Die Namen helfen
29.07.2025 Baselbiet, NaturAndres Klein
Oft kennen wir nur einen einzigen Namen für eine Pflanzenart. Wenn wir aber im Internet oder in Bestimmungsbüchern die unterschiedlichen Pflanzennamen zusammentragen, dann erhalten wir sehr viele Informationen über das Aussehen oder andere ...
Andres Klein
Oft kennen wir nur einen einzigen Namen für eine Pflanzenart. Wenn wir aber im Internet oder in Bestimmungsbüchern die unterschiedlichen Pflanzennamen zusammentragen, dann erhalten wir sehr viele Informationen über das Aussehen oder andere Eigenschaften dieser Pflanze. Bei der Pflanze, die wir heute etwas genauer anschauen, bedeutet der wissenschaftliche Gattungsname Nasenblume. Irgendetwas muss an ihr also spitzig sein und hervorragen. Das bezieht sich hier auf die einzelne Blüte.
Der Artname aus dem griechischen übersetzt bedeutet Hahnenkamm. Auch im Thurgau sagt man Hahnenkamm. Also wiederum spitzig und gezackt. Das bezieht sich hier auf die Hochblätter und den ganzen Blütenstand. Der Mundartname «Chlaffe» bedeutet Rassel oder Klapper. Das ist der gleiche Wortstamm wie beim alten Wort «chlefele». Im Kanton Schwyz wird an der Fasnacht mit zwei Holzbrettchen geklappert. Diese Pflanze gibt also Geräusche von sich. Dies bestätigt auch der deutsche Standardname «Klappertopf». Das weist darauf hin, dass die Samen, wenn sie reif sind und der Wind weht, in den Kapseln klappern.
Eine andere Eigenschaft beschreiben die Namen «Milchchlau» und «Milchdieb». Diese Pflanze ist ein Parasit und bezieht die Nährstoffe ausschliesslich aus den Wurzeln von Gräsern. Die Gräser wachsen, wenn sie vom Klappertopf befallen sind, kaum noch. Die Biomasse nimmt ab und es bleibt kaum noch Futtergras zum Mähen. Wenn es weniger Futter gibt, gibt es weniger Milch – und es ist klar, der Parasit Milchklau ist daran schuld.
Leider gibt es keinen Namen, der auf die Blütenfarbe hinweist. Doch die oben genannten Namen geben ein schönes Bild dieser bei Landwirten wenig beliebten Pflanze ab. Der Klappertopf ist also ein Parasit, der das Wachstum der Gräser schwächt und eher Blüten und Hochblätter hat, die einen spitzigen Eindruck hinterlassen.
Die Gattung der Klappertöpfe gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse, wo es noch weitere Parasiten gibt. Diese Familie bevorzugt gemässigtes Klima und hat rund 2000 Arten. Der häufigste Vertreter in unserer Gegend ist der Zottige oder Rauhaarige Klappertopf. Er fällt dank der gelben Blüten und der gelblichen Hochblätter auf und kann bis 70 Zentimer hoch werden. Die Blüten sind goldgelb, bis 22 Millimeter lang und haben vorne beidseits einen violetten oder weisslichen Zahn. Die Unterlippe ist kürzer als die Oberlippe und der Kelch ist bauchig ausgebildet. Wenn die Pflanzen lange stehen bleiben, verdorren sie. Wenn man sie dann schüttelt, kann man das Klappern gut hören. Der Klappertopf besiedelt in der Regel eher magere Standorte. Auf Intensiv-Grünland hat er keine Chance.
Findige Biologinnen haben herausgefunden, wie man des Entstehen von Magerwiesen beschleunigen kann. Wenn man eine Wiese im Naturschutzgebiet ausmagern will, muss man einfach relativ viele Klappertopfsamen ausbringen. Die Pflanze arbeitet dann freiwillig für die Ziele der Ausmagerung. Somit wird klar, dass auch eine Pflanze, die klappert und stiehlt, manchmal sehr hilfreich sein kann.
Andres Klein ist Botaniker. Er lebt in Gelterkinden.