Das Okapi hat Husten
04.02.2025 Bezirk Liestal, Kultur, Baselbiet, Gemeinden, Bezirk Liestal, LausenGeschichten aus dem Alltag des Zoo-Tierarztes
Auf Einladung von «Lausen Kulturell» bot Tierarzt Dr. Christian Wenker einen spannenden Einblick in seinen Alltag im Zoo Basel. Er tat dies auf sehr humorvolle Weise und unterhielt den voll besetzten Gemeindesaal aufs Beste.
...Geschichten aus dem Alltag des Zoo-Tierarztes
Auf Einladung von «Lausen Kulturell» bot Tierarzt Dr. Christian Wenker einen spannenden Einblick in seinen Alltag im Zoo Basel. Er tat dies auf sehr humorvolle Weise und unterhielt den voll besetzten Gemeindesaal aufs Beste.
Brigitte Keller
Neben dem Husten des Okapis, der dem Vortrag den Titel gegeben hatte, sollten am Donnerstagabend in Lausen weitere «Problemfälle» zur Sprache kommen: Wie behandelt man einen Löwen mit Zahnschmerzen? Wie stellt man fest, ob das Flusspferd trächtig ist? Wie untersucht man ein Stachelschwein? Eine Antwort, die in jedem Fall gilt: mit äusserster Vorsicht.
Die Begrüssung von Publikum und Referent oblag Martin Eichenberger, dem «Quotenmann» (seine Worte) im Verein «Lausen Kulturell». Seine einleitenden Worte brachten die Besucherinnen und Besucher bereits zum Schmunzeln. Er bedankte sich für das grosse Interesse am folgenden Vortrag, obwohl anzunehmen sei, dass niemand ein Okapi mit Husten zu behandeln habe.
Dr. Christian Wenker gab zu Beginn seines Vortrags einen kurzen Rückblick in die Entstehungsgeschichte des Basler Zoos, des ältesten Tierparks der Schweiz, abgesehen vom Tierpark Lange Erlen, der ein Jahr davor entstanden sei. Am Anfang seien es fast ausschliesslich einheimische Tiere wie Bären, Füchse oder Hirsche gewesen, die dem Publikum präsentiert wurden. Bald einmal hätten die Verantwortlichen festgestellt, dass sie exotischere Tiere zeigen wollten, um das Interesse in der Bevölkerung hochhalten zu können. 2024 konnte der «Zolli» bekanntlich sein 150-Jahre-Jubiläum feiern.
Raufende Rosy
588 Tierarten leben aktuell im Zoo Basel. Eine davon ist Elefantendame Rosy. Sie sei ein «Luusmäitli» und sein Lieblingselefant, erzählte Tierarzt Wenker. «Wenn der Tierpfleger den Besen draussen in der Anlage vergessen hat, kann man sicher sein, dass sie ihn gefressen hat.» In Rosys Krankengeschichte gebe es mittlerweile über 120 Einträge – nicht zuletzt deshalb, weil sie bei jeder Rauferei dabei sei und als Folge davon schon im Graben gelandet sei, den Stosszahn gebrochen und das Ohr abgeknickt habe.
Eines Tages habe sie mit dem Rüssel immer wieder auf den Boden geschlagen. Die Tierpfleger hätten ihn aufgeregt angerufen und gefragt, was sie tun sollten. Er empfahl ihnen, als erstes einen Blick in den Rüssel zu werfen. Tatsächlich habe sich ein Stein darin befunden, den sie inhaliert hatte und nicht mehr rausbekam. «Wir haben Rosy dann sediert – im Stehen, denn Elefanten sind eine der wenigen Wildtierarten, die man so sedieren kann.» Und dann, dank abschwellender Mittel und dem Einsatz einer Geburtshilfezange aus der Humanmedizin, konnte der Stein entfernt werden. Der besagte Stein, den Dr. Wenker mitgebracht hatte, diene seither als Briefbeschwerer und Glücksbringer. «Rosy ging es zum Glück wieder gut.»
Etwa 10 000 Individuen würden im Zoo Basel leben, führte Dr. Wenker weiter aus, was natürlich ein bisschen angeberisch sei, weil ein grosser Teil davon Fische sind. Und Termiten. Eine so grosse Vielfalt bedeute eine grosse Herausforderung in Sachen Risikofaktoren, wenn ein Tier behandelt werden müsse und beispielsweise eine Narkose benötige. Jeder Tag sei anders, und er sehe viele Dinge jeweils zum ersten Mal. Ganz wichtig sei, dass die Tiere möglichst gesund bleiben. Die prophylaktische Prävention sei die wichtigste Aufgabe des Zoo-Teams.
Die Besucherinnen und Besucher erhielten im weiteren Verlauf des Abends sehr viele interessante Einblicke in die Herausforderungen für Dr. Wenker und sein Team. Die Ausführungen waren für Laien sehr gut nachvollziehbar und wurden auf sehr unterhaltsame Weise vorgetragen. Man erfuhr etwas zu den Quarantänevorschriften, wenn ein neues Tier dazukommt. Ebenfalls war zu erfahren, weshalb Wildtiere beginnende Probleme oder Krankheiten möglichst lange verbergen wollen und dass ein struppiges Fell oft, aber nicht immer, ein Zeichen für ein Problem sei.
«Tipps» und «Tricks»
bke. Bei der Behandlung eines Okapis mit Husten hilft dessen sehr lange Zunge und sein Drang zur Sauberkeit, sich alles von seinem Rücken zu lecken, beispielsweise auch Hustenmittel. Ein abgebrochener Eckzahn beim Löwen «N’Bali» wurde nur durch Zufall auf einem Foto entdeckt. Zur Behandlung brauchte es dann ein ganzes Ärzteteam, bei dem auch Humanmediziner beigezogen wurden. Zwergflusspferddame «Ashaki» konnte mittels «Medical Training» dazu gebracht werden, so lange mehr oder weniger stillzustehen, dass per Ultraschalluntersuchung festgestellt werden konnte, dass sie tatsächlich trächtig war. Und auch die Frage, wie man ein Stachelschwein untersucht, wurde geklärt. Besser nicht so, wie es Dr. Wenker bei seinem ersten Anlauf tat. Er machte dabei nämlich Bekanntschaft mit – nachträglich gezählten – 120 «abgefeuerten» Stacheln.