Die Pioniere der amtlichen Vermessung
12.11.2024 Bezirk Liestal, Energie/Umwelt, BaselbietDas Amt für Geoinformation feiert sein 125-Jahre-Jubiläum
Das kantonale Amt für Geoinformation gilt – gesamtschweizerisch – als sehr innovativ im Erarbeiten von digitalen Geoinformationen. Neuerdings ermöglicht eine Applikation das intuitive Erleben ...
Das Amt für Geoinformation feiert sein 125-Jahre-Jubiläum
Das kantonale Amt für Geoinformation gilt – gesamtschweizerisch – als sehr innovativ im Erarbeiten von digitalen Geoinformationen. Neuerdings ermöglicht eine Applikation das intuitive Erleben des Kantons aus der Vogelperspektive.
Elmar Gächter
«Hidden Champion». Dieses Wort war am vergangenen Donnerstag von Tomi Jourdan mehrmals zu hören. Obwohl es in der obersten Liga mitspiele, kenne man es eigentlich wenig, hielt der Vorsteher der Volkswirtschaftsund Gesundheitsdirektion zu «seinem» Amt für Geoinformation (AGI) fest, das heuer 125 Jahre alt geworden ist. «Die Öffentlichkeit ist sich oft gar nicht bewusst, welche Leistungen die Dienststelle erbringt. Ob wir im Privaten das Navi benützen oder ein Baugesuch stellen wollen, stets sind wir auf die Daten des AGI angewiesen.»
125 Jahre Geoinformation bedeute auch Engagement und Verantwortung für unseren Lebensraum, und vor allem Innovation. Wie zum Beweis führen die Geomatiker Philippe Grimm und Tomy Hartl ihre neuesten Instrumente vor, zwei Laser-Scanner der neuesten Generation, welche die Welt mit der dritten Dimension noch digitaler werden lassen.
Ob mit dem statischen Laserscanner oder mit der noch neueren Technologie der tragbaren Ausführung, die in einer Sekunde 2,5 Millionen Punkte erfasst, lassen sich von Gebäuden bis zur Revitalisierung von Gewässern in kürzester Zeit dreidimensionale Modelle erstellen. «Alles, was unsere Auge erfasst, sieht der Scanner auch», so AGI-Mitarbeiter Grimm. Was mit dem Tachymeter früher Tage dauerte, ist heute eine Sache von wenigen Stunden und erst noch mit einer wesentlich grösseren Datenmenge. «Heute spricht man von Datenmaterial in Terabyte-Dimensionen», hält sein Kollege Hartl fest. Die Modelle liefern nicht nur Grundlagenmaterial für neue Bauten, sondern sind laut Kantonsgeometer Patrick Reimann auch für deren Unterhalt wertvoll.
Erster Laptop mit 64 Kilobytes
Das amtliche Vermessungswesen startete 1899 gestützt auf den bundesweiten Auftrag an die Kantone, im Hinblick auf das eidgenössische Forstgesetz die Wälder zu vermessen. Johann Heinrich Schmassmann hiess der erste Kantonsgeometer, ihm sollten bis zum heutigen Tag (nur) acht weitere Amtsträger folgen.
Der heutige Dienststellenleiter Patrick Reimann blickte mit seinen Mitarbeitern Karsten Deininger und Philipp Franke an der offiziellen Feier auf einzelne Schwerpunkte der langen Geschichte des Vermessungs- und Meliorationsamts, wie es bis Anfang der 1990er-Jahre bezeichnet wurde, zurück. «Speziell stolz sind wir auf das Projekt der amtlichen Vermessung, für das insgesamt 24 Millionen Franken bewilligt wurden, und das wir heuer nach knapp 20 Jahren rund 10 Prozent unter dem Kredit weitgehend abschliessen konnten», so Patrick Reimann. Der Bund hat 1993 die Realisierung der neuen amtlichen Vermessung (AV93) beschlossen und für die Durchführung die Kantone beauftragt.
Mit einem Schmunzeln erinnert sich die Festgemeinde, zu der neben politischen Würdenträgern insbesondere heutige und ehemalige Mitarbeitende des AGI zählten, an den ersten Computer der kantonalen Verwaltung, einen IBM 360 Modell 30, der es 1968 auf einen sagenhaften Speicher von 64 Kilobytes brachte und stolze 2,6 Millionen Franken kostete.
Unter anderem mit dem Entscheid 2014, die Aufgaben und das Personal der Kreisgeometerbüros in private Vermessungsbüros zu transferieren, sank der Personalbestand des Amts für Geoinformation von 55 Mitarbeitenden auf heute noch 16 Personen. Im gleichen Jahr wurde der Leitungskataster mit Daten von 140 Werken aufgeschaltet. Seit 2010 kann auch die Öffentlichkeit auf die wichtigsten Daten, zu denen neuerdings die Web-Applikation 3DViewBL zählt, per Mausklick zugreifen. Diese Dienstleistungen sind längst zu einem unverzichtbaren Angebot für Private und Behörden geworden.
Kooperation mit Privaten
Fabian Frei vom Büro Jermann Ingenieure + Geometer AG hob die öffentlich-private Partnerschaft hervor. Die amtliche Vermessung zeichne sich seit jeher durch dieses Prinzip aus, bei dem Vermessungsaufgaben in Kooperation zwischen staatlichen Institutionen und privaten Unternehmen durchgeführt werden. «Dies ermöglicht, Ressourcen zu bündeln und die nötige Qualität und den hohen Innovationsgrad sicherzustellen», ist er überzeugt.
Fridolin Wicki, Direktor des Bundesamts für Landestopografie swisstopo, betonte die sehr enge Zusammenarbeit mit dem Kanton und hielt fest, dass die Kantonsgeometer des Kantons Baselland in der Geschichte der schweizerischen Vermessung schon seit jeher eine wichtige Rolle gespielt hätten.