Die visionäre Idee wurde erneuert
16.10.2025 Gesellschaft, BaselbietDrei Kantone feiern 50-jährigen Römervertrag
Die Kantone Aargau, Baselland und Basel-Stadt haben gemeinsam mit der Stiftung Pro Augusta Raurica und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel den vor 50 Jahren unterzeichneten Römervertrag gefeiert. Zum ...
Drei Kantone feiern 50-jährigen Römervertrag
Die Kantone Aargau, Baselland und Basel-Stadt haben gemeinsam mit der Stiftung Pro Augusta Raurica und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel den vor 50 Jahren unterzeichneten Römervertrag gefeiert. Zum Jubiläum wurde der Vertrag erneuert.
Tobias Gfeller
Was heute als selbstverständlich erscheint, war es nach Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt nicht. Die römische Ausgrabungsstätte Augusta Raurica geriet immer mehr unter Druck, da die Gemeinden Augst und Kaiseraugst auf dem Gelände der Römerstadt Potenzial für Wachstum der Siedlungszonen sahen. Die Sorge, die Römerstadt mit ihren monumentalen Zeitzeugen könnte für immer unter Beton und Asphalt verschwinden, war allgegenwärtig. Die Kantone Aargau, Baselland und Basel-Stadt stellten sich gegen die Wachstumspläne der beiden Gemeinden und beschlossen, für den Erhalt und die Pflege der wertvollen Überreste der Römerzeit einen Staatsvertrag zu unterzeichnen.
Mit dem im Jahr 1975 geschlossenen Vertrag über die Römerstadt Augusta Raurica – kurz Römervertrag
– wurde für die darauffolgenden 50 Jahre die Zusammenarbeit für den Schutz, die Erforschung und die öffentliche Zugänglichkeit der Römerstadt und des Kastells Kaiseraugst geregelt. Zu den Unterzeichnenden gehörten auch die Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel, die früh mit Ausgrabungen angefangen und dafür auf dem Gelände der Römerstadt Grundstücke gekauft hatte, und deren Tochterstiftung Pro Augusta Raurica. Der Römervertrag gelte bis heute als Vorbild für eine erfolgreiche Zusammenarbeit über Kantonsgrenzen hinweg – im Dienste eines bedeutenden nationalen Kulturerbes, schreibt die Römerstadt auf ihrer Website.
Silberschatz in Basel zu sehen
Am Montagnachmittag wurde das 50-Jahre-Jubiläum des 1975 unterzeichneten Römervertrags im Beisein von Carine Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur, in Kaiseraugst, wenige Meter vom Fundort des berühmten Silberschatzes entfernt, gefeiert.
Der im Jahr 1962 bei Baggerarbeiten entdeckte Silberschatz gehört zu den bedeutendsten Funden der Antike. Er besteht aus 58 Kilogramm reinem Silber, verarbeitet zu 270 Objekten wie Platten, Löffeln und Münzen. Im Jahr 1995 wurden weitere Bestandteile des Schatzes entdeckt. Noch fehlen einzelne Stücke, betonte Dani Suter, Leiter der Römerstadt Augusta Raurica.
Der Silberschatz ist ab heute Donnerstag im Historischen Museum Basel am Barfüsserplatz im Rahmen der Sonderausstellung «Schatzfunde» zu sehen. Gezeigt werden in der Nordwestschweiz, dem Elsass und Südbaden gefundene Schätze unterschiedlicher Herkünfte.
Im Rahmen der Feierlichkeiten in Kaiseraugst wurde der Römervertrag in revidierter Fassung neu unterzeichnet. Unter anderem wurde darin der höhere Beitrag des Kantons Aargau für Konservierung und Forschung festgehalten. Der Kanton Baselland leistet mit gut 7 Millionen Franken pro Jahr weiterhin den grössten Beitrag an Augusta Raurica. Auch soll die Zusammenarbeit zwischen den drei Kantonen und Partnern verstärkt werden. Ein neuer Leistungsvertrag soll für mehr Transparenz und Planungssicherheit sorgen, indem dieser alle vier Jahre erneuert wird. Auch wurden formale und rechtliche Aspekte des Vertrags der heutigen Zeit angepasst.
Augusta-Raurica-Leiter Dani Suter sprach nach der Unterzeichnung gegenüber der «Volksstimme» von einem «Bekenntnis zu Augusta Raurica und zur Zusammenarbeit». Der Geist des Vertrags von 1975 sei eine Erfolgsgeschichte.
«Für mich ist die Unterzeichnung des neuen Vertrags mehr als nur Symbolik. Das Zeichen ist stark, Augusta Raurica auch in Zukunft zu bewahren und weiterzuentwickeln.» Der neue Römervertrag gilt ab dem 1. Januar kommenden Jahres und soll der Römerstadt Augusta Raurica neuen Schub verleihen.
«Geschichtsbuch zum Anfassen»
Die Baselbieter Bildungs- und Kulturdirektorin Monica Gschwind (FDP) würdigte den Römervertrag von 1975 als «Zeichen von Weitsicht und kulturellem Bewusstsein». Im Vertrag wurde geregelt, dass der Kanton Baselland die Führung über Augusta Raurica übernimmt. «Wir tragen mit grosser Überzeugung Sorge zu diesem aussergewöhnlichen Kulturerbe», bekräftigte Gschwind. Der Kanton Baselland habe wie vereinbart für den Schutz des Ortes und die Öffnung für die Bevölkerung gesorgt. Martina Bircher (SVP), Bildungsdirektorin des Kantons Aargau, nannte Augusta Raurica sinnbildlich ein «Geschichtsbuch zum Anfassen».
Der Basler Regierungspräsident Conradin Cramer (LDP) erklärte die Rolle des Stadtkantons, von wo aus die ersten Interessenten für Ausgrabungen nach Augst und Kaiseraugst kamen und finanziell viel für den Erhalt der Römerstadt beigetragen wurde und wird. Für Carina Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur, ist Augusta Raurica eines der bedeutendsten Freilichtmuseen nördlich der Alpen. Der Römervertrag sei dafür eine «visionäre Idee» gewesen.