Der Hotspot für Kunst und Kultur
24.01.2025 Bezirk Sissach, Gemeinden, Gesellschaft, Kultur, SissachKultur und Kunst gehören zur DNA von Sissach. Viele Persönlichkeiten und Vereine prägen die lebendige Kulturszene der Gemeinde, und diese reicht weit in die Vergangenheit zurück.
Kitty Schaertlin und Thomas Lüthi
Sissach ist eine bis ...
Kultur und Kunst gehören zur DNA von Sissach. Viele Persönlichkeiten und Vereine prägen die lebendige Kulturszene der Gemeinde, und diese reicht weit in die Vergangenheit zurück.
Kitty Schaertlin und Thomas Lüthi
Sissach ist eine bis an den Rand gefüllte Schatztruhe, wenn es um Kunst und Kultur geht. Deutlich mehr als 100 Vereine sind auf der Webseite der Gemeinde aufgelistet, wobei wohl nicht alle aufgeführt sind. Viele Persönlichkeiten prägten und prägen Kunst und Kultur von Sissach. Zu ihnen gehören die Bildenden Künstler Emil Berger (1890 – 1979), Emilio Müller (1892 – 1932), Adolf Müller (1896 - 1942), Eugen «Tschems» Häfelfinger (1898 – 1979), Hugo Cleis (1903 – 1976), Hermann Selinger (1924 – 1977) oder Fritz Heid (1916 – 2010).
Auch wenige Frauen waren als Künstlerinnen aktiv, so etwa Stephanie Ryf-Eggler (1869 – 1960) und Verena Loewensberg (1912 – 1986). Im literarischen Schaffen, teils auch als Mundartdichterinnen, dominierten die Frauen – darunter waren Margaretha Schwab (1881 – 1967), Pauline Wirz (1894 – 1968), Martha Moser (1910 – 1988) und die weitherum bekannte Helene Bossert (1907 – 1999).
Das Kunstschaffen von heute
Viele Produktionen dieser verstorbenen Kunstschaffenden sind im öffentlichen Raum von Sissach zu bewundern, lagern in privaten Sammlungen oder sind in der Gemeindebibliothek zu finden. Sissach verwaltet aber nicht nur ein reiches Erbe, dieses wird weitergeführt von vielen kreativen Schafferinnen und Schaffern. Doyen unter ihnen ist der Skulpteur Rudolf Tschudin, der auf ein immenses Werk blicken darf. Zu den herausragenden Skulpteuren gehört auch Bildhauerin Irma Bucher. Viel Kunst zu bewundern gibt es zudem von Künstlerinnen wie Heinke Torpus, Liza Stauder-Koltay, Jacqueline Borner oder Silvia Heuser, die 2016 ihre eigene Kunstgalerie «Quagga» führte, sowie Urs Troxler. Zu den Bildhauern gehören zudem Gust Hübscher und Beat Breitenstein.
Auch Kathryn Häfelfinger ist eine Künstlerin. Sie ist die Tochter von Architekt Robert Häfelfinger, der seit Jahrzehnten Kunst und Kultur in Sissach fördert und mit Kulturräumen wie dem altehrwürdigen früheren Warenhaus «Cheesmeyer» oder mit der «Alten Metzg» von sich reden macht.
Die Künstlerin und Projektorganisatorin Kitty Schaertlin organisierte in den Nullerjahren Ausstellungen in der Unteren Fabrik, später grössere Kunstprojekte auf der Sissacher Fluh und im Schlosspark Ebenrain. Schloss und Park Ebenrain sind das kulturelle Aushängeschild von Sissach. Hier gibt es seit vielen Jahren immer wieder Ausstellungen und Anlässe.
Klingende Perlen
Auch das musikalische Leben ist in Sissach sehr vielfältig. Den Musikverein gibt es seit 1880, und er besticht durch ein vielfältiges Repertoire sowie mit attraktiven Konzert-Grossprojekten. Freunde klassischer Musik werden mit Kammermusik der Konzertreihe «Klanglichter» im Kulturhaus Obere Fabrik verwöhnt, und der von Stefan Zemp organisierte «Jazz uf em Strich» lockt jedes Jahr Hunderte von Besucherinnen und Besuchern in die Begegnungszone. Kitty Schaertlin organisiert im Juni dieses Jahres in der Begegnungszone ein Konzert mit dem Neuen Orchester Basel und dem aus Tenniken stammenden Pianisten Mischa Cheung. Mit dabei sind die Sissacher Musikerinnen Ira May (Gesang) und Julia Rechsteiner (Oboe).
Bereichert wird die Kulturszene auch von kleineren Formationen wie etwa vom Vokalensemble Acanthis, das erfahrene Chorsängerinnen und Chorsänger umfasst und jedes zweite Jahr ein Konzert aufführt. Präsidentin von «Acanthis» ist Christa Suter, die auch den Chor der reformierten Kirche präsidiert. Weitere Gesangsformationen sind die «Choriginale» und der 2024 gegründete gemischte Chor «Chorisma», geleitet von der Sissacher Sopranistin Chiara Heuser.
Schauspiel und Theater
Sissach hatte und hat auch in der Sparte Film und Schauspiel etwas zu bieten. Wer erinnert sich noch an das Theaterstudio, das der frühere Schauspieler, Kabarettist und Sänger Urs Schmassmann in den Neunzigerjahren am Bützenenweg führte? Sein Karl-Valentin-Programm war grandios. Heute betätigt sich «Schmässi» als Kunstmaler. Ein Höhepunkt war das Bühnenstück «Geld und Geist» des Regisseurs Kaspar Geiger, das in den letzten zwei Jahren hinter dem von Geiger geführten Kulturhaus Cheesmeyer aufgeführt worden ist.
Vereine und Institutionen
Turnen, Fussball, Eishockey, Curling, Boxen, die Schützen – zahlreiche Sport- und Freizeitvereine (auch Schach gehört dazu) beleben die Kulturszene ebenfalls vielfältig. Institutionen sind die Fasnacht mit der spektakulären Chluriverbrennung und natürlich der jährliche Männerbanntag. Zu beliebten Bräuchen gehören zudem der Eierleset und das Hutzgüri. Vom Hutzgüri gibt es ein grossartiges Wandmosaik von Walter Eglin (1895 – 1966) beim Primarschulhaus.
Einmalig in der Schweiz ist das Henkermuseum von Guido Varesi. Als kulturelles Glanzlicht darf das 1922 gegründete, mehrgeschossige und reich ausgestattete Heimatmuseum bezeichnet werden. Zu seiner Weiterentwicklung trug wesentlich der einstige Gemeindeverwalter und Heimatforscher Jakob Horand (1895 – 1955) bei. Er war auch im Trachtenwesen aktiv. Die 1926 gegründete Trachtengruppe Sissach und Umgebung ist die älteste Trachtengruppe im Kanton.
Viele tolle Kunstwerke bieten auch die Kirchen in Sissach, etwa die reformierte Kirche mit den Glasfenstern von Remo Hobi oder der Friedhof mit dem Wandgemälde «Auferstehung des Lazarus» von Emilio Müller oder aber die Metallskulptur «Regenbogen» von Kitty Schaertlin und Peter Thommen.
Öffentliche Kulturförderung
Die Einwohnergemeinde unterstützt Kunst und Kultur mit Beiträgen sowie kostenloser oder vergünstigter Nutzung von Infrastruktur. Sie hat ein Kulturleitbild erarbeitet und führt eine Kulturkommission, die von Pfarrer Daniel Wüthrich präsidiert wird. «Wir fördern das Kultur- und Kunstschaffen in der Gemeinde in mehrfacher Weise», sagt Daniel Wüthrich. So stehe die Sissacher «Kultournacht» unter ihrem Patronat; vielfältigen Einblick in die Kunstszene gewährt der Nischenmarkt, der von der Kommission organisiert wird. «Hier können Kunstschaffende sich mit kleineren Kunstwerken präsentieren und sie zum Verkauf anbieten. Der Nischenmarkt ist auch eine Plattform für Kunstschaffende, die noch wenig in der Öffentlichkeit sichtbar gewesen sind.» Die Kulturkommission fördert das Kunstschaffen auch mit Atelierbesuchen und Ankäufen von Kunstwerken.
Erstmals sollen im Jubiläumsjahr Kulturpreise verliehen werden. Auch die Bürgergemeinde fördert Kunst und Kultur mit Beiträgen und ist Trägerin von geschichtsträchtigen Kulturinstitutionen. Ihr gehören etwa das Heimatmuseum, das Kino Palace oder das über 300 Jahre alte Wachthaus.
In der Reihe «Das ist Sissach» verfassen zahlreiche Autorinnen und Autoren während des Jubiläumsjahrs «Sissach2025»
Beiträge über Sissach, die wir wöchentlich publizieren.
Kunstschaffende über Sissach
«Nicole und Kruno, Wirtepaar des Oliver-Twist-Pubs, bieten einen Ort der lebendigen Kultur für Jung und Alt. Jung und Alt kreuzt sich quer durchs Biotop.» Rudolf Tschudin, Skulpteur
«Die Leute hier in Sissach sind interessiert an Kultur. Das liegt unter anderem auch an der ‹Volksstimme›, die der Kultur immer wieder viel Platz gibt und gut informiert.»
Heinke Torpus, Künstlerin
«Bei Kulturanlässen fände ich interessant, würde man noch ein breiteres Spektrum an Kunstformen mit einbeziehen: Installationen, Performance, Mode, Fotografie, Video usw.»
Aline Heuser, Studentin Hochschule Gestaltung und Kunst
«Für unsere Kultur wünsche ich mir mehr Rückhalt und Pioniergeist.»
Liza Stauder-Koltay, Künstlerin
«Die Kunstschaffenden in Sissach sind mehr oder weniger Einzelkämpfer. Es gibt wenig gemeinsame Events. Ich würde mir zudem wieder Räumlichkeiten direkt in der Begegnungszone wünschen, in denen regelmässig Kunstausstellungen stattfinden könnten.»
Silvia Heuser, Künstlerin
«Wo ist die junge Szene? Wo ist der frische Wind? Natürlich in der Stadt, die hat auch mehr zu bieten.»
Jacqueline Borner, Künstlerin