Die Medien sind «reingetrumpt»
19.12.2023 Bezirk Sissach, ZunzgenBobby Bossert narrt mit falschem Trump-Tattoo alle
Der Zunzger Bobby Bossert liess sich von seinem Freund Floyd Varesi ein Tattoo, das für Donald Trump wirbt, für immer auf seine Stirne stechen. Die Boulevard-Medien berichteten eifrig. Doch die Ewigkeit dauerte nur 24 Stunden, ...
Bobby Bossert narrt mit falschem Trump-Tattoo alle
Der Zunzger Bobby Bossert liess sich von seinem Freund Floyd Varesi ein Tattoo, das für Donald Trump wirbt, für immer auf seine Stirne stechen. Die Boulevard-Medien berichteten eifrig. Doch die Ewigkeit dauerte nur 24 Stunden, dann wurde die Filzstift-Zeichnung abgewaschen. Eine Schelmengeschichte.
Jürg Gohl
Allein schon die Schlagzeile ist grossartig: «Er bietet Trump die Stirn». Unter diesem Titel berichtete «Blick» Anfang Dezember über Bobby Bossert, der sich von seinem Freund Floyd Varesi im eigenen Studio ein Tattoo mitten auf die Stirne stechen liess mit der offiziellen Aufschrift «Trump 2024», mit welcher der abgewählte und möglicherweise bald neue Präsident der Vereinigten Staaten Amerikas in den Wahlkampf zieht.
Der 38-jährige Zunzger sei ein Trump-Anhänger und wolle «zum Nachdenken» anregen, wird berichtet. Ein Bild zeigt das Oberbaselbieter Duo bei der Arbeit. Der bedauernswerte «Blick»-Reporter darf sich im Sissacher Studio ein Bild machen. Berühren darf er allerdings das Werk, das durch eine Folie geschützt ist, noch nicht. «Infektionsgefahr», wird ihm beschieden.
Stift statt Stiche
Der wahre Grund dafür ist indes ein anderer. Der Journalist hätte wohl gemerkt, dass man ihn hier gehörig hinters Licht führen will. Aber Bobby Bossert und Floyd Varesi verfolgen ein ganz anderes Ziel: Sie wollen tatsächlich den Medien aufzeigen, wie leicht sie für eine saftige Schlagzeile zu täuschen sind. «Tatsächlich rannten uns nach dem ‹Blick›-Beitrag andere Medien die Bude ein», erzählt der vermeintliche Trump-Fan amüsiert.
Er streitet aber nicht ab, dass sie noch von einem anderen Gedanken angetrieben wurden, nämlich das eigene Tattoo-Studio in die Schlagzeilen zu bringen. «Was kann uns Besseres passieren als gleich doppelt solche Gratis-Werbung in einer grossen Zeitung?», fragt er schelmisch.
Zwei Videoclips
Auf die Idee gebracht hat die beiden das Video einer Frau, die sich angeblich den Namen ihres Freundes Kevin auf die Stirn stechen liess. Für die beiden Männer vom Fach war die Täuschung offensichtlich. Da war klar ein Filzstift im Spiel. «Das können wir besser», sagten sie sich. Sie filmten sich dabei, wie sie, die Nadel an der Stirn, den Namenszug von Trump anbrachten.
«Ganz zufällig» landete der Streifen bei der «Blick»-Redaktion, die anbiss. Kurz nach dem Erscheinen des Artikels erhielt der «Blick» ein zweites Video, das zeigt, wie sich Bossert den Schriftzug, der in Wahrheit mit einem Filzstift aufgetragen war, von der Stirn wusch. Immerhin vermeldete die Zeitung auch, mit ihrem ersten Artikel einer plumpen Täuschung aufgesessen zu sein.
Nach dieser Inszenierung wagte es Bobby Bossert, 24 Stunden lang mit dem Tattoo zu leben. Am Abend traf er sich sogar mit Freunden und lief provokativ durch Sissach. Er berichtet: «Es gab schräge Blicke zuhauf, die Leute reagierten ungläubig, und ich wurde natürlich andauernd auf den Schriftzug angesprochen. Angepöbelt wurde ich aber nie.» Länger als einen Tag wollte er sich dennoch nicht damit zeigen.
Keine politische Botschaft
Auch wenn er sich persönlich sehr für das Weltgeschehen interessiere, stecke keine politische Botschaft hinter diesem Streich – nicht in die eine, nicht in die andere Richtung, sagt Bossert. «Trump-Fan bin ich nicht. Ich hätte genauso gut Putin oder Blocher nehmen können. Doch Trump erregt wohl das grösste Aufsehen.» Nachdem er den Politiker mit Wasser und Seife losgeworden ist, geniesst nur noch eine Persönlichkeit die Ehre, seinen Körper neben anderen Tattoos auf immer und ewig zu zieren: Auf seinem Unterarm prangt gestochen scharf die Helvetia.
Wenn es ihm und seinem Freund einzig darum gegangen ist, den Medien den Spiegel vorzuhalten und dabei gleich noch Werbung in eigener Sache zu betreiben, so bleibt dem 38-Jährigen nach seinem Lausbubenstreich doch noch ein letztes Anliegen. «Ganz herzlich» möchte er sich bei seinem Vater Jörg Bossert entschuldigen, der durch diese Aktion unzählige Telefonate erhalten hatte: «Es tut mir leid, Papi.»