Der Bauer, der das Bauern erklärt
29.07.2025 Bezirk Sissach, Gesellschaft, Region, Baselbiet, Landwirtschaft, WenslingenRené Ritter veröffentlicht auf Social Media Filme über den Alltag auf dem Leimenhof
Gemeinsam mit Andreas Gass bewirtschaftet René Ritter den Leimenhof in Wenslingen. Für ein besseres Verständnis der Landwirtschaft postet Ritter auf diversen ...
René Ritter veröffentlicht auf Social Media Filme über den Alltag auf dem Leimenhof
Gemeinsam mit Andreas Gass bewirtschaftet René Ritter den Leimenhof in Wenslingen. Für ein besseres Verständnis der Landwirtschaft postet Ritter auf diversen Social-Media-Kanälen Kurzfilme über die Arbeit auf dem Hof.
Sander van Riemsdijk
Herr Ritter, warum die Präsenz auf den Social-Media-Netzwerken und die Interviews?
René Ritter: Landwirtschaftsbetriebe erbringen grosse Leistungen zugunsten der Bevölkerung. Es liegt uns sehr am Herzen, Transparenz zwischen den Konsumenten und uns Landwirten zu schaffen. Allwöchentlich zeigen wir auf «Youtube» in aufklärender Absicht Kurzvideos, wie unser Landwirtschaftsbetrieb funktioniert und wie das Kulturland gepflegt wird. Auf Tiktok und Instagram zeigen wir gleichzeitig kleine Ausschnitte aus dem Video. Wir handhaben das so, damit wir nicht auf Printmedien angewiesen sind. Wir wollen die Aufklärungsarbeit in eigener Regie führen.
Was war der Anstoss, sich auf Social Media zu präsentieren?
Wir hatten den Eindruck, dass es der Schweizer Bevölkerung nicht mehr bewusst ist, welchen Wert ein Lebensmittel hat. Ebenso, dass wir heute die Hälfte unserer Lebensmittel aus dem Ausland importieren müssen. Wenn man die Bedürfnispyramide anschaut, hat man das Gefühl, dass die Leute davon ausgehen, dass die Lebensmittel immer verfügbar und preisgünstig sind. Aber ein qualitativ hochwertiges Produkt hat seinen Preis. Es ist den Leuten nicht bewusst, dass wir in der Schweiz ein grosses Problem haben, wenn der Lebensmittelimport einmal nicht mehr funktionieren sollte. Wir können nicht immer höhere Anforderungen stellen und aufhören zu produzieren, um die Produkte zu einem tiefen Preis aus dem Ausland zu besorgen. Hier wollen wir mit unseren Auftritten in den Sozialen Medien ansetzen und aufklären.
Welches Ziel verfolgen Sie dabei konkret?
Wir möchten der Bevölkerung unter dem Motto «So entsteht dein Essen» offen und sichtbar aufzeigen, welche Arbeitsschritte notwendig sind, damit überhaupt ein Lebensmittel produziert werden kann. Wir wollen die Konsumenten für unsere Arbeit sensibilisieren und so Vertrauen schaffen.
Haben die Konsumentinnen und Konsumenten denn gar kein Vertrauen in die Landwirtschaft?
Der Ruf von uns Landwirten ist vermutlich besser als wir denken. Es ist aber immer noch so, dass wir viel Kritik, unter anderem wegen den Dünger- und Pestizidrückständen in Zusammenhang mit dem Grundwasser, einstecken müssen. Die Leute sehen jedoch gar nicht, dass wir heute schon wahnsinnig viel biologische Pflanzenschutzmittel einsetzen. Man diskutiert zwar über Biodiversität, in der Bevölkerung jedoch ist man diesbezüglich zu wenig aufgeklärt. Es ist manchmal schon frustrierend, wenn man als Landwirt unterwegs mit der Feldspritze Kommentaren von den Leuten ausgesetzt ist, insbesondere in Stadtnähe. Ebenso, wenn man auf der Strasse mit dem Traktor unterwegs ist und die Automobilisten einen anfeinden. Auch hier soll unsere Aufklärungskampagne Gegensteuer geben. Die Verbindung zwischen der Landwirtschaft und der Bevölkerung soll verbessert werden.
Wie gross ist Ihre Reichweite auf den Social-Media-Kanälen?
Unterdessen haben wir insgesamt 30 000 Follower und jedes Jahr 6 bis 7 Millionen Aufrufe. Die Leute interessieren sich offensichtlich für die Landwirtschaft. Ausserdem halten wir immer wieder Referate. Das grosse Interesse lässt auch sich mit unseren Produkten erklären, die nicht jeder Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet. Dazu zählen zur Diversifizierung unter anderem Kichererbsen, Linsen, Rapsöl und Wagyu-Rindfleisch. Für die erwähnten Hülsenfrüchte konnten wir sogar einen Kundenstamm aufbauen. Wir können mit dem positiven Echo auf unseren medialen Auftritt sehr zufrieden sein.
Am Samstag, 6. September, findet auf dem Hof das Leimenhoffest mit Festwirtschaft und Unterhaltung statt.