Das abgespeckte Derby
20.12.2024 Sport, Zunzgen, Sissach, Eishockey, SportSeit die besten Spieler der Region beim EHC Zunzgen-Sissach auflaufen, kann Partner EHC Rheinfelden nicht mehr mit den besten Teams der 2. Liga mithalten. ZS feierte seinerseits grosse Erfolge. Morgen kommt es zum Duell auf der Kunsteisbahn.
Sebastian Wirz
Zu ...
Seit die besten Spieler der Region beim EHC Zunzgen-Sissach auflaufen, kann Partner EHC Rheinfelden nicht mehr mit den besten Teams der 2. Liga mithalten. ZS feierte seinerseits grosse Erfolge. Morgen kommt es zum Duell auf der Kunsteisbahn.
Sebastian Wirz
Zu Beginn des Jahres 2015 qualifizierten sich die Zweitligisten des EHC Zunzgen-Sissach und des EHC Rheinfelden auf Rang 7 und 8 der Zentralschweizer Gruppe 3 gerade noch für die Play-offs. Dort schieden beide in der ersten Runde, den Achtelfinals, aus. Es war das letzte Mal, dass sich die beiden Nachbarteams in dem hinteren Gefilde der Tabelle trafen. Denn seither ist alles anders.
Spieler, die vom 1.-Liga-Team des EHC Basel ins Fricktal und ins Oberbaselbiet wechselten, veränderten die Gesichter der Zweitligisten komplett. Unter anderem mit Marvin Frunz, Thomas Keller und Kenneth Steiner wurde Rheinfelden in den folgenden drei Saisons immer Qualifikationssieger, 2015/16 gar Zentralschweizer Meister. Die Rückkehr von Remo Hunziker und Mattia Di Biase machte auf der anderen Seite ZS zu einem Top-Team in der 2. Liga – die beiden Qualifikationssiege nach der Rheinfelder Serie gingen an die Oberbaselbieter.
Die Direktduelle waren zwar oft umkämpft, die beiden Gruppenfinal-Derbys 2017/18 etwa gingen jeweils mit nur einem Tor Unterschied an Rheinfelden, aber die Aargauer hatten doch deutlich die Oberhand: Zwischen 2015 und 2020 gewannen sie 9 von 12 Spielen gegen ZS, wie ein Blick auf die Statistik zeigt (siehe Tabelle).
Die Pyramide entsteht
Dann kam Corona. Die Saison 2020/21 wurde nach nur einem Spiel abgebrochen, die darauffolgende taugt mit dem langen Unterbruch, Impfstatus-Diskussionen und der grossen Ungewissheit, ob es überhaupt weitergehen würde, ebenfalls kaum für Vergleiche. Aber danach war Rheinfelden nicht mehr, was es einmal war. Das hat nichts mit der Pandemie an sich zu tun, sondern damit, was in deren letztem Winter geschah: Ex-Rheinfelder-Trainer Michael Eppler wurde Sportchef bei ZS. Angesichts der Altersstruktur der Teams und der relativ geringen Anzahl Spieler in der Region sowie mit dem Warnsignal im Hinterkopf, dass sich der EHC Laufen wegen Spielermangels aus der 2. Liga zurückziehen musste, setzte er mit den Vereinen sein Konzept einer Eishockey-Pyramide in der Region durch.
In Sissach sollte ein regionales Spitzenteam entstehen. Es war die logische Fortsetzung des Konzepts der Nachwuchsorganisation von ZS, Rheinfelden, Laufen und Herrischried, des HC Nordwest United, bei den Aktiven. Unter dem ZS-Spitzenteam, das er sich in der 1. Liga vorstellen konnte, sah Eppler Rheinfelden als Top-Team in der 2. Liga. In der 3. Liga sollten zudem ambitionierte Junioren in einer weiteren Mannschaft des gemeinsamen Konstrukts Erfahrungen sammeln können.
ZS hat seither stark vom Projekt profitiert: 2023 war erst im Final Schluss, im vergangenen Frühling schliesslich wurde der Zentralschweizer Meistertitel auf der «Kunsti» begossen. Alle anderen Prognosen sind aus heutiger Perspektive zu optimistisch eingeschätzt worden. In der 3. Liga sind weder Rheinfelden, noch ZS oder auch «Kunsti»- Mitbenutzer EHC Lausen vertreten, der zuvor über Jahre in dieser Spielklasse auflief. Das «abgespeckte» Rheinfelden, das konstante 2.-Liga-Spitzenteam der fünf Jahre vor Corona, belegte in den beiden vergangenen Jahren jeweils mit einem knappen Kader den viertund drittletzten Rang.
Nirgends wird die entgegengesetzte Entwicklung so deutlich wie bei den Direktbegegnungen: Während ZS von 2015 bis 2020 nur 3 von 12 Derbys gewinnen konnte, gingen die beiden Duelle seither 7:1 und 8:0 zugunsten der Oberbaselbieter aus. Morgen kommt der EHC Rheinfelden gar als Tabellenletzter auf die Kunsti, während ZS die Teilnahme an der Master Round der «Top 4» als Zweitplatzierter so gut wie auf sicher hat. Von einem «einfachen Gegner» will ZS-Trainer Lukas Kamber aber nicht reden: «Rheinfelden hat die vergangenen Spiele knapp verloren. Wer meint, dass gibt lockere drei Punkte, kann sich gut irren.»
Ziel: Viertelfinal überspringen
Entgangen ist Kamber und seinem Team die Krise der Fricktaler aber nicht, die in zehn Spielen erst einen Punkt erspielt haben. Die Sissacher würden alle Beteiligten kennen, sie litten mit, sagt Kamber. «Die Verbindung ist eng, es interessiert in der ZS-Garderobe, wie es Rheinfelden läuft.» Das Ziel von ZS sei aber nun einmal der Meistertitel. Diese folgenreiche Entscheidung sei getroffen worden und dafür brauche es ein Spitzenteam anstelle zweier durchschnittlicher Mannschaften. «Wir können nicht helfen», sagt Kamber.
Der Fokus von ZS liegt darauf, in den beiden verbleibenden Spielen gegen die beiden Tabellenletzten sowie den Ersten so viele Punkte zu sammeln, dass in der darauffolgenden Masterround der zweite Platz bereits nicht mehr in Gefahr kommen kann. Denn die beiden besten Teams können die Gruppen-Viertelfinals überspringen und erhalten zwei Wochen Erholung, bevor die Play-offs für sie in den Gruppen-Halbfinals beginnen.
Restprogramm EHC Zunzgen-Sissach:
Samstag, 21. Dezember, 17.30 Uhr: EHC ZS – EHC Rheinfelden (aktuell 8. Rang)
Samstag, 4. Januar, 20 Uhr: SC Altstadt Olten (7.) – EHC ZS
Samstag, 11. Januar, 17.30 Uhr: EHC ZS – EHC Brandis (1.)
Anschliessend folgt die Masterround.