«Das Beste am Eishockey sind Freundschaften»
14.02.2025 Sport, Zunzgen, Sissach, EishockeyNach Jahren im Leistungssport hat sich Daniel Gysi bewusst für den Weg in den Amateurbereich entschieden – doch seine Leidenschaft fürs Eishockey bleibt ungebrochen. Mit dem EHC Zunzgen-Sissach steht er nun im Play-off-Halbfinal, wo er und seine Teamkollegen morgen gegen Zuchwil ...
Nach Jahren im Leistungssport hat sich Daniel Gysi bewusst für den Weg in den Amateurbereich entschieden – doch seine Leidenschaft fürs Eishockey bleibt ungebrochen. Mit dem EHC Zunzgen-Sissach steht er nun im Play-off-Halbfinal, wo er und seine Teamkollegen morgen gegen Zuchwil zurückschlagen wollen.
Luana Güntert
Daniel Gysi hat den Eissport im Blut. Seine Schwestern, seine Mutter und Grossmutter waren Eiskunstläuferinnen und er somit bereits als Kind regelmässig auf den Schlittschuhen unterwegs. «Mein Omi war sogar Schweizer Meisterin im Eiskunstlauf», erzählt Gysi im Gespräch auf der Kunsteisbahn Margarethen in Basel. Hier begann für ihn mit acht Jahren der Weg im Eishockey. «Denn als Bub hatte ich natürlich keine Lust auf Eiskunstlauf.» Heute, 20 Jahre später, steht er mit dem EHC Zunzgen-Sissach im Play-off-Halbfinal. Was dazwischen passiert ist, ist die Geschichte vom Traum eines jungen Baslers und den Wendungen, die ein Leben nehmen kann.
Gysi durchlief verschiedene Juniorenstufen beim EHC Basel und zeigte früh Talent. Er wusste schnell, dass er es im Spitzensport versuchen wollte. «Einige Jahre vor dem Übertritt ans Gymnasium suchte ich mit meiner Familie nach einer Möglichkeit, Schule und Eishockey zu verbinden», so der 28-Jährige. Durch Zufall stiess seine Mutter auf ein Angebot der Sportschule Niederösterreich, die den damals 13-jährigen Daniel aufnahm. Dort konnte er professionell trainieren und später die österreichische Matur ablegen. «Anfangs hatte ich grosse Mühe, weg von zu Hause zu sein, aber ich gewöhnte mich schnell daran.»
Über den grossen Teich
Diese Fähigkeit, sich schnell anzupassen, half Gysi vier Jahre später, als es ihn 17-jährig noch weiter weg von zu Hause zog: «Ich wollte an einer amerikanischen Universität studieren und für das Uni-Team spielen.» In den USA konnte er jedoch nicht sofort mit dem Studium beginnen. «Man muss in der Regel zuerst in einem Juniorenteam gespielt haben», erklärt er.
Gysi wechselte für zwei Jahre zu den Junioren von Springfield und den Syracuse Stars. Während dieser Zeit lebte er bei einer Gastfamilie, die sich um ihn kümmerte, für ihn kochte und die Wäsche machte. «Ich fühlte mich direkt aufgehoben, hatte aber auch viel Zeit zum Chillen», sagt er und lacht. Speziell sei gewesen, dass sein Gastvater auch sein Assistenztrainer gewesen sei. «Das sorgte manchmal für komische Situationen zu Hause.» Die Sprache war für Gysi kein Problem, da er als kleines Kind mit seiner Familie für anderthalb Jahre in den USA gelebt hat.
2016 nahm Gysi sein Wirtschaftsstudium an der Lawrence University im Bundesstaat Wisconsin auf und spielte fortan für das Universitätsteam. «Es war eine coole zeit. Die entstandenen Freundschaften sind sehr speziell, da wir zusammen gespielt und studiert haben.»
Anders als geplant
Obwohl Gysi die Zeit in den USA genoss, war für ihn immer klar, dass er nach dem Studium in die Schweiz zurückkehren würde. «Hier fühle ich mich einfach wohler und bin näher bei meiner Familie», sagt er. In seinem letzten Jahr in Amerika reiste er in den Weihnachtsferien in die Schweiz, um bei verschiedenen Klubs Probetrainings zu absolvieren. Schliesslich unterschrieb er einen Profivertrag bei der EVZ Academy und absolvierte 42 Einsätze in der Swiss League (Nati B). Ein Jahr später zog es ihn zurück in die Heimat, zum EHC Basel, der damals in der MySports League, also der dritthöchsten Liga, spielte.
Bevor der Verteidiger sein erstes Spiel absolvieren konnte, passierte das, was die bekannte Lebensweisheit «Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt» perfekt beschreibt. «Während der Sommertrainings hatte ich in meinem Privatleben einige Baustellen, die mir die Motivation für Eishockey völlig genommen haben», erzählt Gysi. Er löste seinen Vertrag auf und hängte seine Schlittschuhe von einem Tag auf den anderen an den Nagel. «Ich wollte nichts mehr mit Hockey zu tun haben und stieg ins Berufsleben ein.»
Gysi konnte jedoch nicht für immer vom Hockey lassen. Nach einer kurzen Auszeit stieg er auf Anraten von Freunden beim EHC Binningen in der 3. Liga wieder ein. «Der Wechsel in den Amateurbereich war definitiv eine Umstellung», so Gysi. Doch für ihn war der Spass am Spiel und das Miteinander das, was er gesucht hatte.
Beruflich machte Gysi im Beratungsbereich Fortschritte und spielte weiter beim EHC Binningen. «In dieser Zeit sagte mir mein guter Freund Nicolai Gusset immer wieder: ‹Komm doch nach Sissach›», so Gysi. Doch der ZS-Verteidiger schaffte es vorerst nicht, ihn zu überreden, sich den Oberbaselbietern anzuschliessen. «Ich sagte ihm, dass mir das viel zu weit weg ist.» Gusset gab jedoch nicht auf, und so konnte er den Basler dazu bewegen, für diese Saison zum EHC Zunzgen-Sissach zu wechseln.
Nach einer längeren Südamerika-Reise war es am 4. Januar so weit: Gysi lief zum ersten Mal im grün-weissen Trikot auf. «ZS ist ein toller Verein, und man merkt, dass da Menschen mit Herzblut dahinterstehen», so Gysi. Das Team und der Staff seien eine «coole Gruppe», und oft unternehmen die Spieler nach den Trainings noch etwas, wie zum Beispiel eine Runde Darts spielen.
Das Gemeinschaftsgefühl und die Kollegialität seien auch das, was dem Basler in seiner Eishockey-Auszeit gefehlt haben. Deshalb gefallen ihm die Zeiten in der Garderobe vor oder nach einem Spiel, wo Freundschaften gelebt werden, am meisten. «Die Freundschaft gehört für mich zum Eishockey.»
Gibt es morgen eine Revanche?
In der Garderobe der Sissacher «Kunsti» bereiten sich Gysi und seine Teamkollegen vielleicht auf das letzte Spiel der Saison vor. ZS liegt in der Halbfinal-Serie gegen Zuchwil hinten (Stand: Donnerstagabend, 17 Uhr). Doch Gysi zeigt sich trotz der ersten Niederlage vorsichtig optimistisch: «Wir sollten diese Serie eigentlich gewinnen. Wenn ich an das Spiel vom Dienstag zurückdenke, glaube ich, dass wir spielbestimmender waren.» Zuchwil habe seine Chancen eiskalt genutzt.
Gysi ist auch deshalb optimistisch, weil er den EHC Zunzgen-Sissach als das talentierteste Team in der Zentralschweizer 2. Liga sieht. «Man merkt am Spielverständnis und an der Technik, dass einige von uns schon in höheren Ligen gespielt haben. Aber weil wir vielen Gegnern spielerisch überlegen sind, fehlt uns manchmal der Wille, die ‹Drecksarbeit› auf dem Eis zu erledigen. Das kann uns den Sieg kosten.»
Morgen Abend hat ZS bereits wieder die Chance, sich auf der heimischen «Kunsti» gegen Zuchwil zu revanchieren. «Wir hatten viele gute Ansätze im ersten Spiel, das müssen wir beibehalten. Unsere blöden Geschenke dürfen einfach nicht mehr passieren.»