Drohungen, Ängste und Panik
19.03.2024 Bezirk Sissach, Polizei, Diegten, Ratgeber, BaselbietInformationsveranstaltung zu Internetkriminalität
«Cybercrime und Schockanrufe» waren die Themen einer Informationsveranstaltung der Baselbieter Polizei. Dabei ging es darum, die Menschen aufzurütteln und zu sensibilisieren.
Peter C. ...
Informationsveranstaltung zu Internetkriminalität
«Cybercrime und Schockanrufe» waren die Themen einer Informationsveranstaltung der Baselbieter Polizei. Dabei ging es darum, die Menschen aufzurütteln und zu sensibilisieren.
Peter C. Müller
Haben Sie auch schon im Internet etwas bestellt und bezahlt, das dann nie bei Ihnen eingetroffen ist? Kriminelle Aktivitäten verlagern sich immer stärker in den virtuellen Raum und die Zahl von Cyberdelikten nimmt sehr stark zu – auch im Baselbiet. Davon betroffen sind sowohl Firmen und staatliche Organisationen als auch Privatpersonen. Die Palette reicht von Betrugsdelikten, dem Einnehmen fremder Identitäten bis hin zum Datendiebstahl.
Den Gemeinden Diegten, Eptingen und Tenniken ist es ein Anliegen, ihre Einwohnerinnen und Einwohner auf die Risiken im und ums Internet aufmerksam zu machen, und sie luden deshalb zu einer Informationsveranstaltung ein. Damit scheinen die Veranstalter den Nerv getroffen zu haben. Der Gemeindesaal in Diegten war am Freitagabend nahezu voll besetzt.
Erfunden, aber glaubwürdig
Roland Walter, Präventionsbeauftragter und Mediensprecher der Baselbieter Polizei, sensibilisierte zum Thema Schockanrufe. «Ein Schockanruf», so erklärte er, «ist eine besonders aggressive Form des Telefonbetrugs.» Die Methode werde immer öfter angewandt. «Bei einem Schockanruf werden Sie angerufen und mit einer erfundenen, aber glaubwürdig klingenden Nachricht konfrontiert, die Sie in Schrecken versetzt», sagte Walter. Meist werde behauptet, ein Mitglied der Familie befinde sich in einer schweren Notlage oder in grosser Gefahr. Zugleich werde behauptet, man könne die Notlage nur lindern, indem man so schnell wie möglich handle.
Oft sollen Geld oder Wertsachen wie Schmuck oder Uhren an einen Boten oder eine Botin übergeben werden. «Und da man durch den Schock nicht rational denken kann, aber natürlich seinem Familienmitglied helfen möchte, ist es wahrscheinlich, dass man den Forderungen nachkommt.» Erst später realisiere man, dass man betrogen worden sei. Wer tatsächlich anrufe, wisse man natürlich nicht.
Laut Walter sind im Jahr 2022 im Kanton Baselland mit betrügerischen Schockanrufen etwas mehr als 1000 Fälle mit einer Deliktsumme von insgesamt rund 500 000 Franken registriert worden – und nur in etwa zwei Dutzend Fällen hätten die Täter ermittelt werden können.
Die Rollen, in denen Betrüger anrufen würden, seien dabei sehr unterschiedlich: Mal melde sich ein «Chefarzt», der den verunfallten Sohn des Opfers operieren müsse und dafür eine Vorauszahlung benötige. Ein anderes Mal sei es der «Anwalt», der die Tochter mit einer bestimmten Geldsumme aus der Untersuchungshaft holen möchte, da diese ein Kind überfahren habe. Und manchmal seien es sogar «Polizisten», die vor Einbrechern in der Nähe warnten und deshalb persönlich vorbeikommen wollten, um Geld und Wertsachen in Sicherheit zu bringen. «In all diesen Fällen nutzen die Betrüger die Autorität, die den genannten Berufsgruppen zugeschrieben wird», erklärte Walter. Damit solle das Opfer eingeschüchtert werden.
Inzwischen werde das Problem des Telefonbetrugs noch zusätzlich verschärft durch Künstliche Intelligenz (KI), die es ermögliche, bekannte Stimmen täuschend echt nachzuahmen. Der Druck, der dabei aufgebaut werde, sei ein weiteres Indiz für Telefonbetrug. In solchen Fällen breche man das Gespräch am besten sofort ab und rufe das angeblich betroffene Familienmitglied an, riet der Präventionsfachmann. Sollte diese Person nicht erreichbar sein, suche man Kontakt zu einer anderen vertrauten Person. Zudem sei auch sofort die Polizei zu alarmieren (117).
Tipps und Tricks
Martin Graf von der Abteilung Cybercrime der Polizei Baselland gab einen Überblick über die wichtigsten Cyberrisiken und -delikte. Er zeigte zudem auf, wie man vermeiden kann, Opfer einer Cyberstraftat zu werden. Die digitale Kriminalität oder Cyberkriminalität umfasst alle sogenannten «digitalen» Straftaten, begangen vor allem über das Internet.
Die digitale Kriminalität, so Graf, umfasse derzeit nach Angaben des Kantons über dreissig verschiedene Tatvorgehen, die in fünf grosse Bereiche gegliedert würden: Daten-Hacking, Darknet, Rufschädigung, Sexualdelikte oder Wirtschaftskriminalität. Delikte im Internet und mit dem Internet würden stetig zunehmen. Die Cyberkriminalität betreffe «aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft» zahlreiche Lebensbereiche und fast die ganze Bevölkerung. «Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Cyberkriminalität verursacht wird, ist deshalb sehr gross», erklärte Graf.
Der Fachmann nannte fünf Schritte, mit denen die digitale Sicherheit erhöht werden kann: «Daten sichern, mit Virenschutz und Firewall überwachen, mit neusten Software-Updates vorbeugen, Online-Zugänge schützen und schliesslich aufpassen und wachsam sein!»