Ein Meilensteinprojekt für die beiden Basel Münchenstein
23.09.2025 Baselbiet, Kultur, Gemeinden, Region, BaselbietMotorfahrzeug-Prüfstation feiert 50-Jahre-Jubiläum
Die Motorfahrzeug-Prüfstation (MFP) in Münchenstein war 1975 das erste bikantonale Projekt der Kantone Baselland und Basel-Stadt. Das 50-Jahre-Jubiläum wurde mit einem Tag der offenen Tür, grossen Worten ...
Motorfahrzeug-Prüfstation feiert 50-Jahre-Jubiläum
Die Motorfahrzeug-Prüfstation (MFP) in Münchenstein war 1975 das erste bikantonale Projekt der Kantone Baselland und Basel-Stadt. Das 50-Jahre-Jubiläum wurde mit einem Tag der offenen Tür, grossen Worten und schönen Boliden gefeiert.
Tobias Gfeller
Neugierig analysieren zwei Besucher den Unterboden eines alten Porsche. Das Fahrzeug auf der Hebebühne zieht die Blicke auf sich, während der moderne BMW daneben wenig Beachtung findet. Das Alte fasziniert – ob Autos, Auspuffanlagen oder frühere Kontrollgeräte der Prüfexperten. Die Motorfahrzeug-Prüfstation beider Basel gewährte am Samstag im Rahmen eines Tages der offenen Tür seltene Einblicke hinter die Kulissen. Wer wissen wollte, welche Regeln in den Anfangsjahren der mittlerweile 50 Jahre alten Institution in Münchenstein auf den Strassen galten, konnte in alten Strassenverkehrsgesetzbüchern schmökern.
In den 50 Jahren wurden in Münchenstein über 4 Millionen Fahrzeuge geprüft. Für einmal war die Fahrt zur Motorfahrzeug-Prüfstation nur mit positiven Gefühlen verbunden. Wer sein Fahrzeug vorführen oder zur praktischen oder theoretischen Fahrprüfung musste, kennt das mulmige Gefühl, wenn sich der bekannte Kreisel bei der Motorfahrzeug-Prüfstation nähert. So geht es auch den beiden politisch verantwortlichen Regierungsrätinnen Kathrin Schweizer (Baselland, SP) und Stephanie Eymann (Basel-Stadt, LDP), wie sie in ihren Ansprachen zugaben.
«Vorzeigebetrieb»
«Es spielt keine Rolle, ob ein Auto aus dem Lysbüchel oder aus Liesberg kommt», betonte Stephanie Eymann. Die Motorfahrzeug-Prüfstation in Münchenstein habe den Weg für weitere bikantonale Projekte geebnet, meinte die Basler Sicherheitsdirektorin und bezeichnete die MFP als «Vorzeigebetrieb». Für Kathrin Schweizer war die Motorfahrzeug-Prüfstation «ein wichtiges Zeichen» für die Zusammenarbeit der beiden Kantone.
Schweizer hob die Bedeutung der Prüfstation für die Verkehrssicherheit auf den Strassen hervor. Diese bestätigte im Anschluss an den offiziellen Festakt Christian Egeler, Leiter Verkehrspolizei Basel-Landschaft, gegenüber der «Volksstimme». Es gebe Punkte an einem Fahrzeug, bei denen man auch als Fahrer nicht merkt, dass sie nicht mehr in einem guten Zustand oder falsch eingestellt sind. «Dass es viel weniger Verkehrstote und Verkehrsverletzte gibt, hängt auch mit den vorgeschriebenen Prüfungen der Fahrzeuge zusammen», ist Egeler überzeugt.
Am Tag der offenen Tür konnten Besucherinnen und Besucher ihr Verkehrswissen im Rahmen einer aktuellen Theorieprüfung testen. Obwohl die Bevölkerungszahl in den beiden Kantonen in den vergangenen 50 Jahren zugenommen hat, blieb die Anzahl absolvierter Theorieprüfungen konstant und ging zuletzt sogar leicht zurück. Wurden 1976 rund 39 000 Theorieprüfungen abgenommen, waren es im vergangenen Jahr noch gut 8600. Es sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, mit 18 Jahren die Fahrprüfung in Angriff zu nehmen, begründete Roger Sterki, Leiter der Motorfahrzeug-Prüfstation, die doch eher überraschenden Zahlen. «In der Agglomeration und vor allem in der Stadt ist man durch den ausgebauten öffentlichen Verkehr nicht mehr unbedingt auf das Auto angewiesen.»
Zweigstelle Itingen soll Entlastung bringen
gfe. Während die Anzahl eingelöster Fahrzeuge in Basel-Stadt etwa konstant ist, nimmt sie im Landkanton jährlich um 1 bis 1,5 Prozent zu. Auch steigt das Durchschnittsalter des Fahrzeugparks. Beide Entwicklungen sorgen bei der Prüfstätte für mehr Arbeit, da ältere Fahrzeuge öfter geprüft werden müssen.
In den vergangenen Jahren gerieten schweizweit Motorfahrzeug-Prüfstationen bei den Fahrzeugprüfungen in Rückstand. Auch infolge der Betriebseinschränkungen während der Covid-19-Pandemie sind die Wartelisten in den beiden Basel zusätzlich angewachsen. Im schweizweiten Vergleich stehen Baselland und Basel-Stadt mit einem Rückstand von drei Prozent noch gut da, betont Andreas Schiermeyer, Sprecher der Baselbieter Sicherheitsdirektion.
Als primäre Massnahme haben die beiden Kantone die Expertenressourcen ausgebaut. Da aber die Prüfinfrastruktur in Münchenstein an ihre Grenzen stösst, wurde parallel dazu ein zusätzlicher Prüfstandort gesucht. Fündig wurden die Kantone im Industriegebiet von Itingen bei der ehemaligen Garage Ritter, in der gemäss aktuellem Zeitplan der Umbauten ab dem ersten Quartal 2026 zwei Prüfbahnen für Personenwagen und eine Prüfbahn für Motorräder in Betrieb genommen werden können. Sechs Prüfexperten werden in Itingen beschäftigt sein.
Da die neuen Prüfexperten noch eine Ausbildung absolvieren müssen, können die zusätzlichen Ressourcen noch nicht voll ausgeschöpft werden. Die Baselbieter Sicherheitsdirektion geht davon aus, dass ab Inbetriebnahme der Zweigstelle in Itingen innert drei bis vier Jahren die Rückstände bei den Fahrzeugprüfungen abgebaut werden können. Gemäss Prognose können in Itingen rund 10 000 Fahrzeuge im Jahr geprüft werden. Roger Sterki, Leiter der Motorfahrzeug-Prüfstation beider Basel, spricht von einer Entlastung für die Fahrzeugbesitzer im Oberbaselbiet und vor allem für die Garagisten, welche die zeitintensiven Prüfungen für die Fahrzeugbesitzer erledigen.