Dorf droht, Anschluss zu verlieren
15.03.2024 Hemmiken, Hemmiken, Verkehr, GemeindenFährt abends bald kein Bus mehr in die 269-Einwohner-Gemeinde?
Der Kanton erarbeitet zurzeit neue Fahrpläne für den öffentlichen Verkehr. Für Hemmiken wenig erfreulich: Hier sollen ab 2026 die Busverbindungen am Abend gestrichen werden.
Janis ...
Fährt abends bald kein Bus mehr in die 269-Einwohner-Gemeinde?
Der Kanton erarbeitet zurzeit neue Fahrpläne für den öffentlichen Verkehr. Für Hemmiken wenig erfreulich: Hier sollen ab 2026 die Busverbindungen am Abend gestrichen werden.
Janis Erne
Alle paar Jahre muss der öffentliche Verkehr im Baselbiet neu geplant werden. Die sich verändernden Passagierströme und Anpassungen im übergeordneten SBB-Netz zwingen den Kanton dazu. Die meisten Regionen profitieren dabei von Taktverdichtungen bei Bus und Tram, gleichzeitig blicken aber immer wieder einmal kleine Gemeinden in die Röhre, weil ihnen Verbindungen gestrichen werden. Dieses Mal könnte es Hemmiken treffen.
Dem 269-Einwohner-Dorf droht, abends vom ÖV-Netz abgeschnitten zu werden. Heute wird das Dorf ab Gelterkinden stündlich bedient, letztmals um 23.33 Uhr. Doch künftig soll der letzte Bus um 20.09 Uhr von Gelterkinden nach Hemmiken fahren. So ist es im kantonalen ÖV-Angebotskonzept für die Jahre 2026–2028 vorgesehen, das kürzlich veröffentlicht wurde.
«Das Konzept bildet die fachliche Bewertung ab», sagt Verkehrsplaner Dominic Wyler auf Anfrage. Bei der Erstellung orientiert sich seine Abteilung an den Fahrgastzahlen und Durschnittswerten. Die zeigen: Von 20 Uhr bis Betriebsschluss nutzt pro Abend nur eine Person den Bus, um nach Hemmiken zu gelangen. In derselben Zeitspanne reisen 26 Personen nach Rothenfluh, Anwil oder Kienberg.
Ihre Fahrtzeit werde durch den Umweg über Hemmiken, den der 102er-Bus abends nimmt, um rund sieben Minuten verlängert, sagt Wyler. Um den öffentlichen Verkehr für diese Zielgruppe attraktiver zu machen, sei es vorgesehen, den Anschluss Hemmiken zu streichen.
Wenig Freude daran hat der Hemmiker Gemeindepräsident Alfred Sutter. Er sagt, dass der öffentliche Verkehr eine Dienstleistung für die Allgemeinheit sei. «Auch kleine Gemeinden sollten das Anrecht auf ein Minimalangebot haben.» Geht es nach Sutter, muss der Bus am späten Abend nicht zwangsläufig jede Stunde nach Hemmiken fahren – aber dass es kurz nach 20 Uhr gar keine Verbindung mehr geben soll, versteht er nicht: «Geht man ausserorts einer Freizeitbeschäftigung nach oder an ein Fest, kommt man ohne Auto nicht mehr heim.»
Einen dünnen Fahrplan kennen die Hemmiker bereits heute: Nach Gelterkinden kommen sie mit dem Bus letztmals um 20.07 Uhr. Nun soll auch das «Nachhausekommen» eingeschränkt werden.
In Stein gemeisselt ist die Streichung besagter Kurse aber noch nicht. Denn zuerst muss das ÖV-Angebotskonzept durch die Vernehmlassung und als Teil des «10. Generellen Leistungsauftrags» durch den Landrat. Die Politik könnte also noch verhindern, dass Hemmiken abends vom ÖV-Netz abgeschnitten wird.
Zusätzlicher Schnellzug für Gelterkinden
je. Heute hält in Gelterkinden nur der Interregio (IR) 27, der zwischen Basel und Luzern verkehrt. Ab Ende 2025 kommt der IR 37 Basel–Zürich hinzu, wie die SBB bereits vor längerer Zeit angekündigt haben. Dank der neuen Verbindung kann man mit dem Schnellzug künftig im Halbstundentakt von Gelterkinden nach Basel oder ins Mittelland reisen. Für diese Angebotserweiterung hat sich die Gemeinde Gelterkinden seit Jahren eingesetzt – dank verschiedener SBB-Ausbauten in der Region wird sie nun Tatsache.
Aufgrund des neuen Schnellzughalts passt der Kanton ab 2026 die Busverbindungen in der Region Gelterkinden an, um die Wartezeiten für die Fahrgäste möglichst kurz zu halten: Bei den Linien 100 (Rheinfelden), 101 (Wegenstetten), 103 (Oltingen) und 104 (Zeglingen) ist ein direkter Anschluss an die Schnellzüge geplant, die von Basel kommen respektive dorthin fahren. Demgegenüber kann die Linie 102 (Kienberg) wegen der längeren Fahrtzeit «nur» auf die Schnellzugverbindung ins Mittelland abgestimmt werden; direkten Anschluss in Richtung Basel soll es mit der S-Bahn geben.
Gelten sollen die geplanten Änderungen vorerst bis 2028 – bis dann gilt das neue ÖV-Angebotskonzept des Kantons, das zurzeit erarbeitet wird und diesen Herbst vom Landrat genehmigt werden soll. Das Konzept sieht Anpassungen im ganzen Kanton vor. So ist geplant, die Buslinie 101 (Gelterkinden–Wegenstetten) nach Sissach zu verlängern und in den Hauptverkehrszeiten morgens und abends zu einem 30-Minuten-Takt zu verdichten. Der Sissacher Ortsbus – die Linie 105 – soll dann anstatt nach Gelterkinden nach Thürnen fahren. Das ÖV-Angebot in Böckten – wie auch in Thürnen, wo bereits der 108er durchfährt – würde damit klar verbessert.