Ein buntes Osterfest mit Graffiti
26.03.2024 Bezirk Sissach, Zunzgen, Kultur, GesellschaftHeiner Krattiger graviert dekorative Ostereier
An Ostern dreht sich alles um das Ei. Eine spezielle Kunst ist das Verzieren ebendieser mittels Gravierung. Es ist dies eine spezielle Technik als Kunstform mit einer lang gehegten Tradition, die der Zunzger Heiner Krattiger seit 40 Jahren ...
Heiner Krattiger graviert dekorative Ostereier
An Ostern dreht sich alles um das Ei. Eine spezielle Kunst ist das Verzieren ebendieser mittels Gravierung. Es ist dies eine spezielle Technik als Kunstform mit einer lang gehegten Tradition, die der Zunzger Heiner Krattiger seit 40 Jahren als Hobby ausübt.
Sander van Riemsdijk
In der heimischen Stube von Hanni und Heiner Krattiger in Zunzgen liegen schön eingebettet in kleinen Körbchen auf einer Kommode buntfarbig verzierte Eier in unterschiedlichen Grössen. Sie vermitteln dem Besucher den Eindruck, dass der künstlerischen Fantasie beim Verzieren jeweils keine Grenzen gesetzt werden. Seit gut 40 Jahren verwandelt der 76-jährige Heiner Krattiger in den Ostertagen ausgeblasene Eier mittels der Graviertechnik zu eindrucksvollen, mit wunderschönen Mustern – schwarz-weiss oder in Farbe – verzierten Kreationen.
Inspiriert von seinen eigenen Kindern, denen er früher beim Malen der Eier zugeschaut hat, kam der spontane Griff zum Sackmesser, um experimentierfreudig Motive auf eine Eierschale zu kratzen. Für Heiner Krattiger der Beginn eines kreativen Hobbys, das er als lang gehegte Tradition bis zum heutigen Tag ausübt. «Es ist mehr als nur ein simpler Zeitvertreib. Mit der Zeit ist das Hobby zur Passion geworden und erfüllt mich dank der vielseitigen kreativen Möglichkeiten vor allem in der Zeit vor Ostern immer wieder mit grosser Genugtuung», sagt Heiner Krattiger.
Wie ein mentales Training
Das Gravieren oder auch Kratzen von ausgepusteten Eiern fordert primär die Feinmotorik, sprich eine ruhige Hand, viel Geduld, Ausdauer und ein ruhiges Umfeld. Da passt es, dass Krattiger passionierter Schütze ist und bis vor Kurzem langjähriger Präsident des Schiessvereins Zunzgen Tenniken war, weshalb ihn die «Volksstimme» schon Anfang März porträtierte.
«Am kreativsten bin ich in der Nacht mit leiser Musik im Hintergrund», findet Heiner Krattiger, «dann kann ich mich am besten konzentrieren.» So kommt es vor, dass er stundenlang ohne Unterbruch das Ei bearbeitet, bis es nach seiner Vorstellung verziert ist. «Ich bin dann so vertieft, dass mir das Gravieren manchmal wie ein mentales Training vorkommt.» Das Gravieren setzt Fingerspitzengefühl und die Beherrschung der speziellen Kratz-Technik mit einfachen Werkzeugen wie einem japanischen Papiermesser, einem Skalpell, einem Sackmesser oder einer Nadel, voraus. Diese Fähigkeiten hat Heiner Krattiger sich selbst angeeignet, einen Kurs oder eine Ausbildung hat er nie absolviert. Neben einem gewissen Talent für diese Kunstform holt er die Kreativität aus dem früheren Beruf als Lehrer. Heiner Krattiger ist der Technik mit dem Kratzwerkzeug in all den Jahren treu geblieben.
Inspirieren lässt er sich bei der Wahl eines Motivs durch Vorbilder, mehrheitlich sind es jedoch Eigenproduktionen. «Die Motive für das Gravieren der Eier entwickeln sich einfach spontan in der Natur oder wo ich mich gerade aufhalte.» Und dann mit einem Lächeln: «Sogar vom Muster meines Deckbetts im Schlafzimmer habe ich mich inspirieren lassen.»
Nicht jedes Ei eignet sich zum Verzieren. Eier mit Rillen oder Noppen sind nicht verwendbar. Bei der Kratz-Technik ist es dann auch wichtig, gute und feste Eierschalen zu bearbeiten, da diese einem ständigen Druck ausgesetzt sind. «Da kein Ei einem anderen gleicht, weil die Formen sich unterscheiden und die Schalen sich unterschiedlich stark bilden, ist die Sorgfalt beim Halten des Eis während des Gravierens mit spitzen und scharfen Werkzeugen von grosser Bedeutung», erläutert Heiner Krattiger. Und fügt an: «Angst vor dem Zerbrechen muss man nicht haben. Ich staune immer wieder, welchen starken Druck die fragilen Eierschalen aushalten können.»
Kreativer Spielraum
In der Gestaltungstechnik ist es ihm wichtig, dass das Sujet eine Einheit ist und die Motive eine Symbiose mit Farbkontrast bilden. Vorzugsweise kratzt er filigrane Motive wie Blumen oder Rosetten, seltener Gegenstände. Beim Gravieren hält er sich nicht stur an die Grundidee, sondern lässt sich in die Umsetzung einen gewissen kreativen Spielraum. «Ich möchte meine Motive nicht vorzeichnen. Es soll möglich sein, spontane Einfälle während der Verzierung integrieren zu können.» Vergangenes Jahr hat er einige Wochen vor Ostern die Bevölkerung an seinem künstlerischen Hobby teilhaben lassen, indem er im Schaufenster der Metzgerei Zimmermann in Zunzgen mehrere gravierte Ostereier als Dekoration ausgestellt hatte. Wem der Osterhase ein kleines Kunstwerk von Heiner Krattiger ins Osterkörbchen legt, kann sich glücklich schätzen.