Das «blaue Wunder»
16.05.2025 Bezirk Sissach, Kultur, Gemeinden, Gesellschaft, Baselbiet, OltingenDas Projekt «Posamenter» feiert am «Oltiger Määrt»
Vor 20 Jahren bot Dora Meier ihre ersten Spezialitäten aus Oberbaselbieter Hochstammzwetschgen am «Oltiger Määrt» an. Das Projekt «Posamenter» war geboren. Heute ...
Das Projekt «Posamenter» feiert am «Oltiger Määrt»
Vor 20 Jahren bot Dora Meier ihre ersten Spezialitäten aus Oberbaselbieter Hochstammzwetschgen am «Oltiger Määrt» an. Das Projekt «Posamenter» war geboren. Heute umfasst es mehr als zwei Dutzend Produkte.
Brigitte Keller
Seit 20 Jahren setzt sich Dora Meier auf vielseitige Art und Weise für den Erhalt der Hochstammbäume im Tafeljura ein. Vor allem Zwetschgenbäume rund um ihren Wohnort Wenslingen standen voller Früchte, für welche die Besitzer aber kaum noch Abnehmer fanden. Die Käufer von früher, wie etwa Konservenfabriken, hatten begonnen, günstiger aus dem Ausland zu importieren. Die Früchte an den Oberbaselbieter Bäumen blieben hängen oder fielen ungenutzt zu Boden. Eine traurige Tatsache, der die Biologin einfach nicht mehr tatenlos zusehen wollte.
Was könnte dagegen getan werden? Mit dieser Frage machte sich Meier auf, Antworten zu finden. Die Produzenten erklärten ihr, wie viel sie für 1 Kilogramm Zwetschgen benötigen, damit es sich für sie lohnt, die Bäume weiter zu pflegen und die Früchte zu ernten.
«Im ersten Jahr konnte ich gut 100 Kilogramm Hochstammzwetschgen abnehmen und verarbeiten», erzählt Meier. Neben Dörrzwetschgen hatte sie bereits das «Zwetschgentörtli» an ihrem Stand im Angebot, das von einer Bäckerei in Basel mitentwickelt wurde und nach wie vor produziert wird. Es ist heute eine der wichtigsten Spezialitäten im «Posamenter»-Sortiment. Auch das süss-saure Zwetschgenchutney «Prune d’Or» – die ersten Jahre hiess es noch «Zwätschg’Up»
– hatte sie dabei.
Die Produkte unter dem Namen «Posamenter» zu vermarkten, diese Idee hatte Dora Meier von Anfang an. «Die Bauern mit ihren Zwetschgenbäumen und dem Posamentern an den Webstühlen in den Wohnstuben, das lief über Jahrhunderte parallel und gehörte zusammen.» Deshalb habe sie diesen Namen gewählt und ihn rechtlich schützen lassen. Die Frage nach der Herkunft und der Bedeutung des Namens hat sie schon des Öfteren beantworten müssen.
Von 100 Kilo zu 10 Tonnen
Die Bemühungen von Meier «trugen Früchte». Die Verkäufe nahmen zu, das Sortiment wuchs. Auch an der Herbstmesse in Basel sind die Posamenter mit ihren Produkten seit 2006 ein gern gesehener Gast; mit den anerkannten Produkten sind sie auch an nationalen und internationalen Slow-Food-Märkten vertreten.
«Mittlerweile können wir jährlich mindestens 10 Tonnen Zwetschgen abnehmen und verarbeiten», sagt Meier. In guten Erntejahren waren es auch schon 15 Tonnen der auch als «blaues Wunder» bezeichneten Früchte. Wetter und Klima haben einen grossen Einfluss. Die Mengen schwanken, aber auch die Zeitpunkte, ab wann und wie lange geerntet werden kann. Dies mache die Mengenangaben und Lieferdaten an die Abnehmer nicht einfach.
Immer wieder genügend Helferinnen und Helfer zu finden, welche die Zwetschgen von Hand entsteinen, ist ebenfalls mit grossem Aufwand verbunden. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, fand Dora Meier vor etwa drei Jahren in der Person von Bettina Aeberli eine tatkräftige Mitstreiterin. Sie wird über kurz oder lang die Geschäftsführung übernehmen. Aeberli ist in Oltingen aufgewachsen und wohnt seit gut zwei Jahrzehnten mit ihrer Familie wieder dort.
Das gemeinsame Rüsten der Zwetschgen – oder «Wätschger», wie sie Aeberli nennt – bezeichnet sie als «Hochstamm-Projekt-Plus». Es stecke viel mehr dahinter, als «nur» die Hochstammbäume zu erhalten oder neue zu pflanzen. «Es geht darüber hinaus», fährt sie fort. «Das Projekt ist ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig und stärkt den Gemeinschaftssinn.»
Interessierte Personen können sich jederzeit bei der Posamenter GmbH melden und sich als Interessenten für das gemeinsame Rüsten registrieren lassen. Dann werden sie zu gegebener Zeit über die Termine informiert. «Wir haben auch einen Frauenverein, der das gemeinsame Zwetschgenrüsten schon zum zweiten Mal in sein Jahresprogramm aufgenommen hat», erzählen die beiden Frauen.
Dora Meier und Bettina Aeberli bieten ihre «Posamenter»-Produkte – das Sortiment umfasst inzwischen mehr als zwei Dutzend Spezialitäten – am «Oltiger Määrt» an zwei Ständen an: Einer steht in der Scheune des «Grosse Huus» und die blaue Dessert-Gondel steht beim «Becke Huus». Dort gibt es unter anderem Zwetschgenglacé. Die ersten 150 Besuchenden erhalten ein neues Produkt zum Degustieren, für das noch ein passender Name gesucht wird. Aus Anlass des 20-Jahre-Jubiläums werden am Sonntag um 10 Uhr an der Bauerngasse 59 (nahe «Määrt»-Stand Nr. 58) zwei Hochstammzwetschgenbäume gesetzt.
Oltiger Määrt dieses Wochenende
vs. Oltingen wird am kommenden Wochenende wiederum zu einem einzigen grossen Marktplatz und Begegnungsort. Der Marktplan umfasst sage und schreibe 67 Positionen (Verkaufsund Verpflegungsstände). Darüber hinaus wartet das Dorf mit einem reichhaltigen Unterhaltungsprogramm aus Musik, Spielen und handwerklichen Vorführungen auf. Der Marktbetrieb dauert am Samstag von 11 bis 18 Uhr (in den Bars und Beizen gilt Freinacht) und am Sonntag von 10 bis 17 Uhr.