Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit eingesetzt.
Bevor anständige Hundehalter die niedlichen Plastiksäcke verwendeten, wurden Strassenrabatten sehr gerne mit verschiedenen Arten von Berberitzen bepflanzt, um die Hunde fernzuhalten. Vielleicht würden auch heute an viel begangenen Wegen die Dornen der Berberitzen mehr gegen Hundekot und Abfall nützen als schöne Plakate!
Andres Klein ist Botaniker. Er lebt in Gelterkinden.

