Er muss 9000 Hühner vor Vogelgrippe schützen
21.02.2025 Bezirk Sissach, Gemeinden, Baselbiet, Landwirtschaft, HersbergEs ist Vogelgrippe-Saison. Auch in der Schweiz wurden schon zwei Fälle nachgewiesen. Remo und Diana Gürtler vom Hof Grossacker in Hersberg setzen auf strenge Hygienevorkehrungen und eine enge Zusammenarbeit mit den Veterinärbehörden, um mehr als 9000 Hühner zu ...
Es ist Vogelgrippe-Saison. Auch in der Schweiz wurden schon zwei Fälle nachgewiesen. Remo und Diana Gürtler vom Hof Grossacker in Hersberg setzen auf strenge Hygienevorkehrungen und eine enge Zusammenarbeit mit den Veterinärbehörden, um mehr als 9000 Hühner zu schützen.
Melanie Frei
Die Vogelgrippe tritt – ähnlich wie «unsere» Grippe – saisonal auf, besonders während der Wintermonate. Auch 2025 sind weltweit zahlreiche Ausbrüche dokumentiert. Besonders in den USA sorgt eine neue Virusvariante für Besorgnis, da sie erstmals in Kühen nachgewiesen wurde. Einige Experten sprechen bereits von einer potenziellen Pandemie. Die Situation wird in Europa und weltweit genau beobachtet.
In der Schweiz gibt es Präventionsmassnahmen, um eine Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern. Bisher sind in der Schweiz laut Bund erst zwei Fälle von Vogelgrippe nachgewiesen worden. Anfang Januar bei einem Schwan im Kanton Bern und vor einer Woche bei einem toten Wasservogel im Kanton Waadt.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen hat Beobachtungsgebiete entlang der grossen Gewässer eingerichtet, darunter einen 3 Kilometer breiten Uferstreifen entlang des Rheins. Dies dient dazu, ein mögliches Seuchengeschehen frühzeitig zu erkennen und gezielt Gegenmassnahmen einzuleiten. «Bisher wurden in der Schweiz im Rahmen des Wildvogelmonitorings nur einzelne positiv getestete Tiere gefunden, was angesichts des Vogelzugs jedoch nicht aussergewöhnlich ist», erklärt Kantonstierärztin Marie-Louise Bienfait. Das Baselbiet ist bislang von Vogelgrippefällen verschont geblieben, weshalb ausserhalb der Beobachtungsgebiete keine zusätzlichen Einschränkungen gelten.
Die Baselbieter Landwirtschaftsbetriebe sind dennoch vorbereitet – so auch Remo und Diana Gürtler, die den Hof Grossacker in Hersberg führen, der rund 300 Meter vom Dorf entfernt liegt. Bis 2022 war die Milchproduktion das Hauptstandbein des Betriebs, doch mit dem 2021 gebauten modernen Legehennenstall wurde der Fokus auf die Eierproduktion gelegt. Heute halten die Gürtlers 9230 Legehennen sowie 17 Mutterkühe mit ihren Kälbern.
Der Hühnerstall entspricht den neuesten Standards und verfügt über einen «Wintergarten» als geschützten Aussenbereich für die Tiere. Die Hühner haben nach den Vorgaben des Pro-Natura-Labels mehr Auslauf, als es das Schweizer Tierschutzgesetz vorschreibt.
Strenge Hygienevorkehrungen
Falls der Hof Grossacker in eine Beobachtungszone fallen würde, würden die Gürtlers von den Behörden schriftlich informiert. Welche zusätzlichen Massnahmen dann notwendig wären, hängt von den behördlichen Anordnungen ab. «Wir arbeiten eng mit dem Veterinäramt und unserer Kantonstierärztin zusammen. Da wir eine grosse Anzahl an Tieren halten, werden wir persönlich über neue Massnahmen informiert», so Remo Gürtler.
Unabhängig von der Vogelgrippe gelten auf dem Hof bereits ganzjährig strenge Hygienevorkehrungen. Eine Hygieneschleuse sorgt dafür, dass keine Erreger in den Stall gelangen: Beim Betreten des Betriebs müssen die Hände gewaschen und desinfiziert, die Schuhe gewechselt und Schutzkleidung getragen werden. Besuche externer Personen sind eingeschränkt, und falls Fremdpersonen Zutritt erhalten, müssen sie Schuhüberzieher tragen. Der Betrieb der Gürtlers ist Mitglied des Produzentenverbandes «GalloSuisse», der unter anderem eine Epidemieversicherung anbietet.
«Falls es zu einem Seuchenausbruch käme und wir unsere Legehennen keulen müssten, hätten wir rund ein halbes Jahr lang keine Hühner auf dem Hof», erklärt Remo Gürtler. Grund dafür ist, dass Küken etwa 18 bis 20 Wochen benötigen, um zu ausgewachsenen Legehennen heranzuwachsen. Durch die Absicherung der Epidemieversicherung kann man den finanziellen Schaden begrenzen.
Die kantonale Veterinärbehörde verfolgt die Entwicklung der Vogelgrippe eng. «Im Rahmen des Wildvogelmonitorings werden Proben von tot aufgefundenen Wildvögeln genommen, um eine frühzeitige Erkennung sicherzustellen», erklärt Kantonstierärztin Marie-Louise Bienfait.
Momentan gibt es im Baselbiet keine Fälle von Vogelgrippe in Hausgeflügelbeständen. Abgesehen von den Einschränkungen in den Beobachtungsgebieten entlang des Rheins gibt es derzeit keine weiteren Massnahmen für den Tierhandel oder Geflügelmärkte. Die Situation kann sich jedoch schnell ändern, und die Behörden stehen in engem Austausch mit den betroffenen Landwirten.