Die Ölheizung ist nicht totzukriegen
27.06.2025 Baselbiet, Finanzen, Gemeinden, Baselbiet, Energie/UmweltKurz vor dem Verbot erlebt die fossile Wärmeerzeugung eine Renaissance
Die Heizungsfirmen im Baselbiet haben volle Auftragsbücher. Kurz vor dem Verbot vom Ölheizungen lassen Hausbesitzer die Brenner ersetzen. Der Verkauf von mit Strom betriebenen Wärmepumpen ist ...
Kurz vor dem Verbot erlebt die fossile Wärmeerzeugung eine Renaissance
Die Heizungsfirmen im Baselbiet haben volle Auftragsbücher. Kurz vor dem Verbot vom Ölheizungen lassen Hausbesitzer die Brenner ersetzen. Der Verkauf von mit Strom betriebenen Wärmepumpen ist dagegen deutlich gesunken.
Thomas Gubler
Ende dieses Jahres ist Schluss. Dann dürfen im Kanton Baselland keine neuen Ölheizungen mehr in Ein- und Mehrfamilienhäusern installiert werden. So steht es im neuen Energiegesetz, beziehungsweise im neuen Dekret zum Energiegesetz, das auf den 1. Oktober 2024 in Kraft gesetzt wurde. Bereits auf dieses Datum hin durften in Neubauten nur noch Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energien – etwa Wärmepumpen, Pelletsbrenner oder Anschlüsse an Fernheizsysteme – eingebaut werden. Eine Beschwerde von Privatpersonen um SVP-Landrat Andi Trüssel gegen das Dekret ans Kantonsgericht wurde in diesem Punkt abgewiesen. Eine Beschwerde an das Bundesgericht ist noch hängig.
Gleichwohl folgt auf den 1. Januar 2026 hin nun der zweite Schritt. Ab diesem Datum gilt die Regelung auch für bestehende Bauten beim Ersatz von Kesseln oder Brennern, wenn die Heizung mehr als 15 Jahre alt ist. Doch selbst für Heizungen, die mehr als 15 Jahre alt sind, gibt es Ausnahmen. Dann nämlich, wenn der Einbau einer Heizung mit erneuerbaren Energien technisch nicht möglich, wirtschaftlich nicht tragbar oder im Einzelfall zu einer untragbaren Härte führen würde.
Es ist also nicht so, dass funktionierende Ölheizungen herausgerissen werden müssten. Fast liesse sich von einer sanften Ablösung der fossilen Heizungen sprechen. Doch es scheint, als ob die «gute, alte» Ölheizung einfach nicht totzukriegen ist.
Die letzte Gelegenheiten nutzen
Tatsache ist nämlich, dass viele Hauseigentümer im letzten Moment noch versuchen, ihre alte durch eine neue Ölheizung zu ersetzen. Während der Markt für Wärmepumpen dieses Jahr förmlich eingebrochen sei, wie SVP-Landrat Aldi Trüssel kürzlich im Landrat erklärte. Mehr als minus 30 Prozent sollen es sein. Dabei wird der Einbau von Wärmepumpen mit dem Förderprogramm Baselbieter Energiepaket vom Kanton noch kräftig finanziell unterstützt.
Ja, es ist sogar so, dass die Heizungsfirmen im Baselbiet von Anfragen förmlich überrannt werden und längst nicht mehr alle Kundenwünsche befriedigen können. «Wir sind bis Ende Jahr ausgebucht. Und wir sind wahrlich nicht die einzigen», sagt Stefanie Messer von der Firma Messer Heizungen AG in Gelterkinden.
Acht bis zehn Anfragen täglich
Gleich oder noch dramatischer tönt es bei der Walter Weber AG, ebenfalls in Gelterkinden. «Wir erleben seit Anfang Jahr einen eigentlichen Ölheizungsboom mit acht bis zehn Anfragen pro Tag. Und dabei müssen wir selbst langjährige Kunden abweisen», sagt Karin Fäh-Belser, Administrationsleiterin der Walter Weber AG. Man habe mit einer höheren Nachfrage nach neuen Ölheizungen in diesem Jahr durchaus gerechnet, «aber nicht mit einem solchen Boom».
Karin Fäh vermutet, dass vor allem finanzielle Erwägungen der Hauseigentümer dafür verantwortlich sind, dass man weiterhin auf die Karte Öl setzt. «Ölheizungen sind heute noch so günstig wie vor 20 Jahren», sagt sie. Um dann allerdings gleich einzuschränken, dass die Heizungen jedoch kaum mehr so langlebig seien wie anno dazumal.
Olivia Schaub, Geschäftsführerin bei Suissetec Nordwestschweiz, dem Verband, dem auch die Heizungsfirmen angehören, vermutet ebenfalls als Ursache die Investitionskosten, die bei einer neuen Ölheizung doch wesentlich tiefer liegen als bei einer Luft/Wasser-Wärmepumpe. Grob gerechnet kostet die Installation einer Luft/Wasser-Wärmepumpe schnell einmal 45 000 Franken. Die Kosten für eine Ölheizung mit Kessel und Brenner liegen bei etwas mehr als einem Drittel davon.
So mancher Hauseigentümer wolle möglicherweise mit einer neuen Ölheizung Zeit gewinnen, um Rückstellungen für eine Investition in eine Wärmepumpe zu einem späteren Zeitpunkt tätigen zu können. Und vielleicht fühle er sich angesichts der jüngsten Entwicklungen auf dem Strommarkt und dem seit einiger Zeit relativ tiefen Ölpreis mit der Ölheizung auch eher auf der sicheren Seite. Eine Situation, die sich in der gegenwärtigen weltpolitischen Grosswetterlage allerdings sehr schnell ändern kann. Olivia Schaub kann das Verhalten der Kundschaft zwar nachvollziehen, auch wenn sie dieses vom Umweltstandpunkt her bedaure.
Wie beim Katalysator
Nur, aufhalten lässt sich das Ende der fossilen Heizungen auf diese Art und Weise kaum. Die Ablösung dauert möglicherweise einfach etwas länger, als die Politik angenommen hat. Auch die Einführung des Katalysators beim Auto auf den 1. Oktober 1986 geschah nicht von einem Tag auf den anderen, weil sich der eine oder andere im letzten Moment noch mit einem günstigen Fahrzeug ohne Kat eingedeckt hat.
Noch gibt es kein landesweites Verbot von Ölheizungen. Es herrscht jedoch eine zunehmende Tendenz, den Einbau einer Ölheizung zu erschweren. Verschiedene Kantone wie etwa Baselland oder Zürich haben den Ersatz von Ölheizungen durch klimafreundlichere Systeme beschlossen. Womöglich werden aber neue Ölheizungen ab dem Jahr 2030 kaum mehr oder nur ausnahmsweise noch bewilligt. Einen absoluten Endtermin für das fossile Heizen gibt es aber noch nicht.